Irgendwie scheint der Trieb der Jäger und Sammler auch hierzulande immer mal wieder durchzuschlagen. Insbesondere zeigt sich das Phänomen im Herbst, wenn sich etliche auf die Suche nach den schmackhaften Pilzsorten machen, die es in unseren Wäldern zu finden gibt. Nicht jeder sieht dem Zuwachs an Pilzlern erfreut entgegen; in Anbetracht der zunehmenden Streifzüge besteht auch Sorge um den Fortbestand der begehrten Waldfrucht. Deshalb gibt es in den verschiedenen Kantonen der Schweiz Bestimmungen über erlaubte Erntemengen und -Zeiten. Besonders Laien, die mit den Richtlinien und Faustregeln der Pilzernte nicht bekannt sind, können neben Pilzen auch Bussen und ordentlich Tadel ernten.
Pilze müssen geschützt werden
Pilze erfüllen wichtige Aufgaben in einem funktionierenden Ökosystem, insbesondere die Zersetzung von totem organischem Material. Doch nicht nur die immer kleiner werdenden Räume, in denen Pilze wachsen können, gefährden den Fortbestand des beliebten Waldgewächses, auch die Verschmutzung der Luft und des Bodens durch die Landwirtschaft und den Verkehr können das Absterben von Pilzarten bewirken. Wenn man in die Pilz geht, ist es deshalb umso wichtiger, dass man sich an die Verordnungen der Schweizerischen Vereinigung amtlicher Pilzorgane (VAPKO) hält, um die verschiedenen Pilzarten zu schützen und den Bestand durch die leichtsinnige Pilzernte nicht zusätzlich zu gefährden.
Das Sammeln von Pilzen an sich sollte sich eigentlich nicht negativ auf die Pilzflora auswirken. Dies zeigte eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landwirtschaft. Durch diese Erkenntnis gerieten die Schontage in den Kantonen unter erhöhten Rechtfertigungsdruck, was in vielen Orten zu einer Lockerung der Bestimmungen führte. Grundsätzlich darf man aber behaupten, dass sich der Sammeltrend negativ auf die Vielfalt und den Wald an sich auswirken kann.
Erhöhter Betrieb belastet nicht nur die Pilze
Werden die Sporen der Pilze beim Ernten aus dem Waldboden entfernt, reduziert sich zwar die Gesamtmenge der im Wald vorhandenen Sporen, die Auswirkungen dieser Reduktion kann man bis heute jedoch noch nicht genau einschätzen. Grundsätzlich ist für den Fortbestand der Pilze nämlich lediglich die Unversehrtheit des Mycel wichtig. Dies ist ein watteartiges Geflecht im Boden und der eigentliche Pilz, welcher schliesslich den für uns sichtbaren Fruchtkörper an der Erdoberfläche bildet. Fakt ist sicherlich, dass der erhöhte Betrieb im Wald für die Pilze nicht gerade förderlich ist, denn nur schon das Betreten des Bodens kann das Wachstum der Frucht beeinträchtigen. Zudem werden mit den Schontagen nicht nur die Flora, sondern auch die wildlebenden Tiere im Wald geschützt. Diese werden durch die Waldgänge der Sammler nämlich vermehrt aufgeschreckt, warum von Streifzügen in der Dämmerung oder bei Nacht grundsätzlich abgeraten wird bzw. diese in einigen Kantonen verboten sind.
Die Pilzsammelbestimmungen werden in der Schweiz kantonal geregelt. Hier geht es zur Übersicht der Sammelbestimmungen der jeweiligen Kantone.
Das 1x1 für Neulinge
Unter den eingesottenen Pilzlern gelten diverse ungeschriebene Gesetze. Natürlich soll das Sammeln von Pilzen keinem verwehrt bleiben, trotzdem sollten sich aber auch unerfahrene Pilzsammler an gewisse Spielregeln halten, damit kein Unmut und Schaden im Walde entsteht:
- Massvolle Ernte: Auch in Kantonen, in denen es keine Mengenbeschränkung gibt, soll nicht geplündert werden. Besonders junge Pilze werden stehen gelassen. Der nächste Sammler wird eine ausgewachsene Frucht vorfinden und sich darüber freuen.
- Abschneiden oder Ausdrehen? Eigentlich egal, solange das Mycel in der Erde verschont bleibt. Deshalb empfehlen viele Pilzler die Verwendung eines Messers. Je nach Sorte können sich unterschiedliche Methoden anbieten. Das Loch oder der Abschnitt sollte nach der Entfernung des Pilzes mit Erde abgedeckt werden, so wird das Mycel geschützt.
- Giftige oder zu alte Pilze werden stehen gelassen. Auch sie erfüllen eine Aufgabe in der Natur.
- Zur Bestimmung von unbekannten Pilzen genügen ein bis zwei Exemplare. Diese sollten aus dem Boden gedreht werden, da für eine eindeutige Zuordnung die Stielbasis zentral ist.
- Pilze sollten immer in einem Korb gesammelt werden, die eine gute Durchlüftung gewährleisten. In einem Plastiksack zersetzen sich die Pilze rasch und nur ein schlechter oder gar giftiger Pilz kann die ganze Ernte verderben.
- Pilzler sind äusserst schweigsam, wenn es um die Standorte ihrer Ernte geht. Sie nehmen das Wissen ihrer Fundstädte gewissermassen mit ins Grab. Echte Hotspots werden also auf keinen Fall preisgegeben!
Kein Verzehr bei Unsicherheit!
Verwechslungen von Pilzen führen immer wieder zu Pilzvergiftungen. Auch wenn man bei seiner Suche nur wenige bekannte Pilze gefunden hat, sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, nicht eindeutig bestimmbare Pilze mitzunehmen oder gar zu essen.
In der Anfangsphase und bei Unsicherheiten sollte man sich und seine Bekannten vor Vergiftungen schützen, indem man seine Pilzernte vor dem Verzehr kontrollieren lässt. Besonders bei „Pilzler-Neulingen“ ist die Sichtung der gesammelten Ware durch einen Experten nie verkehrt. Hier finden Sie einen Pilzkontrolleur in Ihrer Nähe. Kontrollstelle finden
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