Das Farbenspiel der Blätter

14 Nov 2017
Die gelben und roten Farben der Blätter dieses Japanischen Ahorns kommen zum Vorschein, wenn das grüne Chlorophyll verschwindet. Die gelben und roten Farben der Blätter dieses Japanischen Ahorns kommen zum Vorschein, wenn das grüne Chlorophyll verschwindet.

Wenn die Blätter an den Bäumen bunt werden, ist klar: Der Herbst ist da. Jedes Jahr verwandelt dieses Naturspektakel unsere Wälder in bunte Kunstwerke. Die Bäume wissen genau, was sie zu tun haben, um sich auf den nahenden Winter vorzubereiten.

Wenn im Spätherbst noch die letzten Blätter an den Bäumen hängen, kann man kaum glauben, dass da vor wenigen Monaten noch ein sattgrünes Blätterdach die Baumkrone bedeckte. Im Sommer enthalten die Blätter der Laubbäume grünes Chlorophyll, welches für die Photosynthese benötigt wird. Diese Pigmente fangen die Energie des Sonnenlichts ein, damit die Pflanze Stärke herstellen kann. Dabei werden alle Wellenlängen bis auf den grünen Anteil des Lichtspektrums absorbiert – weshalb die Blätter zu dieser Jahreszeit im satten Grün erscheinen.

Doch im Herbst ändert sich dies dramatisch. Innert weniger Wochen verfärbt sich die Baumkrone von grün, über gelb und rot, bis nach braun.

Wieso werden die Blätter bunt?

Wenn im Herbst die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, erkennt der Baum, dass ihm schon bald nicht mehr genügend Licht zur Verfügung stehen wird, um weiter Photosynthese zu betreiben. Nun gilt es, sich für den kommenden Winter zu wappnen.
Da der Baum im Sommer bereits viele Energiereserven angesammelt hat, benötigt er das Chlorophyll in den Blättern nicht mehr. Also wird es zersetzt, und die Abbauprodukte werden zurück in die Äste, Wurzeln und den Stamm transportiert, wo sie bis zum Frühling für die neue Blattgeneration gespeichert werden.

Da nun das Chlorophyll in den Blättern verschwunden ist, kommen andere Farbpigmente zum Vorschein, die das Chlorophyll im Sommer überdeckte. Farbstoffe wie das orange Carotin oder das gelbe Xanthophyll verleihen dann den Laubblättern ihre bunte Pracht.

Zusätzlich produzieren Laubbäume auch aktiv rote Anthozyane, die während des Abbauprozesses dem UV-Schutz und dem Schutz vor freien Radikalen dienen. Dank diesem Schutzschild-Mechanismus kann selbst während des Chlorophyllabbaus für eine gewisse Zeit weiter Photosynthese betrieben werden. So gewinnt der Baum in dieser Zeit noch weitere wertvolle Energie, die ihm durch den Winter helfen kann.

Warum werden die Blätter abgeworfen?

Der Abwurf der Blätter sowie auch der Abbau des Chlorophylls werden von pflanzlichen Hormonen eingeleitet. Im Winter würde der Baum sehr viel Wasser durch Verdunstung auf der Blattoberfläche verlieren. In der kalten Jahreszeit kann er durch den gefrorenen Boden kaum Wasser über die Wurzeln aufnehmen, um den Verlust zu kompensieren. Also werden die Blätter durch programmierten Zelltod als Verdunstungsschutz abgeworfen.

Wenn in den Blättern der Abbau des Chlorophylls beendet ist und alle Nährstoffe zurückgezogen wurden, kappt der Baum die Verbindung zwischen Zweig und Blattstiel. Bei den meisten Laubbäumen wird an der Bruchstelle ein Trenngewebe aufgebaut, das schliesslich verkorkt. Der Korkverschluss ist notwendig, damit keine Krankheitserreger über die Blattansatzstelle in den Baum gelangen können.
Am Ende reicht ein leichter Luftstoss, um das Blatt vollständig vom Zweig zu trennen, sodass es in Richtung Boden segelt.

Einige Bäume wie Buchen und Eichen bauen kein Trenngewebe auf. Stattdessen bilden sie Zellen, welche die Wasserbahn zwischen Zweig und Blatt verstopfen, sodass die Blätter am Ast verdorren. Normalerweise bleiben die trocknen Blätter so länger hängen, bis sie von einem heftigen Sturm vom Baum gefegt werden.

Warum verlieren die immergrünen Nadelbäume im Herbst ihre Nadeln nicht?
Im Gegensatz zu den Blättern der Laubbäume verfügen Nadeln über einen effizienteren Verdunstungsschutz. Eine dicke Wachsschicht, die geringe Oberfläche der Nadeln und die verengten Spaltöffnungen minimieren den Wasserverlust, sodass Nadelbäume im Winter kaum Wasser verlieren und daher ihre Nadeln behalten können.

Die Laubbäume müssen also so einiges durchmachen, um sich auf den Winter vorzubereiten. Die kahlen Stämme mögen nicht mehr so schön aussehen wie in ihrem Sommerkleid, doch nur so können sie den Winter überstehen und der Schneedecke standhalten.

 

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.