Autor | Katrin Meister / Hans Meister |
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Verlag | Leopold Stocker Verlag |
Umfang | 192 Seiten |
ISBN | 978-3-7020-1381-3 |
Preis | Fr. 29.90 (UVP) |
Für Katrin und Hans Meister zumindest ist klar, dass die Gier sich längst zum gesamtgesellschaftlichen, systemimmanenten Problem gemausert hat. Sie halten sich deshalb nicht lange mit Abzockern und Konsorten auf, um uns an das Thema heranzuführen. Sie stellen nur einige Fragen – wie jene, ob wir, die wir in einem historisch einzigartigen allgemeinen Wohlstand leben, uns dessen überhaupt bewusst sind? Oder gar glücklich darin? Oder eben die Titelfrage, auf uns selbst bezogen: Könnten wir nicht eigentlich die Füsse hochlegen und beschliessen, dass wir jetzt genug Güter angesammelt haben? Warum nicht? Ach ja, das Essen. Das muss jeden Tag neu auf den Tisch. Ganz folgerichtig ist das zweite grosse Thema des Buches die Landwirtschaft. Gier und Hunger... das ist eine Paarung, die Spannung aufbaut. Die Autoren, ein Agrarjournalist und eine Pädagogin, führen uns nicht nur an die Ursachen unserer Gier – die sie hauptsächlich in der Infektion aller Lebensbereiche mit ökonomischen Ideologien verorten – sondern ebenso an ihre Folgen im globalen Kontext heran. Wie eben dem Hunger, dem wir mit unserer, zumindest durch unser Verhalten belegten, Forderung nach billiger Nahrung keineswegs entgegenarbeiten. Sie stellen ihre Fragen dem Leser direkt, und sie sind keineswegs gewillt, ihn angesichts eines zustimmenden Kopfnickens oder eines gehauchten Lippenbekenntnisses wieder vom Karren hüpfen zu lassen. Ihre Sprache, pendelnd zwischen Ironie, Sachlichkeit und Zorn, entwickelt eine Sogwirkung, der man nicht so leicht entschlüpft. Ihr Aufruf zur Selbstbeschränkung und zur Besinnung auf Werte wie Mitgefühl und Solidarität gewinnt dadurch eine Wucht, die man in anverwandten Werken in diesem Mass selten findet. Sie wollen aufrütteln, und das tun sie dann auch. Dabei versäumen sie es nicht, deutlich zu machen, dass wir durch Mässigung unserer Ansprüche wohl mehr zu gewinnen als zu verlieren haben.
Ihr reich illustriertes, in angenehm kurze Kapitel unterteiltes Buch ist schnell gelesen. Das ist, angesichts der genannten Kraft der Botschaftsvermittlung, ein Vorteil. Es bedeutet aber auch, dass sie in vielen komplexen Fragestellungen der industrialisierten Landwirtschaft oder der psychologischen und sozialen Auswirkungen der Konsumgesellschaft an der Oberfläche bleiben und uns nur Eckdaten liefern. Insgesamt bleibt ihre Vision einer besseren Wirtschafts- und Weltordnung unscharf. Da wird einmal ein leises Bekenntnis zur Vision eines bedingungslosen Grundeinkommens eingeflochten, an anderer Stelle der Begriff der Nachhaltigkeit eher eingeführt als ausgelotet. Daneben steht ein unkritisch idyllisches Bild der Bauernschaft oder eine Verteidigung des Begriffes und der inneren Haltung der „Barmherzigkeit", die zumindest den Rezensenten irritierte. Das Buch ist deshalb als eine Einführung zu empfehlen. Das tun wir dann allerdings gern mit Nachdruck. Wer sich fragt, was eigentlich diese Ökos immer am Konsumverhalten, der Globalisierung etc. herumzunörgeln haben: Dieses Buch lesen. Wer zwischen dem ersten und dem zweiten persönlichen Schritt zu einer hoffnungsfroheren Welt schon eine längere Pause eingelegt hat: Ebenso.
Rezension: Sacha Rufer
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