Pflanzen benötigen zum Überleben grundsätzlich sauberes Wasser, Sauerstoff, Nährstoffe, Licht und Wärme. In der Stadt sind diese Bedingungen teilweise nicht gegeben: Ein Grossteil des Bodens ist verdichtet oder versiegelt. Doch auch der unbebaute Stadtboden ist meist ein ungünstiger Standort für Pflanzen: Die Erde ist meist trocken, nährstoffarm und der pH-Wert liegt im basischen Bereich. In diesem chemischen Milieu überleben viele Pflanzenarten nicht. Zudem werden Gräser und Kräuter durch die ständige Trittbelastung beeinträchtigt.
Der Stadtboden wird auch von Abwässern, Industrieabfällen, undichten Leitungen und Bauschutt belastet. Insbesondere Strassenbäume sind von Streusalz, Ausscheidungen von Haushunden und zu kleinem Wurzelraum gestresst. Das macht sie anfällig für Parasiten und Pilze. Nicht selten müssen kranke Stadtbäume gefällt werden.
Auch die Luft ist nicht ideal für das Pflanzenwachstum: Abgase, Feinstaub und Schwermetalle machen der Stadtflora zu schaffen.
Artenreich und neuartig
In Städten finden sich verschiedene Biotope auf engem Raum: Stadtparks, Gärten, Grünflächen, Brachen und Abstandsgrün zwischen Fahrbahnen und Gebäuden weisen jeweils eine charakteristische Flora auf.
Insgesamt finden sich in den Städten trotz der schwierigen Lebensbedingungen mehr Arten als im Umland – mit dem Verkehr, der Industrie und dem Menschen werden Samen ständig ausgetauscht. In der Stadt Zürich wachsen ganze 1‘200 wilde Pflanzenarten.
Unter den eingeschleppten Arten sind viele Neophyten, d.h. gebietsfremde Pflanzen. Eine Studie eines internationalen Forscherteams untersuchte die Stadtflora in der Metropolregion Minneapolis-St. Paul in den USA. Das Ergebnis: 59% aller untersuchten Pflanzen waren Exoten. Im benachbarten Naturschutzgebiet Cedar Creek hingegen waren es lediglich 16%. Doch die Neophyten sind nach der Studie näher untereinander verwandt – so steigt zwar die Artenvielfalt in den Städten, nicht aber die genetische Vielfalt, die ein weiterer wichtiger Indikator für Biodiversität wäre. Die Stadtpflanzen sind ausserdem kurzlebiger, wachsen schneller und sind an hohe Temperaturen – wie sie in der Stadt vorherrschen – angepasst. Zudem produzieren sie kleinere Samen, wodurch sie sich schneller vermehren.
Die Stadtflora wird sich in Zukunft weiter verändern. Nicht nur lokale Faktoren, sondern auch der Klimawandel wirkt sich stark auf die Vegetation aus. Es muss beispielsweise aktiv nach Stadtbäumen gesucht werden, die auch bei Hitze und Dürre überleben. Einheimische Bäume wie Linden und Eichen haben da wenige Chancen.
Quellen und weitere Informationen:
Pflanzenforschung.de: Das kurze Leben der Pflanzen in Städten
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