Blüten können von den unterschiedlichsten Insekten bestäubt werden, wie zum Beispiel von Schmetterlingen, Hummeln, Wespen, Käfern und Fliegen. Doch für satte 80% des gesamten Bestäubungsvolumens sind allein die Bienen verantwortlich. Diese beachtliche Leistung hat in den letzten Jahren aufgrund des Bienensterbens stark nachgelassen. Schuld trägt wie so oft der Mensch: Öde Monokulturen, Wiesen ohne Blütenvielfalt und Pestizid-Cocktails machen den fleissigen Insekten den Garaus. Die neuste Generation hochtoxischer Insektizide – die Neonicotinoide – haben im Jahr 2012 die Hälfte der 200‘000 Bienenvölker in der Schweiz eliminiert, wie die Fachzeitschrift der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz berichtet. Das Nervengift schwächt unter anderem das Immunsystem und verursacht Blockaden im zentralen Nervensystem, so dass die Bienen orientierungslos umher irren und oft nicht mehr zum Stock zurückfinden.
„Die Mauerbienen bestäuben Blüten ausserordentlich gründlich, was einen erhöhten Prozentsatz an Früchten mit Premium-Qualität zur Folge hat. Dies führt zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Mehrwert.“
Wildbiene + Partner
Lange Zeit war nicht bekannt, dass Wildbienen entscheidend sind für reiche Ernten. Gemäss Zahlen der ETH Zürich, übersteigt die Bestäubungsleistung einer Mauerbiene diejenige einer Honigbiene um das 80- bis 300-fache. Innerhalb der Mauerbienen existieren drei verschiedene Gattungen mit insgesamt rund 50 Arten. Diese leben im Gegensatz zu Honigbienen solitär. Sie bilden keine Staaten mit strenger Arbeitsteilung, haben keine Königin und produzieren keinen Honig. Während bei den Honigbienen nur bestimmte Individuen Pollen sammeln, fliegt bei den Wildbienen jedes einzelne Weibchen Blüten an, und dies erst noch in höherer Frequenz. Ausserdem bevorzugen viele Wildbienenarten Obstblüten gegenüber anderen Blüten wie Löwenzahn, Raps oder Hahnenfuss. Wildbienen sammeln den Pollen in Nestnähe ein und fliegen kaum in benachbarte Obstplantagen. Dies verkleinert das Risiko, dass mit den Bienen Pflanzenkrankheiten wie der Feuerbrand verbreitet werden. Eine zusätzliche Annehmlichkeit der Wildbienen: Sie sind äusserst friedliche Artgenossen und stechen praktisch nie.
In der Schweiz kommen insgesamt über 600 Wildbienenarten vor. Fast die Hälfte davon steht allerdings auf der Roten Liste der gefährdeten und bedrohten Arten. Für intakte Ökosysteme wie für gute landwirtschaftliche Erträge, ist der Erhalt einer grossen Artenvielfalt essentiell. Zu diesem Zweck gibt es mittlerweile verschiedene Anbieter von sogenannten „Bee-Packages“. Landwirte und Bienenfreunde können einheimische Wildbienenvölker bestellen, um rund ums Haus oder auf dem Balkon naturnahe Wildbienenhabitate zu schaffen. Zum Einsatz kommt zum Beispiel die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis). Beide eignen sich hervorragend zur Bestäubung von Kern- und Steinobst. Bienenpaten- und Patinnen kommen damit nicht nur in den Genuss einer üppigeren und schmackhafteren Ernte, sondern vermögen auch einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Bienenpopulationen, der Artenvielfalt und der Ernährungssicherung zu leisten.
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