Nachdem im letzten Artikel (Dufte Sache! Wenn Düfte kommunizieren) die wohlriechenden Düfte im Zentrum standen, wenden wir uns heute den unangenehmeren Gerüchen zu (obwohl, dies ist sehr subjektiv – in der Nase des Riechers).
Duft zur Reviermarkierung
Der körpereigene Duft dient im Tierreich oftmals dazu, Revieransprüche geltend zu machen. Hauskatzen, aber auch Huftiere wie Hirsche und Antilopen sondern dazu Sekrete aus Haut- oder Analdrüsen an Sträuchern oder anderen Wegmarken ab. Diese Markierung soll artinterne Ansprüche kennzeichnen. So dienen auch die Duftstoffe von Zibetkatze und Moschushirsch (siehe Artikel: Du riechst so… animalisch!) eigentlich der Abgrenzung des eigenen Reviers.
Die Hauskatze beispielsweise verfügt über Duftdrüsen am Kinn, Wangen, zwischen den Zehen, an den Ballen, an den Flanken und an der Schwanzoberseite. Das Reiben des Katzenkörpers an den Beinen von Menschen oder Möbeln dient der Katze zur Beduftung und Markierung des Umfelds. So wird wohl manche Eigentumsanmeldung als Liebeserklärung missverstanden. Während diese Form der Markierung für den Menschen meist nicht wahrnehmbar ist, verwenden die Katzen als stärkere Markierform auch Urin oder Kot.
Verteidigung mittels Düften
Die wohl berühmtesten Vertreter der stinkenden Verteidiger sind die Skunks (oder eben Stinktiere). Von ihnen wird ein streng riechendes Sekret durch die Analdrüsen abgesondert, sofern sich der Angreifer nicht durch Warnungen einschüchtern lässt. Das Sekret kann bis zu 6 Meter weit gespritzt werden und verströmt langanhaltend einen unangenehmen Geruch und wirkt tränenreizend. Der Geruch erinnert an ein Gemisch aus Knoblauch, Schwefel und angebranntem Gummi und lässt sich über einen Kilometer weit riechen.
Auch Marienkäfer können bei Gefahr ein giftiges Sekret abgeben, welches über die Gelenke (Knie) abgesondert wird.
Bei den Fischen funktionieren die chemischen Botenstoffe als Alarm. Wird ein Fisch verletzt, sondern die Schleimzellen Duftmoleküle ab, welche andere Fische in der Nähe warnen. Bei den Bachdöbeln löst es verschiedene Reaktionen je nach Alter der Artgenossen aus: Junge Fische flüchten, Alte lassen sich auf den Grund sinken und warten ab.
Einen Hilferuf mittels chemischer Kommunikation kann auch die Biene absondern. Sobald sie zusticht, wird ein Duftstoff freigesetzt, welcher alle Bienen in Reichweite aggressiv macht. Die Freisetzung des Pheromons kann aber auch ohne Stich geschehen – so können die Wächterbienen am Stockeingang den Bienenstock warnen, falls Fremde eindringen möchten.
Auch Pflanzen können sich mit Düften verteidigen. Ähnlich den Fischen alarmieren sie, sobald von Fressfeinden angegriffen, mit chemischen Botenstoffen die umstehenden Pflanzen. Die Schirmakazie produziert dabei ein Gas, welches mit dem Wind zu Nachbarspflanzen getragen und durch deren Rezeptoren erkannt wird. Bei Empfang der Warnung werden Bitterstoffe produziert, damit die Giraffe (Fressfeind Nummer 1) den Appetit verliert. Bei solchen Mechanismen besteht aber immer die “Gefahr“ der Koevolution. So haben Forscher entdeckt, dass Giraffen die Akazienbäume immer in kurzen Abständen abfressen – und zwar gegen den Wind. So ist es der Akazie unmöglich, ihre Nachbarpflanzen zu warnen.
Egal ob anziehend oder abschreckend, Gerüche spielen in der Tier- und Pflanzenwelt eine grosse Bedeutung. Ausgeschlossen aus dieser Welt der feinen Nasen und Rezeptoren, bleibt dem Menschen nichts anders übrig als “immer schön der Nase nach“. So gut es eben geht.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Tierchenwelt, Düfte zur Abschreckung
WDR-Sendereihe „Quarks & Co“, die Welt der Düfte
Spektrum, Biologie-Lexikon “Wehrsekrete“
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