Von Pilzen und Würmern: Die Nützlinge im Komposthaufen

Auch für Springschwänze bietet das Leben im Komposthaufen optimale Wachstums- und Vermehrungsbedingungen Auch für Springschwänze bietet das Leben im Komposthaufen optimale Wachstums- und Vermehrungsbedingungen

Häufig misst man Bakterien, Pilzen und Würmern negative Eigenschaften zu, da wir sie mit Krankheiten assoziieren. Im Kompost und in der Erde generell erfüllen sie jedoch wichtige Aufgaben. Der Beitrag gibt einen Überblick der Lebewesen im Kompost.

Die Zahl der Lebewesen in einem Kompost kann man sich kaum vorstellen. In nur einer Handvoll Komposterde befinden sich mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Viele dieser Kleinstlebewesen sind uns unbekannt, da sie erst unter einem Mikroskop sichtbar werden. Jedes dieser Tiere leistet seinen Beitrag zum Funktionieren des Abbauprozesses im Kompost. Der folgende Beitrag gibt einen kurzen Überblick der Lebewesen im Kompost.

Die sichtbaren Nützlinge

Die grösseren Tiere im Kompost sind besonders für die Zersetzung und Durchmischung der Abfallmaterialien verantwortlich. Der wohl wichtigste Bewohner des Kompostes ist der Kompostwurm. Mit seinen Gängen durchlüftet er den Boden. Dies ist wichtig für die Sauerstoffzufuhr im Komposthaufen. Der Wurm ist leicht an seinen hellen gelben Ringen zu erkennen und ist ein Zeichen dafür, dass sich der Abbauvorgang auf dem Höhepunkt befindet. In seinem Darm entsteht wertvoller Wurmhumus.

Kompostwürmer leben in Kolonien in den oberen Bodenschichten des Kompostes. Die Würmer stellen sich im Garten von selbst ein und müssen dem Kompost nicht hinzugefügt werden. Man kann den Vorgang jedoch beschleunigen, indem man etwas Erde aus einem bestehenden Kompost beifügt, da die Kompostwürmer ihre Eier in der Erde ablegen. Asseln, Rosenkäfer, Schnecken und Springschwänze sind weitere nennenswerte Bewohner und Zersetzter des Komposthaufens. Auch sie sind wertvoll für den Kompost und müssen nicht gefürchtet werden. Hier ein Überblick der Tiere, denen es in Kompostnähe gefällt und die Bestandteile eines lebendigen Gartens sind:

  • Blindschleichen: Sind mit den Eidechsen verwandt und ernähren sich von Nacktschnecken, Regenwürmern und anderen Insekten.
  • Schnecken: Verzehren Pflanzenteile und helfen damit bei deren Zersetzung.
  • Kröten: Vertilgen Schädlinge im Garten.
  • Igel: Sind im Garten auf der Jagd nach Insekten und anderen Kleintieren.
  • Spitzmäuse: Gehören zu den Nagern und ernähren sich von Schnecken und anderen Weichtieren im Garten.

Die winzig kleinen Helfer

In der Erde wirken noch viele weitere Lebewesen, die wir mit dem Auge nicht wahrnehmen können. Sie sind so klein, dass sie teilweise aus nur einer Zelle bestehen. Zu den sogenannten Mikroorganismen gehören Bakterien, Pilze und weitere Lebewesen der Bodenflora. Die Kleinstlebewesen werden aufgrund ihrer geringen Grösse vom Tierreich abgegrenzt. Sie sind sogenannte Destruenten und wichtig für die Stoffkreisläufe im Boden. Indem sie totes organisches Material umwandeln, machen sie wichtige Nährstoffe für Pflanzen zugänglich.

„Mikroorganismen übertreffen alle anderen Spezies bei weitem an Zahl und stellen mit 70 % den größten Anteil an lebender Materie (Biomasse) dar“ – EM Schweiz

Im Kompost ist dieser Stoffwechselprozess natürlich von wesentlicher Bedeutung. Die Mikroorganismen sind an allen Phasen der Kompostierung massgebend beteiligt. In einem Kompost, der von vielen Mikroorganismen besiedelt ist, erhöht sich die Abbaugeschwindigkeit. Das Spektrum der im Kompost lebenden Mikroorganismen reicht von Bakterien und Pilzen bis hin zu Algen. Die Kleinstlebewesen sind auf Sauerstoff und Wasser angewiesen. Indem man die organischen Abfälle gut zerkleinert, bietet man den Zersetzern mehr Angriffsfläche, um die Stoffe zu bearbeiten. Zudem sind viele dieser Mikroorganismen wärmeliebend und somit umso aktiver bei hohen Temperaturen.

Im Darm der Regenwürmer werden Bodenteilchen, organische Substanz und Mikroorganismen regelrecht durchmischt – planet-wissen.de

Im Kompost findet ein Zusammenspiel der verschiedenen Lebewesen statt. Die Bakterien profitieren davon, dass Regenwürmer und andere Tierchen Pflanzenteile in der Komposterde aufnehmen, zerkleinern und durchmischen. Indem sich die Tiere in Gängen durch den Komposthaufen fressen, lockern sie nicht nur den Boden, die Mikroorganismen werden auch mit notwendiger Feuchtigkeit und Sauerstoff versorgt. Wiederum ernährt sich der Kompostwurm beispielsweise von frischen, stickstoffreichen pflanzlichen Substraten, die für ihn durch vorangegangene Fermentation der Mikroorganismen besser zugänglich werden.

Unerwünschte Zeitgenossen

Weniger gerne trifft man im Kompost hingegen auf Fruchtfliegen. Fliegenschwärme entwickeln sich besonders in zuckerhaltigen, frischen Abfällen. Durch das Mischen der frischen Abfälle mit angerottetem Kompost kann man die Ansiedlung von Fliegen vermeiden. Auch viele andere Tiere – wie beispielsweise Ratten und Vögel – können am Kompost Gefallen finden, wenn sie dort auf leicht zugängliche Nahrung treffen. Auch hier schafft das Vermengen des Kompostes wirkungsvolle Abhilfe. Zudem empfiehlt es sich, bei Befall eine Weile auf die Kompostierung von Speiseresten zu verzichten.

 

Weiterführende Informationen:

Das Boden Buch“ von Brunhilde Bross-Burkhardt. ISBN: 978-3-258-07976-9

"Das Kompostbuch" von Agnes Pahler. ISBN: 978-3-89566-315-41

Interview mit Kompostberater Dieter Simonet, von Yaël Debelle

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Kommentare (3) anzeigenausblenden 

0 #Chantal Sempach2021-09-09 14:12
Liebe Maria
Mit Blattpilzen wie Rost, Mehltau oder Schorf infizierte Pflanzenteile sind relativ harmlos im Kompost. Man kann sie bedenkenlos kompostieren, denn sie bilden bis auf wenige Ausnahmen keine stabilen Dauersporen. Viele Erreger können zudem nur auf lebendem Pflanzengewebe überdauern. Weil die leichten Sporen sich meist mit dem Wind ausbreiten, kann man eine Neuinfektion ohnehin kaum verhindern – selbst wenn man im eigenen Garten alle Blätter peinlich genau zusammenkehrt und mit dem Hausmüll entsorgt. Nicht auf den Kompost sollten: Kohlhernie, Wurzelgallenälchen, Fusarium-Welke, Sclerotinia, Möhren-, Kohl- und Zwiebelfliegen, Miniermotten und -fliegen oder Verticillum-Welke. Diese gehen besser in die (Bio-)Mülltonne.
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0 #Maria2021-09-09 17:35
Danke! Das beruhigt mich sehr :-)
Antworten
0 #Maria2021-09-09 13:12
Hallo, woher weiß ich, dass im Kompost kein Mehltau oder sonstige fiese Sachen sich vermehren?
LG
Maria
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