Gut an ihre Umwelt angepasste Tiere sind durchschnittlich erfolgreicher in der Fortpflanzung. Sofern neue, bessere Eigenschaften erblich sind, ergibt sich dadurch einen Vorteil für ihren Nachwuchs. Mit der Zeit gibt es immer mehr von den Tieren mit dem betreffenden Merkmal. Dient dieses Merkmal der Tarnung, spricht man von Mimese. Tiere die diese anwenden, können andere Tiere, Pflanzen oder Gegenstände imitieren. Ihre Fähigkeiten haben sich zwar über sehr lange Zeiträume entwickelt, unterliegen jedoch einem dynamischen Wandel.
Die perfekte Anpassung an den Hinter – oder Untergrund
Vor dem Auftreten des Smogs hatten viele Bäume in England helle Flechten an ihren Stämmen. Eine Falterart (Birkenspanner) war auf diesen Flechten besonders gut getarnt und verbrachte den Tag oft auf den Bäumen ruhend. Einzelne Falter waren durch eine zufällige Mutation dunkel; diese überlebten aber kaum, da sie auf den Flechten gut sichtbar waren und gefressen wurden. Als sich die Luftqualität im Zuge des industriellen Aufschwungs verschlechterte, starben viele Flechten ab, die Baumstämme wurden durch den Russ zusätzlich dunkler. Nun waren die mutierten dunklen Falter (dunkler Morph) gegenüber der ursprünglichen, hell gefärbten Variante im Vorteil. Mit der Zeit wurde der Anteil der dunklen Falter immer grösser.
Ebenfalls bestens bekannt für ihre Anpassungsgabe sind die Gespenstheuschrecken. Es gibt da beispielsweise solche, die ein angeknabbertes Laubblatt, oder andere, die ein getrocknetes Zweiglein imitieren. Um die Tarnung noch zu perfektionieren, bewegen sie sich so, als ob sie vom Wind beeinflusst wären. Auch Schmetterlingsraupen sehen teilweise wie Ästchen aus.
Im Reich der Fische sind neben den eingangs erwähnten Flundern, auch die Groppen befähigt, wundersam mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Das Chamäleon ist ein weiteres, faszinierendes Beispiel von Mimese. Noch fantastischer: ‘Lebenden Steine‘ sind Pflanzen, die wie Steine anmuten.
Kopffüsser wie die Sepia und der Oktopus sind schliesslich die Meister der Tarnung. Sie regulieren ihre Farbe mit Chromatophoren – also muskulär kontrahierbaren Farbsäckchen. So können sie ihre Körperfarbe in wenigen Sekunden perfekt dem natürlichen Untergrund anpassen. Allerdings sind diese Fähigkeiten nicht unbegrenzt – sie funktionieren vorwiegend in natürlichem Umfeld. Testet man sie beispielsweise im Labor auf einem Schachbrettmuster, so bleiben die Tiere für den Menschen deutlich sichtbar.
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