Dies ist eine Frage, die sich die Natur so nicht stellt. Möchte mensch sie trotzdem beantworten, hängt die Antwort immer von der Tierart ab, beziehungsweise von der Investition der Geschlechter einer Tierart in ihre Nachkommen. Insgesamt kann man sagen: Wer mehr in die Nachkommen investiert, ist wählerischer. Wer sich nicht um den Nachwuchs kümmern muss, kann mehr Energie in Äusserlichkeiten stecken. Bei Rudeltieren kommt hinzu: Nur Männchen, die wirklich fit (‘stark‘) sind, vermögen ihre Weibchen lange genug zu verteidigen, um sich mit allen zu paaren und dementsprechend viele Nachkommen zu zeugen.
Herrische Weibchen und modische Männchen
Bei manchen tropischen Vögeln sind die Männchen unglaublich bunt und tragen meterlange Schwanzfedern. Nur sehr fitte Männchen schaffen es, trotz dieses Handicaps geschlechtsreif zu werden. Die Länge der Schwanzfedern ist also für die Weibchen ein Indiz für die Fitness des Männchens. Da die Weibchen den Nachwuchs alleine versorgen, entscheiden sie sich wenigstens für ein fittes Männchen, um den bestmöglichen Nachwuchs grosszuziehen.
Bei vielen Tieren, die in Gruppen leben, wie beispielsweise Hirschen, Steinwild, Wölfen, Berggorillas und ähnlichen, ist das stärkste männliche Tier Rudelführer beziehungsweise Platzbock. Nur wer gut gebaut ist, vermag seine Gruppe zu verteidigen und kommt bei den paarungsbereiten Weibchen zum Zug. Auch uns Menschen erscheinen die Leittiere meist besonders majestätisch und als erstrebenswerte Partner/Affären.
Bei tropischen Springspinnen ist das viel kleinere Männchen meist unglaublich bunt und tanzt zunächst stundenlang für das Weibchen, bevor es sich ihm nähert. Wenn das auffällige Männchen während des Tanzes nicht von einem Vogel gefressen wird, kann das Weibchen die Paarung trotzdem noch verwehren. Schlimmstenfalls – wenn das Männchen die Reaktionen des Weibchens falsch deutet – kann es zum Kannibalismus kommen, noch bevor die Paarung begonnen hat.
Manchmal sind zwei Geschlechter ein Hindernis
Ist die Chance sehr klein, dass sich Weibchen und Männchen im Laufe des Lebens überhaupt begegnen, kann eine andere Taktik mit der Zeit überhand nehmen. Bei einer Stabheuschreckenart, die in Savannen in vertrockneten Büschen lebt, gibt es nur noch zirka 1 Männchen auf 100‘000 Weibchen. Dies, weil sich die Weibchen mittels Parthenogenese selber klonen können. Sie können den unbefruchteten Eiern vorgaukeln, sie seien befruchtet, sodass sie sich weiterentwickeln und zu Embryonen und später Föten etc. werden. So entstandene Weibchen entsprechen genetisch genau ihrer Mutter – bis auf ein paar Veränderungen, die auf zufällige Mutationen zurückzuführen sind. Nur, wenn ein Weibchen zufälligerweise doch mit einem Männchen zusammentrifft, können neue Männchen entstehen. Der grosse Vorteil davon: Es gibt eine ‘Blutauffrischung‘, neue Merkmalskombinationen entstehen.
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