Die Schweizerische Bundesbahn (SBB) trägt die Verantwortung über gleisnahe Grünflächen und bewirtschaftet regelmässig Böschungen und Wiesen, um einen sicheren und möglichst störungsfreien Bahnverkehr zu gewährleisten. Insgesamt ist das eine Fläche von fast 3’800 Fussballfeldern (ein Hektar entspricht einem Fussballfeld). Neu kommen in der Nordwestschweiz 80 Schafe statt Mähmaschinen zum Einsatz. Die Schafe stehen zwar neben den Schienen, leisten dort aber Erstaunliches: Innerhalb von ‘nur’ 22 Stunden ‘mähen' die unermüdlichen Skudden-Schafe 10 bis 20 Quadratmeter (0,002 Hektaren) pro Tag.
Weshalb Schafe?
Der Einsatz von Schafen als Rasenmäher ist nichts Neues. Auch die SBB hat schon früher Schafe entlang ihrer Gleise grasen lassen. Dies auch deshalb, weil Schafe umweltfreundlicher sind als Mähmaschinen: Sie bewegen sich effizienter in unwegsamem Gelände, haben ein selektives Abfressverhalten – sie dezimieren wuchernde Problempflanzen, begünstigen das Wachstum von Wiesenpflanzenarten und verschonen gleichzeitig den Lebensraum von bodenbrütenden Vögeln. Ausserdem hinterlassen Schafe, im Gegensatz zu Kühen, keine Spuren auf dem Boden, wodurch dieser nicht in Gefahr gerät, abzurutschen. Zudem sind Schafe wirklich putzige Tiere.
Darum geht es dann auch schliesslich: Der Jöh-Effekt der wolligen Rasenmäher und das positive Image, das mit Schlagworten wie "Nachhaltigkeit" und "Biodiversität" verbunden ist, sind nicht zu unterschätzen. Der Hashtag #sbbmääh gelang am Montag nach der Lancierung zeitweise auf Platz 2 der Trend Topics auf Twitter. Solange kein Tier von einem Zug erwischt wird, bleibt dieses Schafprojekt eine gelungene PR-Kampagne und ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wer die Schafe in Aktion sehen möchte, kann auf der SBB Webseite ihren aktuellen Standort in Erfahrung bringen.
An den meisten Stellen verhindern Lärmschutzwände, dass sie den Gleisen zu nahe kommen – wo dies nicht der Fall ist, errichten wir Zäune.“
Christian Fluri, Schäfer und Landschaftsarchitekt
Skudden-Schafe
Skudden sind kleine, kurzschwänzige Heidelandschafe. Auffällige Kennzeichen sind ihr grobes Vlies mit den langen Deckhaaren und das imposante Schneckengehörne der Widder. Die Auen sind meist hornlos, können aber auch kleine Hörner oder Hornstummel tragen. Skudden gehören zu den ältesten der bedrohten Hausschafe und gelten als Nachfahren der keltischen Schafe. Mit der Auswahl der Tiere kann sich die SBB also damit brüsten, etwas für den Artenschutz zu tun. Uns soll es recht sein.
Auch Tierschützer können beruhigt sein, die Wollknäuel haben von Natur aus ein ruhiges Gemüt und lassen sich auch nicht von den ratternden Zügen aus der Ruhe bringen. So wenigstens der Wortlaut der SBB, Studien zu diesem Thema sind noch keine vorhanden. Schäfer und Landschaftsarchitekt Christian Fluri erklärt zudem: „An den meisten Stellen verhindern Lärmschutzwände, dass sie den Gleisen zu nahe kommen – wo dies nicht der Fall ist, errichten wir Zäune.“
Weitere Informationen:
Die SBB hat 80 Schafe als Mitarbeiter eingestellt (20 Minuten)
Schweizerische Bundesbahn stellt Schafe zum Rasenmähen an (Badische Zeitung)
Flora (SBB)
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