Hominini out of Africa

Beim Fundort der Werkzeuge handelt es sich um besonders steile Hänge (Symbolbild). Beim Fundort der Werkzeuge handelt es sich um besonders steile Hänge (Symbolbild).

In China ausgegrabene Werkzeuge sind die bislang ältesten Spuren von Frühmenschen ausserhalb Afrikas. Ein revolutionärer Fund mit Zweifel im Gepäck.

Der Wissensdurst unserer Spezies ist sensationell. Besonders Archäologen überraschen regelmässig mit ihrer Zielstrebigkeit und Ausdauer, mit der sie im Untergrund nach Hinweisen unserer Vergangenheit graben. Wer sind wir und wie kam es dazu? Woher kommen wir? Was taten unsere Vorfahren den lieben langen Tag? Wer sich für solche Fragen – und insbesondere die Antworten darauf – interessiert, kann sich glücklich schätzen, dass uns Paläoanthropologen (die spezifisch am Frühmenschen interessierte Unterart der Archäologen) fortwährend auf dem Laufenden halten.

Dmanissi war gestern

Hominini. Was klingt wie die dünne Variante einer italienischen Pastaform, beschreibt in Wirklichkeit alle Menschenaffen der Gattung Homo, also uns und unsere direkten Vorfahren. Nach heutigem Wissensstand liegt die Geburtsstunde der Hominini mit Orronin tugenensis rund 6 Millionen Jahre zurück. Die ältesten Fossilfunde von eigentlichen Homos sind 2.8 Millionen Jahre alt und stammen aus Äthiopien. Die heute allgemein akzeptierte „Out-of-Africa-Theorie“ besagt, dass wir uns von Afrika aus über die ganze Welt verbreiteten. Wie früh wir damit begonnen haben, überraschte die Welt 1991, als Forscher im Georgischen Dmanissi die ältesten Fossilfunde ausserhalb Afrikas machten; 1.8 Millionen Jahre alt sind die entdeckten Schädel.

Umso spektakulärer sind darum die neusten Funde aus der Paläoanthropologie: Die im chinesischen Lössplateau in der Provinz Shangchen ausgegrabenen Steinwerkzeuge seien nämlich rund 2.12 Millionen Jahre alt. Sie weisen folglich auf eine noch frühere Besiedelung der Erde hin.

Noch ist nichts in Stein gemeisselt

Bei solch einem revolutionären Fund, der die Herzen vieler Anthropologen höher schlagen lässt, ist es für viele von ihnen sicherlich schwer, objektiv zu bleiben. Doch obwohl Robin Dennell, Mitleiter der Studie, von vielen Archäologen Zustimmung erhält, beschreibt er die Entdeckungen mit Vorsicht.
Um die Präsenz von Homininen zu beweisen, müsse aufgezeigt werden, dass es sich bei den Funden tatsächlich um Werkzeuge handelt. Die Bestimmung des geologischen Kontexts und die Datierung müssten zudem verlässlich sein. Ausserdem fehle noch jede Spur von den Besitzern der Werkzeuge; Knochen wurden keine gefunden.

“It does mean that you have to kiss an awful lot of frogs before you find a princess.” Robin Dennell zu Nature.


Auch Jean-Jacques Hublin, Direktor am Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, weist auf Schwachstellen hin. Die Werkzeuge seien an extrem steilen Hängen gefunden worden; da lasse es sich nicht ausschliessen, dass Stücke aus jüngeren in ältere Schichten abgerutscht seien. Eine grossflächige Schicht sei zudem noch nicht freigelegt worden und der Nachweis einer konstanten Verteilung der Artefakte stehe noch aus.

Die Uhr im Magnetfeld

Zur Altersbestimmung der Funde haben sich die Forscher an den umliegenden Gesteinsschichten orientiert, genauer gesagt an den sich darin befindenden Mineralien mit magnetischen Eigenschaften. Jedes Mal, wenn sich die Polarität des Erdmagnetfeldes umkehrt – und das tut sie tatsächlich von (langer) Zeit zu Zeit – dann richten sich die Mineralien entsprechend aus. Die meisten Gesteine enthalten demnach Informationen über die Richtung sowie die Stärke des Magnetfelds ihrer Zeit. Weil die Geschichte der Magnetfeldumkehrungen gut dokumentiert ist, lässt sich mit der Methode namens Paleomagnetismus das ungefähre Alter einer Schicht und der darin vergrabenen Fundstücke bestimmen.

Quellen
Tools from China are oldest hint of human lineage outside Africa
Älteste Hinweise auf Frühmenschen außerhalb Afrikas entdeckt

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