Erst kürzlich ging eine Meldung durch die Presse, dass im Tessin Fledermäuse wegen der Hitze von der Decke des Dachgeschosses eines Bahnhofs gefallen sind. Allerdings passiert es nicht so selten, dass im Juni und Juli Jungtiere gefunden werden, die aus dem Fledermausversteck gestürzt sind. Im Normalfall werden die Winzlinge von der Mutter wieder geholt. Trifft dies nicht zu, gibt es die Möglichkeit, die kleinen Geschöpfe Fachleuten zu bringen, die sie dann aufpäppeln.
Halb Säugetier, halb Vogel, sind sie weder das eine noch das andere ganz: sie, die Fledermäuse, sind gleichsam ein Zerrbild der vollendeten Fluggestalt des Vogels, aber auch ein Zerrbild des Säugetiers. Brehms Tierleben 1926
Auf der Fledermausschutz-Notpflegestation im Zoo Zürich beispielsweise werden nicht nur Junge gepflegt, sondern generell verletzte Fledermäuse. Im Jahr 2014 wurden 87 Jungtiere und 159 erwachsene Tiere gebracht. Bei mehr als der Hälfte war die Pflege erfolgreich, und die Tiere konnten frei gelassen werden.
Es lauern viele Gefahren
Den meisten Arten von Fledermäusen setzt zum Beispiel die Lichtverschmutzung zu. Wohl orientieren sie sich mit einem sogenannten Ultraschall-Echoortungssystem. Die Tiere sind aber nicht blind und reagieren empfindlich auf grelles Licht. So werden sie in ihren Flugrouten gestört, wenn sie nachts durch Strassenlaternen oder Lichtreklamen beleuchtet werden. Auch Lichtquellen in der Nähe ihrer Quartiere wirken sich auf ihr Verhalten aus. Einzelne Arten profitieren davon, dass Insekten vom Licht angezogen werden. Andere lichtscheue Arten haben das Nachsehen, weil in der näheren dunkleren Umgebung Insekten fehlen.
Hausrenovationen
Fledermäuse suchen sich warme, trockene und durchzugfreie Standorte. Solche Plätze sind schwierig zu finden und befinden sich oft in älteren Gebäuden. Renovationen bedeuten für die Tiere deshalb weitere Gefahrenquellen. Es ist wichtig zu prüfen, ob ein Fledermausquartier vorhanden ist und was vorzukehren ist, damit diese dann möglichst erhalten bleiben. Mit wenig Aufwand können auch Standorte in Neubauten geschaffen werden. Fledermausfachleute wissen auch hier Rat.
Konsens dank konstruktiver Zusammenarbeit bei der Windenergie
Studien zeigen auf, dass Windenergieanlagen für Fledermäuse problematisch sein und die Rotoren zu einer Todesfalle werden können. Nicht nur Schläge der rotierenden Blätter, sondern auch die entstehenden Druckunterschiede führen zu Verletzungen. Innovationen können aber Abhilfe schaffen. Beispielhaft verlief die Zusammenarbeit zwischen den Inhabern der Windenergieanlage Calandawind in Haldenstein, der Vogelwarte Sempach, Fledermaus-Spezialisten, dem Bundesamt für Energie (BFE) und dem Bundesamt für Umwelt (Bafu). Daraus entstand eine Studie über die Effektivität von Vogel- und Fledermausdetektoren. Diese erkennen mit Ultraschallsignalen, wenn sich Tiere in gefährlicher Nähe befinden. Besteht ein hohes Risiko einer Kollision, reagiert eine Abschaltsteuerung sofort. Die Rotoren stehen dann still, bis keine Fledermäuse mehr im Gefahrenbereich sind. Dabei nehmen die Betreiber Produktionsverluste in Kauf. Das Resultat der Studie weist aus, dass der Einsatz solcher Systeme bei Windturbinen die Gefahr markant bannt.
Steckbrief
Name: Fledermaus
Lateinischer Name: Microchiroptera
Klasse: Säugetiere
Größe: bis zu 12cm
Gewicht: 5 - 200 g (artabhängig)
Alter: 5 - 25 Jahre
Aussehen: schwarze Flügel, Fell meist heller
Nahrung: Früchte, Insekten, Blütenpollen
Verbreitung: weltweit
Lebensraum: in der Nähe von Wäldern
natürliche Feinde: Fuchs, Katze, Eule, Marder, Siebenschläfer
Geschlechtsreife: ab dem zweiten Lebensjahr
Paarungszeit: August bis Oktober
Reproduktionsrate: 1 Junges pro Jahr
Weitere Informationen:
Sympathiewerbung für Fledermäuse
Gebäudesanierungen: Vogel- und fledermaussicher
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