Richard Dawkins ist ein britischer Evolutionsbiologe. Zu diesem Thema hat er auch einige Bücher verfasst. Mit dem Buch „The Selfish Gene“ (Das egoistische Gen) erlangte er grosse Bekanntheit. Die Evolutionsbiologie beschäftigt sich mit der Rekonstruktion der stammesgeschichtlichen Entwicklungen der Organismen und den Mechanismen der evolutiven Veränderungen. Der bekannteste Begründer der Evolutionstheorie bleibt jedoch Charles Darwin. Seine und Alfred Russel Wallaces Ideen legten den Grundstein zur Evolutionstheorie. Richard Dawkins erlangte durch seine kritischen Betrachtungen der Evolutionsbiologie, Religion und des Kreationismus (der Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch durch einen unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes entstanden sind) Aufmerksamkeit. 2013 wurde er in einer Umfrage des Magazins Prospect von einer Auswahl britischer und US-amerikanischer Juroren zum weltweit wichtigsten Denker gewählt.
Neuartige Sichtweise
In seinem Buch „Das egoistische Gen“ analysierte Richard Dawkins die Evolution auf der Ebene der Gene. Das Buch ist ein Versuch zur Veranschaulichung der Denkweise der Soziobiologie. Dawkins reagiert darin auf die evolutionstheoretische Ansicht, dass Arten die massgeblichen Einheiten der Selektion seien. Oft hiess es: „Tiere opfern sich zum Wohl der Art.“ Innerhalb und zwischen den Arten kämpfen dabei einzelne Individuen und ihre Konkurrenz um Ressourcen. Diese Überlegung denkt Dawkins radikal weiter: „Warum sollten nicht die Genabschnitte einzelner Chromosomen selbst mit den gleichen Genabschnitten anderer Chromosomen miteinander im Wettstreit stehen?“ Die sexuelle zweigeschlechtliche Vermehrung hindert das Lebewesen daran, sich als vollständiges Individuum der nächsten Generation weiterzugeben, also sozusagen zu klonen. Stattdessen wird lediglich eine willkürliche Auswahl an Genen weitergegeben.
Allele Gene stehen folglich in direkter Konkurrenz. Die Allele befinden sich an der immer gleichen Stelle im Genom (Erbgut, die Gesamtheit der materiellen Träger der vererbbaren Informationen einer Zelle) und erfüllen die immer gleiche Aufgabe. Sie unterscheiden sich nur in der Art, wie sie diese Aufgabe erfüllen. Um diese Dominanz auszuüben müssen sie somit ‚egoistisch‘ sein. Dies bedeutet nämlich, dass sie sich auf Kosten anderer Gene verbreitern. Der unterstellte Egoismus dient dabei nur zur Veranschaulichung. Gene haben weder Gefühle noch Absichten. Ist ein Allel beispielsweise heute noch in einem Genom vorhanden, so hat es sich ‚egoistisch‘ gegenüber anderen durchgesetzt. In Dawkins strenger Sichtweise haben sich Gene somit ihre sie beherbergenden Körper als “Überlebensmaschinen“ geschaffen.
„Das Verhalten eines Tieres tendiert dazu, das Überleben der Gene 'für' dieses Verhalten zu maximieren.“
Richard Dawkins, Evolutionsbiologe
Ein sehr interessantes Beispiel dazu ist die Verwandtenselektion. Den Verwandten zu helfen, als sogenannt selbstloser Akt, hat für das einzelne Individuum meist keine Vorteile. Das Gen, welches diese festlegt, hingegen schon. Die Wahrscheinlichkeit, dass der andere (Eltern, Kinder, Geschwister) das gleich Gen trägt, beträgt 50 Prozent. Somit kann es sich für das Gen durchaus lohnen, den Verwandten zu helfen.
Natürlich löst solch eine radikale Sichtweise Betrachtung des Lebens einiges an Kritik aus. Neben der Wissenschaftlichen, die unteranderem auf die eingeschlechtliche Fortpflanzung hinwies, bezog sie sich hauptsächlich auf die Unterstellung eines fundamental die Evolution vorantreibenden Egoismus und die Reduktion von komplexen Organismen zum Gentransportmittel.
In einem weiteren Buch mit dem Titel „The Extended Phenotype“ reagierte Richard Dawkins auf die Kritik. Er habe nie behauptet, ein Gen habe Absichten oder könne einer Strategie folgen. Er fasst deshalb seine These nochmals zusammen: „Das Verhalten eines Tieres tendiert dazu, das Überleben der Gene 'für' dieses Verhalten zu maximieren.“ In der Evolutionstheorie rückte damit für ihn und für eine ganze nachfolgende Forschergeneration das einzelne Gen anstatt der Organismen oder Arten in den Vordergrund. Dies bedeutete für die Evolutionsbiologie und die Genetik einen Wendepunkt.
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