Im Herbst trifft man die braunen Hüte des Hallimaschs oft an Baumstrünken an. Den Rest des Jahres verbringt der Pilz im Verborgenen: Das Pilzgeflecht zersetzt das Holz der Bäume, ohne dass man davon etwas mitbekommt. Obwohl die Hallimasche vor allem Totholz abbauen, können sie auch zu gefürchteten Parasiten werden, indem sie selbst lebende Bäume befallen und abtöten.
Die zur Gruppe der Ständerpilze gehörenden Hallimasch-Pilze bilden eine eigene Gattung (Armillaria), von welcher in der Schweiz fünf Arten vorkommen.
Kambiumkiller und Waldverjünger
Die Mehrheit der Hallimasch-Arten sind sogenannte Saprophyten. Sie ernähren sich von totem Holz, indem sie das Lignin und die Zellulose der Bäume abbauen. Doch es gibt auch aggressivere Arten: Die Schwächeparasiten unter ihnen haben es insbesondere auf durch Trockenheit, Nährstoffmangel oder andere Parasiten geschwächte Bäume abgesehen. Sogenannte Primärparasiten befallen hingegen auch gesunde Bäume.
Beim Befall der Bäume setzen alle parasitären Arten auf ähnliche Taktiken: Meist dringen sie mittels Rhizomen – verdickten, wurzelähnlichen, schwarzen Strängen – in die Wurzeln ein. Anschliessend bilden sich weisse Myzelmatten am Stammfuss, und die Rhizome wachsen unter der Rinde den Stamm empor. Dadurch stirbt einerseits die für den Baum überlebenswichtige Kambiumschicht, die für das Wachstum benötigt wird, ab. Anderseits beginnt der Kern des Stamms zu faulen.
Fast alle Baum- und Straucharten können vom Hallimasch befallen werden. In der Forstwirtschaft, in Parks und in Obstgärten kann der Hallimasch für arge Verluste sorgen. Oftmals kann das tote Holz wegen der Kernfäule nicht einmal verkauft werden.
Ökologisch gesehen ist der Hallimasch jedoch äusserst wertvoll: Er zersetzt Unmengen an Totholz und sorgt für eine natürliche Waldverjüngung, da insbesondere alte und schwache Bäume dem Pilz zu Opfer fallen.
Kann man den Hallimasch essen?
Roh ist der Hallimasch ungeniessbar und löst schwere Magen-Darm-Beschwerden aus. Wird der Pilz für 15 Minuten im siedenden Wasser gekocht, ist er jedoch essbar und äusserst schmackhaft. Das Kochwasser sollte allerdings unbedingt weggeschüttet und nicht weiterverwendet werden. Auch die Pilzstiele sollten verworfen werden. Zudem wird geraten, eine Pilzkontrollstelle aufzusuchen, ehe man selbst gesammelte Pilze zubereitet.
Biolumineszenz: Nächtliches Leuchten im Wald
Wenn man nachts ohne Licht durch den Wald spaziert, kann man manchmal im Unterholz ein grünliches Leuchten ausmachen. Besonders gut ersichtlich ist das Farbspektakel bei Stämmen und Stöcken, die frisch vom Hallimasch befallen wurden. Bei optimaler Temperatur und Feuchtigkeit erzeugt der Pilz durch den chemischen Abbau von Luciferinen Licht. Bei der Reaktion von Luciferin mit Sauerstoff wird Energie in Form von Licht abgegeben.
Das grösste Lebewesen der Schweiz
Hallimasche leuchten nicht nur im Dunkeln, sondern sie können auch immense Grössen erreichen. Das weitgehend im Boden versteckte Pilzgeflecht kann riesige unterirdische Flächen bedecken. Die Pilze werden so gross, dass sie zu den grössten Lebewesen überhaupt gezählt werden. So wurde beispielweise am Ofenpass im Schweizer Nationalpark ein 500 Meter breiter und 800 Meter langer Hallimasch entdeckt. Der schätzungsweise mehr als 1000 Jahre alte Pilz ist der grösste in der Schweiz – wenn nicht sogar in ganz Europa.
Noch grössere Exemplare wurde in den USA gefunden: In den Wäldern von Oregon erstreckt sich ein Dunkler Hallimasch über 9 Quadratkilometer und wiegt rund 600 Tonnen!
Weiterführende Informationen:
Hallimasch – Biologie und forstliche Bedeutung
Weshalb der Hallimasch im Dunkeln leuchtet
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