Gut die Hälfte aller Menschen leben in Städten. Städte sind Ballungsräume, in denen Tausende, oft Millionen von Menschen auf engstem Raum wohnen – Tokio, das als die grösste Stadt der Welt gilt, hat mehr als 38 Millionen Einwohner. Deren Versorgung braucht sehr viel elektrischen Strom, Wärme, Treibstoffe und Wasser. Auf Kosten der Umwelt: Städte verbrauchen drei Viertel aller Ressourcen. Der ökologische Fussabdruck Londons beispielsweise ist enorm: Die Versorgung der Stadt nimmt das 168-Fache der Stadtfläche ein. Übertragen auf Tokio wäre dies über vier Mal die Landesfläche Japans.
Doch nicht nur der ökologische Fussabdruck von Städten ist gross, auch die Umweltbelastung, die von den Abfällen, Abwässern und Abgasen ausgeht: Alle Städte zusammen sind für 80% aller Emissionen verantwortlich. Dabei nehmen sie lediglich zwei Prozent der Erdoberfläche ein.
Stadtökologie – Stadt vs. Land
Mit der Frage, wie Städte nachhaltiger werden, befasst sich die Stadtökologie. Diese wissenschaftliche Disziplin entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als sich Naturwissenschaftler erstmals mit Pflanzen in den Städten beschäftigten. Heute ist klar, dass sich dort aufgrund der Überbauung andere ökologische Prozesse abspielen als in natürlicher Umgebung. Dennoch bieten auch Städte verschiedenen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum. Überdies herrschen in den Grosssiedlungen spezielle klimatische Bedingungen. Dafür hat sich in der Stadtökologie der Begriff „Stadtklima“ etabliert.
Stadtökologie vs. Stadtplanung
Lange Zeit waren Städte Produkte der Stadtplanung: Gebäude und Strassen wurden gebaut, ohne dass man sich Gedanken über die möglichen Folgen machte. Dass Städte einmal zu Umweltsündern werden und dass die Smogbelastung einmal die Lebensqualität massiv beeinträchtigen würde, ahnte in der vorindustriellen Zeit wohl noch niemand. Durch die Ergebnisse in der Stadtökologie begann man jedoch, sich mit negativen Auswirkungen der grossflächigen Bebauungen auseinanderzusetzen. Heute ist klar: Wenn wir dem Klimawandel entgegenwirken wollen, müssen auch die Städte um einiges ökologischer werden. Damit dies gelingt, ist es wichtig, dass Stadtökologie und Stadtplanung zusammenarbeiten: Es braucht energieeffiziente Gebäude, eine sinnvolle Stadtvegetation mit mehr Grünflächen sowie eine gute Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr und die Elektromobilität. Dadurch kann der ökologische Fussabdruck der Städte verkleinert werden – mit positiven Auswirkungen auf das Klima. Doch nicht nur im Grossen, sondern auch im Kleinen kann die Stadtökologie etwas bewirken: Es entstehen sauberere Städte mit mehr Erholungsräumen. Das macht die Städte auch für ihre Bewohner lebenswerter.
In unserer folgenden Artikelreihe werden wir uns mit verschiedenen Aspekten der Stadtökologie beschäftigen.
Quellen und weitere Informationen:
Hans-Jörg Bullinger, Brigitte Röthlein: Morgenstadt – Wie wir morgen leben. Carl Hanser Verlag, München 2012.
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