Die Kontinente und die Lebewesen, die sie beheimaten, sind gut erforscht. Wenn es aber um die Meere geht, tappen wir oft noch im Dunkeln. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn unsere Ozeane sind durchschnittlich 3‘700 Meter tief – und bereits ab 60 Metern unter der Oberfläche herrscht völlige Dunkelheit. Deshalb ist es eine Herausforderung, mehr über die Meere zu erfahren. Bisher haben wir nur einen winzigen Teil des Ozeans gesehen; nicht einmal ein Prozent des Meeresbodens sind biologisch erforscht. Dabei fände sich dort die grösste Artenvielfalt der Erde!
Das unterschätzte Mysterium
Wir tendieren dazu, unseren Blick nur auf das Leben zu richten, das sich über dem Meeresspiegel abspielt. Doch im Wasser ist viel mehr los. Stellen Sie sich die Dimensionen vor: Die Meere haben eine Fläche von knapp 362 Millionen Quadratkilometern – das sind 71 % der gesamten Erdoberfläche. Das Volumen beträgt gut 1,3 Milliarden Kubikkilometer. Zum Vergleich: Man könnte den Weltozean füllen, indem man 25‘000 Mal den Inhalt der Nordsee hineinleeren würde. Angesichts dessen, dass die Ozeane fast durchgehend von der Oberfläche bis zum Meeresgrund bevölkert sind, die Kontinente hingegen nur bis ca. 100 Metern in die Höhe, stellen die Meere über 90 Prozent des Lebensraums der Erde dar.
Eine kleine Geographie-Lektion
Es wird zwischen fünf Ozeanen unterschieden: Der Pazifische Ozean (bzw. Pazifik) liegt zwischen Ostasien und Amerika und ist mit über 180 Millionen Quadratkilometern der grösste Ozean der Erde. Das Mittelmeer fände flächenmässig über 70 Mal in ihm Platz; und er ist grösser als alle Kontinente zusammen. Im Westpazifik, 2000 Kilometer östlich der Philippinen, liegt der Marianengraben. Dieser ist mit gut 11‘000 Metern unter der Meeresoberfläche die tiefste Stelle im Weltozean. Der 2‘400 Kilometer lange Graben liegt in einer Subduktionszone. Das bedeutet, dass die Pazifische Erdplatte unter die leichtere Philippinische Platte abtaucht. Beide sind Teile der ozeanischen Erdkruste, die sich mit wenigen Zentimetern pro Jahr auf dem zähflüssigen Magma des darunterliegenden Erdmantels bewegen. An ihrer Nahtstelle liegt der Marianengraben.
Der zweitgrösste Ozean ist der Atlantik. Er wird im Osten von Europa und Afrika und im Westen von Amerika begrenzt.
Der Indische Ozean (manchmal auch Indik genannt) nimmt etwa 14,7 Prozent der Erdoberfläche ein und ist damit der drittgrösste Ozean unseres Planeten. Er grenzt im Norden an Asien, im Osten an Indonesien und Australien und im Westen an Afrika.
Südlich des Indischen Ozeans befindet sich der Antarktische Ozean, benannt nach der Antarktis, die er umgibt. Um die Arktis im Norden der Erde liegt dagegen der Arktische Ozean.
Manchmal werden der Antarktische und der Arktische Ozean nicht zu den Weltmeeren gezählt.

Die Ozeane sind und bleiben ein Mysterium und werden die Forschung noch viele Jahre weiter beschäftigen. Doch Einiges wissen wir auch schon. Wir widmen uns deshalb in einer Artikelserie diesem spannenden Thema. Und es wird sich zeigen: So gross die Weltmeere sind, so gross ist auch der Einfluss, den die Menschheit auf sie hat.
Quellen und weitere Informationen:
Mojib Latif: Das Ende der Ozeane – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden (Herder Verlag, 2014)