Natur-Sport: Wo Sport und Naturerlebnis zusammenkommen
Trotz der Beliebtheit von Fitness-Studios und trotz des grossen Angebots von Trainingsmöglichkeiten, die diese Einrichtungen bieten, zieht es viele Menschen doch immer noch hinaus ins Freie. Das kann ganz verschiedene Gründe haben, angefangen bei der persönlichen Motivation bis hin zu den ganz spezifischen Erfahrungen, die die einzelnen Sportarten so bieten.
Grundsätzlich geht es aber nahezu allen Natursportlern, ganz unabhängig von dem jeweiligen Hobby, dem sie nachgehen, in erster Linie um das Naturerleben, um die Erfahrung der Landschaft. Bei vielen, insbesondere denjenigen, die eher im städtischen Raum zu Hause sind, kommt dazu noch der Gedanke der Alltagsflucht. Verstärkend wirkt hierbei auch das berufliche Umfeld, das häufig genug nur wenig Bewegung erfordert oder zulässt, so dass sich der Drang hinaus ins Freie gleich mit dem Drang sich zu bewegen verbindet.
Der ist bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt, weswegen der sportliche Aspekt innerhalb einer Bandbreite zwischen Erholung und Entspannung über die Verbesserung der individuellen Fitness bis hin zur Suche nach einem gewissen Nervenkitzel und den eigenen körperlichen Grenzen variiert. Ebenso unterschiedlich ist die Orientierung hinsichtlich möglicher Mitstreiter: Die einen geniessen das Gefühl, alleine mit der Natur zu sein, für die anderen steht das gemeinschaftliche Erleben im Vordergrund. Aber ganz unabhängig von all diesen Faktoren bleibt als übergreifender gemeinsamer Nenner immer die Natur.
Als zentralem Bezugspunkt der Natursportarten sollte der Umwelt aber auch in angemessener Weise Rechnung getragen werden. Sie ist schliesslich nicht nur ein Spielplatz, auf dem sich Sportler jedweder Disziplin austoben können. Selbstverständlich gehört auch das dazu, was das Schutzbedürfnis der Natur aber umso grösser macht. Eine Auseinandersetzung mit der Natur und gleichsam mit der Rolle, die man als Sportler darin spielt, ist daher unerlässlich.
Naturerlebnis als Naturbelastung
Tatsächlich kann der Natursport auf verschiedene Art und Weise zum Nachteil für Umwelt und Landschaft werden. Nicht zuletzt deswegen, weil der Trend zu Outdoor-Aktivitäten nach wie vor anhält und immer mehr Menschen hinaus in die Natur treibt. Auf der einen Seite ist das eine gute Sache, denn nur durch den unmittelbaren Kontakt kann den Menschen wieder ein Gespür für die Belange ihrer Umwelt vermittelt werden, dass in der Zivilisationsgesellschaft ansonsten vielleicht langsam schwindet.
Laufen inmitten der Natur birgt auch seine Risiken – unter anderem die Störung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen. - lukasx, fotolia.com
Auf der anderen Seite nehmen mehr Natursportler Landschaft und Umwelt eben mehr in Anspruch, sowohl hinsichtlich der stärkeren Nutzung als auch bezüglich der immer ausgedehnteren Räume, die für das Sporttreiben eingenommen werden. Gerade das birgt aber, jedenfalls solange es ohne Beachtung bleibt, ein grosses Konfliktpotenzial – wenn es nämlich um den Naturschutz geht. Das zeigt sich gerade zur Skisaison jedes Jahr aufs Neue, denn das wachsende Bedürfnis, die Wintersportfähigkeiten auch einmal abseits der Strecken auszutesten, macht genaue Vorgaben zum Verhalten und zu geeigneten Abschnitten notwendig. Ansonsten drohen empfindliche Störungen von Tier- und Pflanzenwelt, was schlimmstenfalls negative Auswirkungen auf die ökologische Vielfalt hat.
Es wäre übrigens falsch anzunehmen, dass nur der Wintersport in dieser Weise zu Beeinträchtigungen der Natur führen kann. Das kann in ganz ähnlicher Weise auch der Laufsport. Dabei müsste gerade der, gemessen an der Tatsache, dass Laufen als die natürlichste aller Fortbewegungsarten gilt, ein besonderes Augenmerk auf seine Naturverträglichkeit legen.
Natur- und Umweltschutz beim Laufsport
Das Laufen in der Natur kann auf verschiedene Weise zu deren Schädigung führen. Die Problematik eines Massenphänomens mit den sich daran anschliessenden Folgen wurde bereits aufgezeigt. Allerdings tritt die Umweltbelastung nicht allein im unmittelbaren Kontakt mit der Natur auf, auch wenn sie dabei – von zertretenen Pflanzen bis hin zu illegal entsorgtem Müll – am augenscheinlichsten Zutage tritt. Schwierig ist es überdies mit der Ausrüstung der Läufer. Die brauchen zwar eigentlich nicht viel, trotzdem kann schon dieses Wenige Schaden anrichten. Vielleicht nicht direkt vor der eigenen Haustüre, aber der Horizont eines achtsamen Natursportlers sollte eigentlich auch weit genug darüber hinaus reichen.
Sportbekleidung
Wichtigstes Utensil für Läufer sind – ihre Schuhe. Ausser sie sind Barfussläufer, aber hier soll es um die breite Masse der Freizeitläufer gehen, von denen die meisten eben doch nicht unten ohne ihre Kilometer ableisten. Wichtig beim Kauf eines Laufschuhs sind an erster Stelle dessen Eigenschaften, also wie er zum jeweiligen Läufer passt. Das ist eine Mantra-artig wiederholte Tatsache, denn selbstverständlich können Laufschuhe, vor allem hinsichtlich des individuellen Fussauftritts, drohende Gesundheitsschäden vermeiden helfen. Trotzdem sollten verantwortungsbewusste Läufer nicht nur auf Dämpfung und Passform ihrer Schuhe achten – denn diese sind und bleiben industriell gefertigte Erzeugnisse und haben deshalb unter Umständen grossen Anteil an der Zerstörung der Natur, in die es mit ihnen eigentlich hinausgehen soll.
Ganz zu schweigen davon, dass die Produktion der Schuhe wie auch der übrigen Laufbekleidung für gewöhnlich auf Erdölbasis beruht. Damit lassen sich Schuhe, Jacken, Hosen etc. zwar unter anderem wasserabweisend machen. Allerdings sind die verwendeten synthetischen Kunstfasern nicht nur während der Herstellung, sondern gleichfalls beim Gebrauch schädlich. Und zwar für Mensch wie Natur. Denn besonders die verwendeten per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) können aus der Kleidung aussickern und geraten so in die Umwelt. Tatsächlich können sie durch das Tragen sogar in die Blutbahn der Sportler gelangen.
Des Läufers wichtigstes Werkzeug ist oft eine Belastung für die Natur – beim achtsamen Kauf kommt es daher nicht nur auf die Laufeigenschaften des Schuhwerks an. - Brian Jackson, fotolia.com
Nachhaltige Laufmode sieht anders aus. Die fängt bei umweltfreundlicher Erzeugung und Verarbeitung der Grundstoffe an und umfasst letztlich alle Glieder der Produktionskette, vom Verzicht auf umwelt- und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe über optimierte Transportwege, soziale und faire Produktionsbedingungen bis hin zur Wiederverwertbarkeit. In dieser Hinsicht können die Unternehmungen von Branchen-Grössen wie etwa Adidas zumindest als Schritt in die richtige Richtung gewertet werden. Wirklich ausreichend ist Upcycling von Plastik aus dem Meer aber wohl eher nicht. Was zum einen an den Mengen von Plastikmüll in den Ozeanen der Welt liegt und zum anderen an der Einhaltung der übrigen Nachhaltigkeitsfaktoren bei der Herstellung.
Einen Unterschied könnten hingegen Produkte „Made in Europe“ machen, bei denen im Vergleich zu asiatischen Fabrikaten zwar von weitestgehend besseren Produktionsbedingungen ausgegangen werden kann. Eine Garantie hierfür gibt es, je nach europäischem Herkunftsland, dennoch nur bedingt.
Events
Bei den Veranstaltern von Laufevents wächst ebenfalls das Bewusstsein für die ökologische Tragweite ihrer Veranstaltungen. Deswegen werden zu solchen Anlässen immer häufiger Konzepte entwickelt, mit denen die Gesamtheit eines Events nachhaltig gestaltet werden kann. Das schliesst dann nicht nur die für die Läufer vielleicht naheliegendsten Dinge wie den Umgang mit Abfällen ein. Es geht vielmehr darum, schon mit der Anreise die Folgen für die Umwelt möglichst zu minimieren.
Ein Beispiel für ein solches Konzept bietet unter anderem der Kerzerslauf. Um bei der Durchführung des Laufs die Beeinträchtigung der Umwelt auf ein – im Rahmen der Möglichkeiten und in Anbetracht der Grösse der Veranstaltung mit rund 8‘000 Teilnehmern – Minimum zu beschränken, wurden Massnahmen für die in diesem Zusammenhang wichtigsten Faktoren ergriffen:
- Mobilität:
Abgesehen von einem verstärkten Einsatz öffentlicher Verkehrsmittel wurde deren Nutzung zusätzlich auch preislich attraktiver gestaltet. Bei allen Belangen von Transport sowie Auf- und Abbau wurde auf lokale Beschaffung gesetzt.
Einziger Wermutstropfen der Veranstaltung von 2014: Durch die gestiegenen Teilnehmerzahlen kamen die öffentlichen Verkehrsmittel doch an ihre Grenzen, weshalb mehr Läufer auf alternative (und weniger umweltfreundliche) Anreisemittel zurückgriffen.
- Abfall:
Die Abfallstrategie umfasste die Informationsweitergabe, um Abfälle überhaupt schon zu vermeiden. Ebenso wurde auf Verpflegungsposten in schwer zugänglichen Gebieten verzichtet, um ein möglichst restloses Aufsammeln des Mülls zu gewährleisten, genauso wie auf umweltschädliche Verpackungen. Daneben wurde für eine ausreichende Zahl an Helfern und Entsorgungsmöglichkeiten gesorgt.
- Natur und Landschaft:
Events sind nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Veranstalter und die Natur eine Herausforderung.- ugrum1, fotolia.com
Zum Schutz von Natur und Landschaft wurden strikte Vorgaben erlassen, insbesondere Verbote hinsichtlich des Verlassens der Laufstrecke – um die Einhaltung zu gewährleisten wurden einerseits Kontrollen durchgeführt und andererseits Informationen über die ergriffenen Massnahmen an Teilnehmer wie Zuschauer verteilt.
Unabhängig davon, ob man als Läufer nur für sich unterwegs ist oder im Rahmen eines Laufevents, ist es immer möglich der Natur auf verschiedenen Ebenen die notwendige Achtsamkeit entgegenzubringen. Nicht nur um sie auf der gerade absolvierten Trainingsrunde, sondern auch darüber hinaus auf allen weiteren Läufen geniessen zu können.
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