1‘000 Franken Obergrenze: So reduziert man seinen ökologischen Fussabdruck für schmales Geld

02 Feb 2017
Keine 400 Franken kosten einfache Velos und jeder Kilometer damit ist umweltschondend -mathematisch belegt. Keine 400 Franken kosten einfache Velos und jeder Kilometer damit ist umweltschondend -mathematisch belegt.

Umweltschutz und Energiesparen können viel Geld verschlingen – müssen sie aber nicht, wenn man weiss wie.

Viele Menschen glauben, wenn sie der Umwelt Gutes tun wollen, müssten sie erst einmal die Brieftasche zücken und tiiieeef hineingreifen. Energiesparende Waschmaschine, verbrauchsarmes Auto, hochwertige Brennwerttechnik der Heizungsanlage… Wer konsequent eine Politik des „Umweltschutzes durch Neukauf“ verfolgt, reduziert natürlich seinen ökologischen Fussabdruck erheblich – ist aber auch schnell mehrere zehntausend Franken los. Angesichts dessen, dass Umweltschutz aber weder eine Sache der monetären Potenz sein darf, noch ist, zeigt der folgende Artikel sieben Massnahmen, die alle helfen, die Umwelt zu schützen. Und versprochen, alle Punkte zusammengenommen kosten nicht mehr als tausend Franken!

1. Fenster & Türen abdichten

Gerade wer in etwas älteren Häusern lebt, kann in Eigenregie viel überflüssige Heizenergie sparen. Bei Fenstern und Türen liegt zwischen dem Element, das sich öffnen lässt und dem Rahmen eine Dichtung. Meist besteht sie aus Gummimaterial oder Schaumstoff. Der Zweck ist, die zum ungestörten Öffnen und Schliessen notwendigen Spalte sicher abzudichten. Bloss nagt der Zahn der Zeit durch Witterungseinflüsse und Bewegen mächtig an diesen Dichtungen – schon nach wenigen Jahren zerbröseln sie. Ob die Dichtung ausgetauscht werden muss, lässt sich leicht selbst prüfen. Dazu einfach ein Blatt Papier zwischen Fenster und Rahmen legen und es schliessen – lässt sich das Blatt leicht herausziehen, hat die Dichtung ihre Lebenszeit überschritten. Neue Dichtungen kleben selbst. Sie gibt es in jedem Baumarkt als Universal- oder passende Profilware.

Neue Dichtungen sind in Sekundenschnelle angebracht und erleichtern so- wohl Heizung als auch Klimaanlage ihre Arbeit gewaltig.

Neue Dichtungen sind in Sekundenschnelle angebracht und erleichtern sowohl Heizung als auch Klimaanlage ihre Arbeit gewaltig. - Africa Studio, fotolia.com 

Kostenpunkt: ca. 1.5 Franken pro Meter Tür- und Fensterrahmen

2. Mülltrennung

In der Schweiz gibt es eine grosse Diskrepanz. Pro Jahr und Person produzieren wir stattliche 724kg Müll – separat eingesammelt und rezykliert wird davon jedoch gerade einmal die Hälfte. Der grosse Rest davon muss entweder mit energieverbrauchendem Aufwand getrennt werden oder landet auf der Deponie oder im Verbrennungsofen. Von allen Massnahmen des persönlichen Umweltschutzes liegt also in konsequenter Mülltrennung die vielleicht grossmassstäblich wirksamste Massnahme. Und sie durchzuführen ist einfach, denn man muss nur seinen Müll sortenrein in:

  • Glas
  • Papier
  • Metall
  • Biomüll
  • Kunststoff
  • Restmüll

trennen und den jeweiligen Abfallbehältern zuführen. Einfach und kostenlos geht das durch grosse leere Waschpulverkartons, die zum Heim-Sammelcontainer umfunktioniert und danach selbst als  Papiermüll entsorgt werden. Wer stattdessen sechs einzelne Treteimer kauft, muss auch nicht viel ausgeben.

Wer über einen eigenen Garten verfügt, kann seinen Biomüll auch selbst kompostieren und bekommt so hochwertigen, schadstofffreien Mutterboden

Wer über einen eigenen Garten verfügt, kann seinen Biomüll auch selbst kompostieren und bekommt so hochwertigen, schadstofffreien Mutterboden. - Pixavril, fotolia.com  

Kostenpunkt: 100 Franken (für sechs Mülleimer)

3. Umsatteln

Der grösste Kostenpunkt in dieser Liste ist nicht nur ein Gewinn für die Umwelt, sondern auch die eigene Fitness. Herr und Frau Schweizer pendeln nämlich im Durschnitt täglich 14 Kilometer zur Arbeit – also 28 Kilometer hin und zurück. Umgerechnet auf ein Auto, das acht Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern benötigt, sind das rund 2,25 Liter Sprit täglich. Bei einem Durchschnittspreis von 1.59 pro Liter Super gibt man 3.50 Franken jeden Tag aus. Geht man nun noch davon aus, dass ein benzingetriebener PKW pro Liter Verbrauch ungefähr 2,5kg CO2 ausstösst, kommt man in nur einer Arbeitswoche auf gute 28 Kilo CO2 – wie gesagt nur für den Arbeitsweg, denn insgesamt legen wir täglich nicht 28, sondern 37 Kilometer zurück.

Wer sich ein Fahrrad kauft und damit nur diese neun täglichen Kilometer, die abseits des Arbeitspendelns anfallen, zurücklegt, spart nicht nur Geld, sondern verringert seinen CO2-Fussabdruck jeden Tag um zwei Kilo.

Kostenpunkt: 450 Franken (Normales Strassenfahrrad)

4. Heizung runter

Für diesen Punkt kann man schamlos eine Eigenheit des menschlichen Körpers ausnutzen. Zwar fühlen wir schnell Hitze und Kälte und Wissenschaftler fanden 2005 sogar den genauen fühlbaren Temperaturbereich heraus, den unsere Wärme- und Kälterezeptoren in der Haut registrieren, nämlich:

  • Kältesensoren 8 bis 37°C
  • Wärmesensoren 37 bis 50°C

aber so genau wie das quecksilbergefüllte Thermometer an der Wand ist der Körper nicht – deshalb merken wir es auch nicht, wenn wir den Thermostat der Heizung um ein Grad herunterregeln. Wohl aber registriert Mutter Natur das, denn auf diese Weise reduziert schon ein ein-Personen-Haushalt seinen CO2-Fussabdruck alljährlich um knapp 100 Kilo und den Energieverbrauch um bis zu zwölf Prozent.

Kostenpunkt: 0 Franken

5. Regional & jahreszeitlich kaufen

Wer in einem Erstweltland lebt, der wuchs in der Regel in dem Gewissen auf, dass es im Supermarkt keine saisonale Begrenzung für Waren gibt. Bananen gibt es ebenso das ganze Jahr über zu kaufen wie Salate, Bohnen, Kartoffeln Mais und praktisch alles andere, das zum grossen Gebiet der Nahrungspflanzen gehört. Doch erkauft wird das durch zweierlei „Peitschen“ für die Natur:

  • Energieintensive Aufzucht in Gewächshäusern
  • Umweltbelastender Transport um den Globus

Nun hat man zwei Möglichkeiten – man verzichtet auf den Transport, bekommt dafür aber ein Gemüse, das ausserhalb der Saison aus dem Gewächshaus stammt oder aber kauft nur saisonale Ware, die dafür aber importiert wird. Beides nicht sonderlich segensreich, bedenkt man, dass ein Containerschiff eine wahrhaft katastrophale Ökobilanz aufweist.Containerschiffe stossen pro Kilometer & Tonne wenig CO2 aus – werden aber mit extrem dreckigen  Schweröl angetrieben und somit zum Luftverpester.

Containerschiffe stossen pro Kilometer & Tonne wenig CO2 aus – werden aber mit extrem dreckigen Schweröl angetrieben und somit zum Luftverpester. - EvrenKalinbacak, fotolia.com

Die Lösung ist eine Kombination beider Massnahmen und nennt sich „Konsequentes regionales und saisonales Kaufen“. Man kauft also nur, was in der Schweiz oder den unmittelbaren Nachbarländern produziert wird – und auch nur dann, wenn diese Waren auf den Äckern wachsen. Dafür gibt es Saisontabellen für Gemüse und Früchte – anhand dieser lässt sich auf einen Blick feststellen, ob das, was im Markt liegt, guten Gewissens gekauft werden kann oder nicht.

Kostenpunkt: 0 Franken

6. Badewannenente in Rente schicken

Gerade jetzt im Winter freut sich so mancher an einem eisigen Freitagabend darauf, das Wochenende mit einem schönen Vollbad einzuläuten. Mit Blick auf die Umwelt sollte man sich das lieber verkneifen. Wer den Taschenrechner zückt, sieht auch schnell warum.

Eine normale Badewanne fasst 150 Liter Wasser. 1‘000 Liter, also ein Kubikmeter, kosten im Schweizer Durchschnitt 1.60 Franken (je nach Ort kann der Preis auch erheblich darüber oder darunter liegen). Der Preis für einen Liter beträgt demnach läppische 0.16 Rappen – multipliziert man die mit 150 kommt gerade einmal eine Summe von 24 Rappen für ein Vollbad heraus – keine grosse Ersparnis. Doch ums Geld geht es hier auch nicht, denn das Wasser muss ja beheizt werden.

Ob Mensch oder Tier, bei beiden verbessert Duschen die Umweltbilanz durch Energiesparen  und reduzierten Verbrauch von aufwändig gereinigtem Hahnenwasser.

Ob Mensch oder Tier, bei beiden verbessert Duschen die Umweltbilanz durch Energiesparen  und reduzierten Verbrauch von aufwändig gereinigtem Hahnenwasser. - magann, fotolia.com

Und hier kommt es auf den Energieträger an. Bei Gas würde man, um besagte Badewanne auf mollige 38°C zu bringen, etwa 7,5kW/h an Energie benötigen, mit Strom reichen 5,2kW/h. Je nach Tarif kann man also hier die Ersparnis ausrechnen. Gewichtig werden diese Kleinstsummen jedoch, wenn man die Badewanne mit der Dusche vergleicht – da fliessen pro Minute etwa 6-10 Liter durch die Brause. Statt zu baden könnte man also eine geschlagene Viertelstunde duschen und immer noch Wasser und Energie sparen.

Kostenpunkt: 0 Franken

7. Kleidung länger tragen

Mode hat, was die Umwelt betrifft, ein Gewicht, das nur die wenigsten realistisch einschätzen. Rund 20 Kilo Textilien verbrauchen Mitteleuropäer jedes Jahr. Und sie alle haben umwelttechnisch „Dreck am Stecken“:

  • Jeder Synthetikstoff basiert auf Kohlenwasserstoffen, die aus Umwandeln von Erdöl erzeugt werden.
  • Baumwolle wird mit hochgiftigen Pestiziden behandelt, die auch Nutzinsekten töten und über das Grundwasser und Rückstände im Stoff in den Menschen gelangen.
  • Wolle kommt von hochgezüchteten Schafen, wird ohne Rücksicht aufs Tier geschoren und zudem mit Chemie behandelt, damit sie weniger filzt.
  • Leder ist in der Regel, aber nicht immer, ein Nebenprodukt der Schlachtindustrie mit all ihren Tierhaltungsbedingungen und muss mit Chemikalien gegerbt werden, die ebenfalls Grundwasser verseuchen können.

Nun soll dies kein Aufruf sein, sich künftig nur noch in umgearbeitete Kartoffelsäcke zu kleiden. Aber durchaus ein Plädoyer dafür, sich viel sorgsamer anzuziehen. Schon sehr viel wird erreicht, indem man einfach auf billigste Discounterkleidung verzichtet, die in irgendwelchen asiatischen Sweatshops hergestellt und dann nach Europa verfrachtet wird. Denn zufällig sind es diese Stücke, die meist auch nach drei Runden in der Waschmaschine bereits Form, Farbe und Nähte eingebüsst haben und deshalb sowieso im Müll landen.

Besser ist es, auf etwas teurere, dafür länger haltbare Kleider zu setzen – und durch schonendes und dabei energiesparendes Waschen dafür zu sorgen, dass diese auch länger halten – das geht auch mit einer etwas älteren Waschmaschine. Kombiniert man das noch damit, dass man sich nicht unbedingt nach jeder neuen Mode kleidet, sondern eher auf Zeitloses setzt, lassen sich eine Menge Franken sparen – und ja, auch Energieverbrauch, Schadstoffbelastung und Lebensbedingungen der Tiere optimieren.

Kostenpunkt: 0 Franken

Fazit

Die angepeilte 1‘000-Franken-Marke haben die sieben Punkte dieses Artikels locker unterboten. Selbst wenn man in einem grossen Haus alle Fenster und Türen neu abdichten würde, stünde unter dem Strich eine Summe, die irgendwo um 750 Franken rangiert. Doch um das Geld geht es hier nur indirekt – wenngleich man bei den ganzen 0-Franken-Massnahmen in der Regel eigentlich einen Minus-Betrag hätte notieren müssen, weil dabei nominell Geld gespart statt ausgegeben wird. Es geht vielmehr darum aufzuzeigen, dass jede noch so kleine Massnahme ein Schritt in die richtige Richtung ist. Jeder Weg, den man mit dem Velo absolviert, spart Sprit und CO2. Jede Banane, die man weniger kauft, muss nicht per Schiff hierher transportiert werden. Jeder korrekt getrennte Joghurtbecher reduziert die Menge an Kunststoff, die neu produziert werden muss. Umweltschutz ist ein Schritt-für-Schritt Projekt – bei dem jeder noch so kleine Schritt ebenso wichtig ist, wie die grossen, teuren.

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