Bewusst unterwegs: ökologisch-wertvolle Tipps für den alltäglichen Fahrzeuggebrauch

22 Feb 2017
Treibhausgasemissionen durch den motorisierten Verkehr sind weiterhin die Hauptursache für den Klimawandel, und gefährden weiterhin die Gesundheit der Menschen.  Treibhausgasemissionen durch den motorisierten Verkehr sind weiterhin die Hauptursache für den Klimawandel, und gefährden weiterhin die Gesundheit der Menschen.

Moderne Automotoren verbrauchen in der Tendenz immer weniger Treibstoff. Dennoch führte der technische Fortschritt bisher nicht zu einer generellen Reduktion der Treibhausgasemissionen – im Gegenteil: die klimawirksamen Emissionen sind laufend angestiegen oder ihr Abbau stagniert. Die Ursachen: die Zunahme des Motorfahrzeugverkehrs, der Freizeitmobilität und das anhaltende Verkehrswachstum. Aber,  ob der eigene energieeffiziente Fahrstil, die Wahl des Fahrzeugs, Carsharing oder die Optimierung des Fahrzeugzustands und des Fahrzeugzubehörs - Wer sich richtig verhält, macht nicht nur was für die Umwelt, sondern auch was für das eigene Portmonnaie.

CO2-Emissionsvorschrift versucht zu regulieren

Einerseits besteht die Hoffnung, dass der technische Fortschritt, trotz des anwachsenden Verkehrs, die Treibhausgasemissionen in den Griff bekommt. Ob das aber gelingt ist eine andere Sache. Eindeutig in die richtige Richtung ging die Vorgabe der EU, dass neue Personenwagen ab 2015 im Mittel nur noch 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen dürfen. Die erhoffte Konsequenz: dies erhöhe den Druck auf die Autohersteller, neue Antriebstechniken und sparsamere Motoren zu entwickeln.

Die Schweizer Politik reagierte dabei analog zur EU umgehend mit einer sogenannten Lenkungsabgabe: im Juli 2012 wurde für den Import von Neuwagen eine Abgabe auf CO2-Emissionen erhoben.

Mit der eingeführten Vorschrift wurden Auto-Importeure verpflichtet, die CO2-Emissionen der erstmal zum Verkehr in der der Schweiz zugelassenen Personenwagen zu senken.

 

Mehr Mobilität führt zwangsläufig vermehrt zu Stau. - Kara, fotolia.com

Das Ziel: Es sollten durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro Kilometer bis Ende 2015 erreicht werden.

Autofahrer können sich beim Autokauf durch die Energieetikette über den Treibstoffverbrauch in Liter/100 km, den CO2-Ausstoss in g/km und die Energieeffizienz bezogen auf das Fahrzeugleergewicht informieren. Diese muss dabei am Personenwagen oder in seiner Nähe gut sichtbar angebracht werde.

Der Vorteil: die Etikette erhöht die Transparenz und erleichtert so die Wahl eines Autos, weil ein Kaufentscheid direkten Einfluss auf die Betriebskosten hat und sich insbesondere auf die laufenden Ausgaben für Treibstoff auswirkt.

Ernüchternde Bilanz

Aber, die Bilanz ist dennoch ernüchternd. Der CO2-Austoss der Neuwagenflotte sank zwar von 175 g CO2/km im Jahr 2008Das auf 135 g CO2 in 2015 – dies entspricht einer Absenkung von 23 Prozent. Und zwischen 2014 und 2015 nahmen die CO2-Emissionen mit 4,9 Prozent am stärksten ab. 

 

In der Schweiz werden immer mehr Neuwagen verkauft. - industrieblick, fotolia.com

Die Importeure verfehlten die Zielvorgabe dennoch.  Laut dem Bundesamt für Energie (BFE) lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagenflotte in 2015 bei rund 135 g CO2/km. Das heisst, das Gesamt-Neuwagenflottenziel von 130 g CO2/Km wurde damit im Durchschnitt um 5 g CO2/km überschritten.

Gleichzeitig hat die Anzahl verkaufter Neuwagen in 2015 zugenommen, und, durch die Überschreitungen der CO2-Vorgaben wurden insgesamt 12.6 Millionen Franken Sanktionsabgaben in die Staatskasse gespült. Das ist gut für den Schweizer Haushalt und die Autoindustrie, aber ökologisch  ist das noch nicht nachhaltig genug.

Zu viel motorisierte Mobilität

Erschwerend kommt hinzu, dass nach dem BFE der Verkehr in der Schweiz mit 33,2 Prozent weiterhin die Hauptquelle für die Treibhausgasemissionen ist.

Das liege daran, dass die Bevölkerung laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) zunehmend mobil unterwegs sei: im Jahr legen wir rund 20500 Km pro Kopf zurück – das ist die Hälfte des Erdumfangs.

Davon fallen von den im Inland zurückgelegten Distanzen 40 Prozent auf die Freizeit, 18 Prozent auf Einkäufe und Begleitgänge. Ganze 36 Prozent fallen auf Arbeit und Ausbildung.

Der Grund: die Schweiz ist eine Dienstleistungsgesellschaft, und je spezialisierter eine solche ist, und je weiter der Wohlstand steigt, desto stärker wird die Mobilität.

Zu 49,6 Prozent wird dabei das Auto genutzt. Warum? Die Schweiz kennt bis heute vergleichsweise tiefe Treibstoffpreise sowie niedrige Steuern für den Kauf und Besitz eines Autos. Darüber hinaus kostet auch die aus Mitteln der Mineralölsteuer finanzierte Benutzung der Strasse relativ wenig. Aus Sicht der Konsumenten ist die Automobilität also ein sehr billiges Gut.

Und mit zunehmender kostengünstiger Automobilität steigen konsequenterweise auch die Emissionen aus fossilen Treibstoffen. Eckdaten der CO2-Emissionen aus fossilen Brenn- und Treibstoffen, welche für fast 80 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, belegen das. Die Emissionen aus Brennstoffen  fielen zwar seit 1990  – von 23.4 1990 auf 17.9 Millionen Tonnen CO2 in 2015, aber die Emissionen aus Treibstoffen stiegen im gleichen Zeitraum  von 15.5 auf 16.4 Millionen Tonnen CO2.  

Der primäre Übeltäter ist hier der Diesel-Brennstoff. Während der Treibstoff Benzin sich seit 1990 von 11.51  auf 7.79 Millionen Tonnen CO2 reduzierte, stieg Diesel in der gleichen Zeit von 3.45 auf 8.28 Millionen Tonnen CO2. Die übrigen Energieträger – Flugpetrol und Erdgastreibstoffe – gingen von 0.49 auf 0.36 Millionen Tonnen CO2 zurück.

Mehr Know How über mobile Energieeffizienz

Auch wenn auf der einen Seite, von einer langen Zeitperspektive heraus betrachtet, die Emissionseckdaten sich verbesserten, ist auf der anderen Seite noch viel zu tun.

Zum Beispiel möglichst viel Verkehr vermeiden und das Strassennetz nicht weiter ausbauen, oder die Mobilität auf umweltfreundliche Transportmittel – insbesondere Fuss- und Veloverkehr und öffentliche Verkehrsmittel – verlagern, das Autofahren steuerlich mehr belasten, mehr Car-Sharing als partizipative Mobilitätsform nutzen etc.

Parallel dazu, kann vieles aber auch dadurch bewirkt werden, dass in der Bevölkerung eine weitreichendere Sensibilisierung für eine umweltbewusstere Mobilität durch konkretere Aufklärung forciert werden sollte.

Dass im Allgemeinen die PKW-Nutzung nicht umweltfreundlich ist, gehört selbstverständlich zum Allgemeinwissen. Aber, solange neue Antriebstechniken und sparsamere Motoren in der Mobilbranche noch Zukunftsmusik sind, bleiben das Wissen über umweltschonendes Fahrverhalten und das Know How, wie der Energie-Aufwand beim Autofahren optimiert werden kann, entscheidend.

Das Basic-Wissen über Sprit-sparendes energieeffizientes Autofahren ist demnach relevanter denn je, denn leider sind die Kenntnisse der Fahrzeughalter über den realen Kraftstoffverbrauch ihres Pkw und die Abhängigkeit vom eigenen Fahrverhalten oft zu gering.

Optimierung des Fahrzeugzubehörs: Reifen und Öl

Wenn es ums Spritsparen geht, werden einerseits fast alle Teile des Fahrzeugs optimiert. Die Motoren werden effizienter, das Gewicht wird leichter gemacht und das Design des Autos möglichst aerodynamisch geformt.

 

Der periodenmässige Wechsel zwischen Sommer- und Winterbereifung ist unerlässlich. -Kara, fotolia.com

Aber, einen nicht unerheblichen Beitrag leistet andererseits auch das Fahrzeugzubehör.  So haben Autoreifen, die einen möglichst geringen Rollwiderstand aufweisen, ein Sprit-sparendes Potenzial. Die Faustformel ist hierbei: zur Überwindung des Rollwiderstands der Reifen müssen rund 20 Prozent der Antriebsenergie aufgewendet werden. Das heisst, wenn Reifen leichter rollen, wird Sprit gespart.

Wer Sprit sparen möchte, sollte auf den Rollwiderstand der Reifen achten – weniger Widerstand bedeutet weniger Energieaufwand. Und somit einen reduzierten Spritverbrauch.

Der rechtzeitige Wechsel von Sommer- und Winterreifen spielt daher nicht nur in Punkto Sicherheit eine bedeutende Rolle. Grundsätzlich sind Leichtlaufreifen besonders im Sommer optimaler. In den warmen Monaten haben Winterpneus nicht nur aus ökologischen Gründen auf der Strasse nichts zu suchen. Nicht nur, dass sie im Sommer aufgrund der verwendeten weicheren  Materialien einen höheren Verschleiss haben und der Bremsweg länger ist, der Spritverbrauch steigt dadurch enorm.

Der Grund: Winterreifen haben den konstruktionsbedingten Nachteil der Lamelierung des Profils und die für die Kälte optimierte Gummimischung.

Die Folge: Winterreifen verursachen im Durchschnitt bis zu zehn Prozent mehr Kraftstoffverbrauch.

Die Ursache: Der Gegensatz eines möglichst geringen Rollwiderstand und einer möglichst grossen Haftung eines Reifens lässt sich noch nicht auflösen. Die Betonung liegt aber auf „noch nicht“.  

Sicherheitsaspekte überwiegen im Winter Ökologieaspekte

Andererseits, obwohl es ja bei uns keine explizite Winterreifenpflicht gibt und der Merksatz von „O von O“ – Oktober bis Ostern den Zeitrahmen empfiehlt, wann Winterreifen einzusetzen sind, haben aus Gründen der Sicherheit Winterreifen eine hohe Priorität. 

Die nicht vorhandene Winterreifenpflicht wird bei uns durch Vorschriften zum Reifenprofil geregelt. Wer das Mindestprofil von Winterreifen unterschreitet, riskiert ein Bussgeld.

Wird allerdings ein Fahrzeug mit Winterreifen und mangelhafter Profiltiefe in einen Unfall verwickelt, sind die Konsequenzen weitreichender. Dann wird der Fall in einem Strafverfahren verhandelt. Deshalb ist es vollkommen verantwortungslos, aus ökologischen Gründen im Winter weiterhin mit Sommerreifen zu fahren – Winterreifen sollten nur im Winter ihren Dienst tun.

Achtung: Unbedingt regelmässig den Reifendruck kontrollieren – ein um 0,5 bar zu niedriger Reifendruck erhöht den Spritverlust um rund 5 Prozent, egal ob Winter oder Sommer. Durch diese 5 Prozent weniger Sprit können pro Jahr im Schnitt die CO2-Emissionen um 140 kg reduziert werden.

Ebenso zu einem energieeffizienten und spritsparendem Autozubehör gehören sogenannte Leichtlauföle. Diese sind speziell entwickelte synthetische Motoröle, die über die Reibungsverringerung im Motor, an der Kurbelwelle, an den Kolben, in den Zylindern und an der Nockenwelle,  den Kraftstoffverbrauch um rund vier Prozent senken. Darüber hinaus sollten Zündkerzen und Luftfilter vom Lenker oder in einer Werkstatt regelmässig kontrolliert und gewartet werden.

Energiesparendes Fahren ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch für den Geldbeutel. - Kara, fotolia.com

Energieeffizienter Fahrstil und sonstige Tipps & Tricks

Weniger Hektik beim Fahren reduziert nicht nur das Risiko für den Lenker  und alle Beteiligten im Strassenverkehr, sondern ist auch umweltschonend. Vorausschauendes und niedertouriges Autofahren kann bis zu 20 bis 25 Prozent Kraftstoff sparen.  Also immer bei Tempo 30 in den dritten, bei Tempo 40 in den vierten und bei Tempo 50 in den fünften Gang schalten.

Grundsätzlich sollte dabei immer eine gleichmässige Fahrweise an den Tag gelegt werden, bei gleichzeitiger Vermeidung von unnötigem Bremsen und Beschleunigen.

Ebenso wichtig: man sollte den  Motor nicht im Stand warmlaufen lassen und auch bei Kurzstopps abschalten.

Auch die Vermeidung von Aufbauten oder Lasten hat eine positive Auswirkung auf den Spritverbrauch. Dachgepäckträger beispielsweise haben aerodynamische Nachteile, sie erhöhen den Luftwiderstand. Das heisst – unnötiges Mehrgewicht ist zu vermeiden.

Da ein kalter Motor mehr verbraucht als ein betriebswarmer, sollte man bei Kurzstrecken auf das Auto verzichten. Hier sollten gesündere Alternativen genutzt werden (zu Fuss gehen oder via Velo). Bei längeren Strecken sollte öfter mal darüber nachgedacht werden, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

Eine weitere Alternative ist das sogenannte Car-Sharing – das organisierte Autoteilen mehrerer Personen, egal ob privat oder als Fahrgemeinschaft zum Arbeitsplatz.

Ganz wichtig: die Klimaanlage und die Heckscheibenheizung – sogenannte Nebenaggregate –  ausschalten.  Klimaanlagen verursachen circa 10 bis 30 Prozent höhere CO2 -Emissionen. Also: diese nur anschalten, wenn unbedingt nötig.

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