Nachhaltigkeit wird zum Programm

06 Mai 2016
Globus im Blatt Globus im Blatt

Der Ursprung der Nachhaltigkeit liegt in der Forstwirtschaft (siehe vorangegangener Artikel). Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung hat sich seither weiterentwickelt und findet nicht mehr nur in der Forstwirtschaft Anwendung. Auch in der internationalen politischen Agenda hat die Thematik ihren Platz gefunden.

Anthropozän
Mit zunehmender Industrialisierung fand eine immer grösser werdende Beeinflussung des Menschen auf unseren Planeten statt. Dazu zählen einerseits sozio-ökonomische Faktoren wie die Bevölkerungszunahme, der Anstieg der Wassernutzung und der erhöhte Bedarf an primären Energiequellen. Anderseits geht es dabei auch um Eingriffe in das Erdsystems, wie beispielweise der Anstieg an Treibhausgasen in der Atmosphäre, der Anstieg der Oberflächentemperatur, die Vergiftung der Ozeane und der Verlust von Regenwaldfläche. Dieser Prozess der verstärkten Einwirkung des Menschen auf die Erde wurde als neuer geologischer Zeitabschnitt wahrgenommen und durch Paul Crutzen, niederländischer Meteorologe und Nobelpreisträger, als „Anthropozän" bezeichnet.

Eine neue grüne Welle
Gegen Folgeerscheinungen der Industrialisierung, wie die Gewässer- und Luftverschmutzung, die Verdrängung von Arten, oder auch die Zunahme der Lärmbelastung, formierte sich seit den späten 1960er-Jahren Widerstand. Diese Umweltschutzbewegung konnte sich aber erst durch den wachsenden Wohlstand in der Bevölkerung bilden und nahm sich Sanierungsmassnahmen an. Dazu gehörten insbesondere Klär- und Filteranlagen, Lärmschutz und Katalysatoren.
1968 wurde der „Club of Rome" gegründet. Dieser globale Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur verschrieben sich dem Ziel, sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einzusetzen. Mit ihrem Bericht „Die Grenzen des Wachstums", welcher verschiedene zukünftige Entwicklungen simuliert, thematisierten sie die Widersprüchlichkeit von Nachhaltigkeit und Wachstum.
Das Jahrzehnt der 1980er-Jahre wurde dann auch zunehmend zum Jahrzehnt der Umwelt. In der Schweiz wurde 1983 das Umweltschutzgesetz erlassen. Es soll die natürliche Lebensgrundlage, die biologische Vielfalt und die Fruchtbarkeit des Bodens dauerhaft erhalten. International gesehen stellt der Brundtland-Bericht („Unsere gemeinsame Zukunft") von 1987 einen weiteren Meilenstein dar. In ihm findet sich die folgende Definition, welche 1992 von den Vereinten Nationen sinngemäss übernommen wurde und seither global gültig ist:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können." (Brundtland-Bericht, 1987)

Im Brundtland-Bericht wird ein neues Verständnis von Umwelt- und Entwicklungsfragen propagiert. Sie sollen fortan nicht mehr losgelöst voneinander betrachtet werden. Globale Krisen (wie die Erdölkrise oder der Reaktorunfall in Tschernobyl 1986) lassen die Erde zunehmend als System in Erscheinung treten und rufen nach einem Perspektivenwechsel – Weg von einer nationalen zu einer internationalen Politik der Nachhaltigkeit.

Rio de Janeiro (UNCED) - 1992
20 Jahre nach der Umwelt-Konferenz in Stockholm wurde 1992 die Konferenz der Vereinten Nationen in Bezug auf Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro durchgeführt. Diese sogenannte erste Weltkonferenz ist bezeichnend für eine neue Ära und Symbol eines Aufbruchs. Zu den Ergebnissen dieser Konferenz zählen fünf Dokumente: Die Rio-Erklärung, die Waldschutz-Prinzipien, die Biodiversitäts-Konvention, die Klimarahmen-Konvention, sowie die Agenda 21. Rechtlich bindend sind jedoch nur die Biodiversitäts-Konvention und die Klimarahmen-Konvention.
Während die Waldgrundsatzerklärung Leitsätze zu Bewirtschaftung und nachhaltiger Nutzung von Wäldern aufzeigt, ist in der Klimarahmen-Konvention die Eindämmung der Treibhausgase als Ziel formuliert. Erst mit dem Kyoto-Protokoll (1997) wurden aber konkrete und bindende Emissionsreduktionen vereinbart. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt soll langfristig die Biodiversität erhalten und trat in der Schweiz 1995 in Kraft.
Die letzte Komponente, die Agenda 21, stellt ein Programm fürs 21. Jahrhundert dar. Aktionspläne sollen auf nationaler, aber auch auf kommunaler Ebene in den folgenden vier Bereichen ausgearbeitet werden: Gesellschaft und Ökonomie, Ressourcenerhalt und -bewirtschaftung, Stärkung der Partizipation und Möglichkeiten zur Umsetzung.
20 Jahre später wurde in Rio erneut eine Konferenz abgehalten (Rio+20), welcher den Entwicklungsstand bewertete und neue Ziele setzte. Im Folgeartikel wird auf die Sustainable Development Goals eingegangen, die 2015 verabschiedet wurden und es werden drei gängige Modelle der Nachhaltigkeit vorgestellt.

Weitere Informationen:
ISBN: 978-3-7253-1017-3, Daniel Wachter, Nachhaltige Entwicklung
ISBN: 3-421-02633-5, Grenzen des Wachstums, Bericht des Club of Rome zu Lage der Menschheit
Brundtland-Bericht, our common future
Ergebnisse der Rio-Konferenz
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