Um das Jahr 1800 zählte die Menschheit erstmals eine Milliarde Individuen. Durch den medizinischen Fortschritt und einem grösseren Nahrungsmittelangebot ist die Weltbevölkerungszahl mittlerweile auf über 7 Milliarden geklettert. Allein zwischen 1960 und 2000 hat sich die Zahl der Menschen verdoppelt.
Laut einer UN-Prognose finden 95 Prozent des weltweiten Bevölkerungszuwachses in den Entwicklungs- und Schwellenländern statt. Das rasante Wachstum stellt die Menschheit vor immense Herausforderungen, denn mit der steigenden Anzahl Menschen nehmen der Konsum, der Energieverbrauch, die benötigten Flächen für die Landwirtschaft und die Umweltverschmutzung zu. Im Jahr 1968 behauptete der Biologe Paul R. Ehrlich in seinem Buch «The Population Bomb», dass auf der Erde längerfristig nur Platz für rund 1,2 Milliarden Menschen sei. Wäre der Rückgang der Bevölkerung also die Rettung für die Erde? Offenbar nicht unbedingt:
"Das wahre Problem der Erde ist nicht die Überbevölkerung, aber sie dient als perfekte Ausrede für Armut, Hunger, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit."
Werner Boote, Regisseur «Population Boom»
Im Film «Population Boom» erklärt Werner Boote – bekannt durch den Film «Plastic Planet» –, dass das Klagelied über die Überbevölkerung lediglich ein Ablenkungsmanöver von den dringenden Angelegenheiten darstellt. “Es ist interessant, dass die Industrienationen mehr Ressourcen und Energie verbrauchen und damit mehr Müll produzieren als die, von denen man behauptet, sie leben in Ländern mit dramatischer Überbevölkerung", meint der Regisseur. Gerade die Länder mit den höchsten Geburtenraten verbrauchen am wenigsten Rohstoffe. Auch die Anthropologin Shalini Randeria übt Kritik an der westlichen Doppelmoral: „Wenn eine Frau aus Kamerun mehrere Kinder zur Welt bringt, trägt sie angeblich zur globalen Überbevölkerung bei, wenn der Schweizer aber zwei Autos kauft, kurbelt er das Wirtschaftswachstum an. Man kann die Frage der vermeintlichen Überbevölkerung nicht vom Ressourcenverbrauch trennen.“ Dies scheint plausibel, denn immerhin verbrauchen die Einwohner der Stadt New York an einem Tag mehr Energie als der gesamte afrikanische Kontinent!
Zu glauben, eine Reduktion der Bevölkerung würde unsere Probleme mildern, wäre also zu kurz gedacht. Ob wir zu viele sind oder nicht, hängt nicht so sehr von der Anzahl Menschen, sondern vielmehr von unserem Lebensstandard ab. Würden alle heute lebenden Menschen so viele Ressourcen verbrauchen wie die Amerikaner, so bräuchten wir laut „Living Planet Report 2012“ des WWF schon heute 4 Erden. Lebten alle wie die Indonesier, so wären es gerade mal 0,7 Erden.
Auch darf nicht vergessen gehen, dass sich der Ressourcenverbrauch nur schon durch weniger Verschwendung massiv senken liesse. Beispielsweise landen laut einem Uno-Bericht über ein Viertel aller weltweit produzierten Lebensmittel im Müll. Ein effizienterer Umgang mit diesem wertvollen Gut könnte laut Experten die verfügbaren Kalorien pro Person um beinahe 50 Prozent steigern.
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