Dufte Sache! Wenn Düfte kommunizieren

19 Aug 2016
Hummerweibchen schränken mit Duftstoffen die Aggressivität von Männchen während der Paarungszeit ein. Hummerweibchen schränken mit Duftstoffen die Aggressivität von Männchen während der Paarungszeit ein.

Duftstoffe können anziehend und betörend wirken – das ist aus der Pflanzen- und Tierwelt bekannt. Was der Duft so alles verrät und wie er gekonnt eingesetzt wird…

Der Duft als einer der ältesten Sinne dient vor allem der Kommunikation. Ähnlich dem Menschen, der sich gezielt mit verschiedenen Düften umgibt, um seine Umwelt in Atem zu halten (siehe Artikel: Der Duft der weiten Welt), haben auch die artspezifischen Duftnoten von Fauna und Flora einen Nutzen.

Duftstoff bei Pflanzen

Wir erfreuen uns an den wohlriechenden Blumen im Garten. Dass dieser Duft nicht in erster Linie für uns bestimmt ist, geht gerne vergessen. Der Duft einer Rose setzt sich aus über 500 verschiedenen Molekülen zusammen. Dieser anziehende Geruch dient in erster Linie der Vermehrung. Da die Pflanzen immobil sind, müssen sie sich hierfür auf Wind, Wasser oder Tiere verlassen. Um letztere anzuziehen, wird der Blütenduft eingesetzt – und dient so als Wegweiser für das Insekt. Forscher der Universität Zürich haben zudem nachgewiesen, dass zumindest die Aronstabgewächse die Duftpräferenzen des Blatthornkäfers imitieren, um ihn anzulocken und zum Bestäuber zu machen. Frühere Arten des Blatthornkäfers agierten nämlich noch nicht als Bestäuber.

Pflanzen können ihre Duftstoffe aber auch dazu nutzen, Komplizen anzuziehen. So können die Limabohnen beim Spinnmilbenbefall einen chemischen Stoff aussenden, welcher Fressfeinde dieser Milbenart anlockt. Da das Herstellen von Duftstoffen relativ viel Energie verschlingt, sind einige Pflanzen dazu übergegangen, nur zu gewissen Zeiten die chemische Kommunikation einzusetzen.

Duft als Visitenkarte bei Tieren

Wenn zwei Hunde sich beschnuppern, tauschen sie sich über ihre Identität aus. Der Geruch verrät dabei Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und die Kämpfernatur des Gegenübers. Auch bei Nagern oder Affen dient die Duftmarke als Signal der Rangordnung und dem Zusammenhalt der Gruppe. So verströmt der Silberrücken eines Gorilla-Clans den penetrantesten Geruch. Diesen nutzt er auch, um bei Gefahr oder Ärger die restliche Gruppe zu beeinflussen. Der ausströmende Geruch kann offenbar gezielt durch den Anführer geregelt werden.

Duft als Orientierungshilfe bei Tieren

Während die Duftnote einer Gorilla-Herde vermutlich ebenso zur Orientierung im Urwald dient, nutzen auch Lachse Gerüche als Wegweiser. So wandern die Lachse zum Laichen in die Bäche, wo sie geboren wurden. Geprägt durch diesen Geruch des "Heimatgewässers", folgen sie den Duftstoffen bis zum Laichplatz.

Algen-Eier setzen ebenfalls Duftstoffe frei, die bei männlichen Pflanzen die Freisetzung von Spermien auslöst. Die Spermien folgen der Duftspur, um die Eizellen zu befruchten.

Duft als Sexuallockstoff im Tierreich

Die Lockstoffe, die eine bestimmte Reaktion hervorrufen sollen, nennt man auch Pheromone. Sie finden eine häufige Verwendung bei der Paarung im Tierreich. Ein besonders prominentes Beispiel ist dabei das Seidenspinnerweibchen (eine Schmetterlingsart), welches zur Paarung den Stoff Bombykol absondert. Die Männchen nehmen die Moleküle durch ihre Antennen wahr, bei erhöhter Konzentration ruft es eine Erregung hervor und lässt den männlichen Seidenspinner das Weibchen aufsuchen und begatten. Der Nachweis dieses Lockstoffes im Jahr 1959 führte zur Namensgebung "Pheromon".

Aber nicht nur Insekten benötigen spezielle Duftstoffe, um sich fortzupflanzen. Die Duftstoffe im Urin einer Kuh verraten dem Bullen, ob ihr Eisprung bevorsteht. Auch Hamsterweibchen hinterlegen eine Duftmarke, wenn sie zur Paarung bereit sind. Sucht das Hamstermännchen das paarungsbereite Weibchen auf, löst ein Pheromon seinerseits bei ihr eine Starre aus, während er sie begattet.

Die Paarung bei Hummern ist nur in der Phase des Panzerabwurfs des Weibchens möglich. Während sich das Hummermännchen normalerweise aggressiv gegenüber dem Weibchen verhalten würde, führt das Pheromon dazu, dass das Weibchen vorübergehend in seinen Bau einziehen darf. Anschliessend "häutet" sich das Hummerweibchen für den Geschlechtsakt und bleibt eine Woche unter dem Schutz des Männchens, bis sich ihr Panzer wieder etwas ausgehärtet hat.

Viele weitere Tierarten kommunizieren innerhalb der Art mittels chemischer Botenstoffe. Während wir uns in diesem Artikel mit den anziehenden Düften im Tier- und Pflanzenreich beschäftigt haben, folgt im nächsten Artikel der Duft zur Abschreckung.

 

Weiterführende Informationen/Quellen:
WDR-Sendereihe "Quarks & Co", die Welt der Düfte
Das grosse Volks-Lexikon, Pflanzen und Umwelt
Universität Zürich, "Pflanzen imitieren Duft von bestäubenden Käfern"

 

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