Gemäss der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO sind die Frauen in den Entwicklungsländern für 60-80% der Nahrungsmittelproduktion zuständig. Während der Frauenanteil in der Landwirtschaft in Lateinamerika nur 20% beträgt, beläuft er sich in grossen Teilen Afrikas und Asiens auf rund 50, in einigen Ländern sogar auf beinahe 70 Prozent (vgl. Weltagrarbericht: Die Feminisierung der Landwirtschaft). Im südlichen Asien und im subsaharischen Afrika sind damit rund zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft tätig und für den grössten Teil des Ertrages verantwortlich. Zusätzlich sind sie in diesen Regionen für sämtliche Hausarbeiten wie die Kindererziehung, die Lebensmittelversorgung, das Kochen, Wäschewaschen und Wasserholen zuständig. Ihre Arbeit ist meist unter- oder unbezahlt, und die Feldarbeit dient zu einem grossen Teil der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und/oder der Subsistenzwirtschaft. Die Männer gehen oft einer Erwerbstätigkeit in weit entfernten Städten nach. In vielen Fällen müssen die Frauen so auf dem Land ohne männliche Unterstützung für die Familie aufkommen.
Rund 70 Prozent der Armen auf dieser Welt sind Frauen.
Mit ihrer wichtigen Funktion in der Nahrungsmittelproduktion könn(t)en die Frauen eine wesentliche Rolle in der Hungerbekämpfung einnehmen. Aufgrund vieler Benachteiligungen gegenüber den Männern, können sie ihr Potenzial heute jedoch kaum nutzen. Laut FAO wäre es für die Frauen möglich, ihre landwirtschaftlichen Erträge um 20-30% steigern, wenn sie den gleichen Zugang zu produktiven Ressourcen und zur Bildung hätten wie die Männer. In der Tat sind Frauen und Mädchen jedoch erheblich stärker von Armut, Hunger und Krankheit betroffen. Oft bekommen sie in der Familie den kleineren Teil der zu knappen Rationen und auf dem Arbeitsmarkt schlechtere Löhne. Zudem bleibt den Mädchen oft jegliche Grundausbildung verwehrt. Im Gegensatz zu den Knaben arbeiten sie stattdessen oft schon im Kindesalter sehr viel im Haushalt mit. Rechtliche und kulturelle Hürden bei der Vererbung und der Nutzung von Land sorgen dafür, dass nur 20% der Landbesitzer weiblich sind; in vielen Ländern Afrikas sind es deutlich weniger. Die Frauen haben dadurch, neben einem schlechten Zugang zu Ausbildung, Beratung und Krediten, kaum Kontrolle über die Produktionsmittel.
Die Diskriminierung der Frauen in einigen Drittweltländern ist also nicht nur sehr ungerecht, sondern fördert auch Hunger und Armut, und schadet somit auch einer breiten Allgemeinheit. Um die Gleichberechtigung durchzusetzen, muss als erstes die rechtliche Gleichstellung der Frau sichergestellt werden. Zusätzlich ist eine enge Zusammenarbeit verschiedenster Akteure notwendig, um die Alphabetisierung sowie die allgemeine und landwirtschaftliche Bildung der Frauen in der Landwirtschaft voran zu bringen. In Afrika und Asien gibt es bereits einige erfolgreiche Beispiele von Frauen, die Gemeinschaften gegründet haben, um für ihre Rechte einzustehen. Eines davon ist die Arbeit der Vereinigung der Selbstständigen Frauen (SEWA) in Indien. SEWA umfasst mehr als 2000 lokale Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich regelmässig treffen, um sich weiterzubilden, Informationen auszutauschen und Probleme gemeinsam zu lösen.
Weiterführende Links
Offizielle Webseite des International Womens Day 2013 (En).
Weltagrarbericht: Publikation "Wege aus der Hungerkrise: Die Erkenntnisse des Weltagrarberichtes und seine Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen" (De).
Offizielle Website der indischen Selbsthilfegruppe Self Employed Women’s Association SEWA (En).
FAO-Themenseite: "Men and Women in Agriculture: Closing the Gap" (En).
FAO-Bericht "The State of Food and Agriculture", 2012 (En).
FAO-Bericht "The State fo Food Insecurity in the World", 2012 (En).
Zeit Online: "Die Diskriminierung von Frauen verstärkt den Hunger", 2011.
Videobeitrag The Girls Effect (En).
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