Das Fairtrade-Siegel findet man heutzutage auf Schokolade, Kaffee, Bananen und Produkten wie Gold, Bällen und Blumen. Das war nicht immer so: Ab 1992 konnte in der Schweiz Fairtrade-Kaffee in Coop und Migros sowie Weltläden gekauft werden. Nach und nach kamen dann mehr Produkte hinzu. Heute ist die dahinterstehende Stiftung selbsttragend und finanziert sich durch die Zertifizierung von Produkten.
Die Max-Havelaar-Stiftung in der Schweiz
1992 entschieden sich die Schweizer Hilfswerke Brot für alle, Caritas Schweiz, Fastenopfer, Heks, Helvetas und Swissaid die Max-Havelaar-Stiftung nach dem Vorbild der schon existierenden Organisation in der Niederlande zu gründen. Dies, da die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt drastisch gefallen waren und es sich für Kleinbauern in Entwicklungsländern kaum mehr lohnte, ihn anzubauen. Coop und Migros erklärten sich bereit, den sauberen und fairen Kaffee zu verkaufen. Seither wurden diverse andere Produkte ins Sortiment aufgenommen. Dieses Jahr wird das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Im Zusammenhang mit dem World Fairtrade Day organisiert Fair Trade Schweiz verschiedene Aktionen rund um das Thema Schokolade und Schweiz.
Fairtrade weltweit
1988 wurde das erste Fairtrade-Siegel, Max Havelaar von Solidaridad in der Niederlande auf den Markt gebracht. So konnten Niederländer den ersten Fairtrade-Kaffee aus Mexiko im Supermarkt kaufen. In den nächsten zehn Jahren stiessen diverse europäische Länder dazu, welche sich schliesslich zur neu gegründeten internationalen Vereinigung zusammenschlossen, um die Zertifizierung und den weltweiten Handel einfach zu gestalten. Seither schliessen sich immer mehr Nationen an; zum Beispiel die Philippinen, Taiwan und Brasilien im Jahr 2015.
Die Geschichte des fairen Handels geht allerdings weiter zurück. Schon in den 40er Jahren entstanden ähnliche Organisationen in Nordamerika. 1958 wurde dann der erste Fair Trade-Shop in den USA eröffnet.
Und wer ist jetzt Max Havelaar?
Schon 1860 wurde das Thema der Ausbeutung und der kolonialen Missstände der Kaffeeplantagenarbeiterinnen und –arbeiter in Holland diskutiert: Douwes Dekker schrieb einen Roman mit der Hauptfigur Max Havelaar, einem niederländischer Kolonialbeamten im heutigen Indonesien. Das Buch deckte die Missstände des Kolonialsystems auf und stellte dieses letztlich ganz in Frage. (Auch der Autor selbst kämpfte gegen das damalige System, allerdings ohne Erfolg.) Die autobiographischen Erzählungen Havelaars sind in eine erweiterte Rahmenhandlung gebettet und werden zum Schluss - in einem abrupten Bruch mit der Illusion, es handle sich nur um eine Fiktion - vom Pseudonym des Autors kommentiert. Das Buch hat deswegen auch literarisch eine grosse Bedeutung in der Niederlande.
Vielleicht hatte aber Dekker doch mehr Erfolg, als er sich zu Lebzeiten gutschreiben konnte. Es dauerte gut 120 Jahre, doch schliesslich wurden weltweit diverse Fairtrade-Organisationen gegründet, die auf dem niederländischen System basieren.
Fairtrade heute
Es wurde und wird auch immer wieder Kritik gegen Fairtrade laut: Die Vorwürfe lauten beispielsweise, dass gewisse Produzenten Mengenausgleiche machten und dass, ganz allgemein, die tatsächlichen Wirkungen des "fairen Handels" vernachlässigbar seien.
„Ich finde es nachvollziehbar, dass es eine kritische Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel gibt. Ja, ich finde es sogar notwendig, um den Fairen Handel auf eine gute Art weiterzuentwickeln. Es ist aber ärgerlich und unverhältnismäßig, wenn die Form der Berichterstattung dazu führt, dass der Faire Handel als fast wirkungslos deklariert wird.“ - Petra Kohts, Referentin für Kurswesen / Internationale Personaldienste
Wenn Teile der Kritik auch begründet und nötig sind, so hat Fairtrade nicht zuletzt auch die Diskussion zum fairen Handel vorangetrieben und weitergebracht. Denn Fairtrade verspricht faire Löhne und Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern. Kinderarbeit und Diskriminierung sind verboten. Zudem werden der Bio-Anbau zusätzlich gefördert, die natürlichen Ressourcen geschützt und gentechnisch verändertem Saatgut und gefährlichen Pestiziden eine Absage erteilt. Bäuerinnen und Bauern erhalten einen garantierten Fairtrade-Mindestpreis.
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