Im Personenverkehr nehmen die Eisenbahnen heute einen hohen Stellenwert ein: Sie transportieren 16,7 % aller Personen in der Schweiz. Fast 19‘000 Personenkilometer werden täglich mit dem Zug bestritten; die SBB verzeichnet täglich 1,26 Millionen Passagiere. Zudem gehört das Eisenbahnnetz der Schweiz zu den dichtesten der Welt. Der Schienenverkehr ist ausserdem sehr umweltfreundlich: Alle Züge der SBB im Personenverkehr sind elektrisch unterwegs. Die Energie dafür bezieht die Bahngesellschaft zu 90 % aus Wasserkraft. Einige Diesellokomotiven werden jedoch noch für das Rangieren, den Unterhalt sowie für einige Gütertransporte eingesetzt. Doch auch hier werden laut der SBB vermehrt Hybridloks verwendet, die nur auf nicht elektrifizierten Strecken auf ihren Diesel-Hilfsantrieb zurückgreifen. Die Emissionen, die vom Dieselantrieb verursacht werden, machen 35 % aller Klimagasausstösse der SBB. Zur Bereitstellung von Wärmeenergie für Gebäude und Anlagen fallen mit 44 % mehr Emissionen an.
150 Jahre lang dampfte es
Die schnellen, effizienten Züge sind für uns heute selbstverständlich. Sie haben jedoch eine lange Entwicklung hinter sich. Begonnen hat alles mit der Erfindung der Dampfmaschine. Der britische Ingenieur, Erfinder und Maschinenbauer Richard Trevithick konstruierte im Jahr 1804 die erste Dampflokomotive, die auf Schienen fuhr. Zuvor wurden Schienen nur von Pferdewagen befahren. Mit der Industrialisierung jedoch nahm die Zahl der Eisenbahnfahrzeuge mit maschinellem Antrieb zu. Die vom englischen Eisenbahnpionier George Stephenson gebaute Dampflokomotive wurde ab 1825 in England erstmals im öffentlichen Eisenbahnbetrieb eingesetzt – die Eisenbahn gewann in ganz Europa an Bedeutung. Am 7. August 1847 öffnete schliesslich auch in der Schweiz die erste Eisenbahnstrecke zwischen Zürich und Baden – die legendäre „Spanisch-Brötli-Bahn“. Fortan vergrösserte sich das Schweizer Eisenbahnnetz kontinuierlich. 1882 öffnete schliesslich der 15 Kilometer lange Gotthardtunnel, der einen wichtigen Beitrag zur Nord-Süd-Handelsachse lieferte.
Die Eisenbahn wurde leistungsfähiger
Die Dampflokomotiven hatten jedoch einen geringen Wirkungsgrad und galten als Kohle-Verschwender. Zudem war die Wartung sehr kostspielig und aufwändig: Es mussten nach jeder Fahrt Wasser, Kohle und Bremssand aufgefüllt werden. Täglich musste man ausserdem die Schlacke vom Rost entfernen und die Rauchkammer säubern. Die Dampflokomotive war zwar als erste genügend leistungsfähig, um schwere Züge zu ziehen, war aber noch sehr langsam. Gleichzeitig wurde in Europa während des Ersten Weltkriegs die Kohle knapp – Alternativen waren gefragt. Mit der Elektrifizierung der Lokomotiven gelang dies: Ihre Energie beziehen Elektroloks aus Oberleitungen oder Stromschienen. Ab Mitte des 20. Jh. verschwanden die Dampflokomotiven von den Eisenbahnschienen und dienten vermehrt als Ausstellungsstücke. 1960 war die Schweiz das erste Land, das alle Eisenbahnstrecken elektrifiziert hatte.
Weltweit ist der Anteil an Dieselmotoren bei Lokomotiven bedeutend grösser. Der Dieselantrieb kommt oft zum Zug, wo Abschnitte nicht elektrifiziert sind – und der Bau von Fahrleitungen ist kostspielig; vor allem in Wüsten und in unwegsamem Gelände. Elektrische Züge hingegen müssen weniger aufwändig gewartet werden. Der Anteil an elektrifizierten Bahnnetzen nimmt deshalb zu: Im 20. Jh. waren es noch hauptsächlich wirtschaftliche Gründe, die zu dessen Ausbau führten. Die modernen Loks waren schneller und leistungsfähiger. Heute stehen Bahngesellschaften aus einem anderen Grund unter Druck, Diesellokomotiven durch elektrische zu ersetzen: Dieselloks erzeugen bei der Verbrennung Treibhausgase, die zur Erderwärmung und zum Klimawandel beitragen.
Quellen und weitere Informationen:
Schweizerisches Bundesarchiv: Die Anfänge der Eisenbahn
Historisches Lexikon der Schweiz: Eisenbahnen
Daten der SBB zur Nachhaltigkeit und zum Verkehr
Bundesamt für Statistik: Leistungen im Personenverkehr
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