Autor | Maude Barlow |
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Verlag | thinkOya (Drachen Verlag) |
Umfang | 89 Seiten |
ISBN | 978-3-927369-78-8 |
Preis | Fr. 14.— (UVP) |
Es gab da mal einen Mann namens Garret Hardin, der uns von der „Tragik der Allmende" erzählte. Diese tragedy of the commons sei es, dass jeder Besitz, der der Allgemeinheit zur Verfügung steht, fast zwangsläufig übernutzt wird, einfach weil jeder Nutzer fürchten muss, bei zurückhaltender Nutzung zu kurz zu kommen. Spätestens seit seinem diesbezüglichen Essay ist dieses Problem der commons in den sozialen Wissenschaften etabliert. Im öffentlichen Diskurs hingegen kaum. Deshalb kämpft Maude Barlow (unter anderem Trägerin des Alternativen Nobelpreises) für eine allgemeinere Verbreitung und Verankerung des Gedankenguts von der Wasserallmende. Denn kaum irgendwo tritt die Tragik der Allmende so klar zu Tage wie bezüglich des Trinkwassers. Dass Wasser eigentlich ein Allgemeingut sein müsste, ist ein einer breiten Öffentlichkeit einleuchtender Gedanke. Dennoch wird Wasser weltweit privatisiert. Es hat sich eine einflussreiche Wasserlobby gebildet, die diesbezüglich einer liberalen Marktwirtschaft das Wort spricht und die Süsswasservorräte der Erde der Allgemeinheit entreisst, um damit – mittels Agrarwirtschaft, industrieller Nutzung oder auch über den schlichten Verkauf von Lifestyle inszenierenden Markenwässerchen – Profite einzufahren. Den Strukturen, Strategien und der globalen Einflussnahme dieser Interessengemeinschaft von transnationalen Konzernen spürt Maude Barlow in ihrem kleinen Büchlein nach und zeigt uns dabei auf, was die unerspriesslichen Folgen einer solchen Wasserwirtschaft sind: Ungehemmte Wasserverschmutzung, Wassermangel, Zerstörung von Lebensraum und sozialen Strukturen usw. Ebenso macht sie uns klar, dass diese Folgen nicht nur uns Menschen direkt betreffen. Genauso wie wir sind Tiere, Pflanzen, kurz: alle Ökosysteme vom Wasser abhängig. Ein Wassermangel dort wirkt natürlich gleich nochmals auf uns zurück – in der Schweiz wie anderswo. Im Gegenzug präsentiert sie uns Beispiele eines wirksamen Widerstands gegen den Ausverkauf einer Lebensgrundlage und bespricht, wie der Idee vom Wasser als Gemeingut wieder mehr Geltung verschafft werden könnte.
Der Verlag thinkOya zeichnet sich im Allgemeinen durch einen idealistischen Zugang zu ökologischen Themen aus. Das heisst, dass die hier versammelten Autoren in der Frage, ob Veränderungen wirksamer durch die vorbereitende Förderung eines allgemeinen ökologischen Bewusstseins oder durch die Bereitstellung spezifischer technischer oder rechtlicher Strukturen angestossen werden, zur ersten Antwort neigen. Das ist auch Maude Barlow anzumerken, wenn sie von einer „neuen grossen Erzählung für die Wasserallmende" spricht oder ganz allgemein unsere Denkweise in Bezug auf die commons berichtigen will. Der Rezensent, der eher zur zweiten Antwort tendiert, hat sich daran auch schon mal gestossen. Allzu leicht verhallen Appelle für ein „Umdenken" in folgenlosen Betroffenheitsbekenntnissen. Doch um sich damit zufrieden zu geben, ist Maude Barlow zu sehr Aktivistin. Ihr Buch lässt keinen Hang erkennen, sich im Elfenbeinturm auszutoben, sondern macht abseits des intellektuellen und ethischen Überbaus handfeste Vorschläge, wie der Wasserlobby auf ziviler, rechtlicher oder politischer Ebene beizukommen ist. Das kleine Büchlein ist also mit pragmatischen Lösungsansätzen und Erfahrungen ebenso dicht bepackt wie mit Informationen und wichtigen Gedanken zu einer Umdeutung des Wertes unserer natürlichen Umwelt. Es bietet sich als eine schnell gelesene, aber breit sensibilisierende Einführung zu gleich zwei wichtigen Thematiken, Wasser und commons, vorrangig an.
Rezension: Sacha Rufer
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