Gründe für den unbeliebten Stau - Ein Vergleich mit Ameisen

11 Mär 2020
Sehen aus wie Ameisen, sind aber Autos. Sehen aus wie Ameisen, sind aber Autos.

Selten wird eine Radiosendung ohne den halbstündlichen Hinweis auf Verkehrsbehinderungen gesendet. Jeder kennt ihn, hat ihn schon erlebt und es gibt wohl niemanden, der ihn mag: den Stau. Durchschnittlich 50 Kilometer steht ein Mitteleuropäer pro Jahr im stockenden Verkehr. Zeit, die anders genützt werden könnte. Oftmals sind Baustellen oder Unfälle die Ursache für die kilometerlangen Blechlawinen. Aber es gibt auch den Stau aus dem Nichts.

Die Hälfte der Staus ist von den Autofahrern selbst gemacht. Je dichter der Verkehr auf den Autobahnen, desto häufiger stoppen die Autos. Jede kleinste Komplikation kann zum Stillstand führen. Der Phantomstau entsteht bei zu dichtem Auffahren auf ein Auto, also wenn der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Das nachfolgende Auto muss ebenfalls bremsen und zwar stärker, als es beim eingehaltenen Abstand nötig wäre. Auch das dritte Auto bremst ab, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. Die Fahrgeschwindigkeit ist dadurch schon stark reduziert und reduziert sich ständig weiter. Die Stauwelle ist entstanden, ohne dass es ein wirkliches Hindernis oder einen Unfall gab.

Schmetterlingseffekt

Der beschriebene Schmetterlingseffekt entsteht auch beim schnellen Spurwechsel. Hier kommt es zu winzigen Verzögerungen im Verkehr hinter dem überholenden Auto. Diese bauen sich so stark auf, dass sich 15 bis 20 Kilometer nach dem Vorfall ein Stau entwickelt. Dort sind die Autofahrer dann ratlos, denn sie haben den „Schmetterling“, der den Spurwechsel durchgeführt hat, ja nicht gesehen.
Eine weitere Stauursache ist der hohe Individualverkehr auf den begrenzten Strassen. Eine bessere Infrastruktur, also mehr Strassen, leistet jedoch keine Abhilfe. Es führt zwar kurzfristig zur Entspannung auf dieser Teilstrecke, längerfristig führt es auch zu einer vermehrten Nachfrage. Das bedeutet wieder mehr Autos  und zu volle Strassen.

Vergleich mit Ameisen

Auf Ameisenstrassen funktioniert der Verkehr ohne Schilder, Ampeln und ohne Stau in Selbstorganisation und ohne Chefs. Nach Meinung von Biologen der Universität Toulouse liegt  der Grund in dem gemeinsamen Ziel der Ameisenpopulation: Der Verkehr soll möglichst störungsfrei laufen und genügend Futter nach Hause gebracht werden. Es wird mit chemischen Signalstoffen und Berührungen kommuniziert, so dass die Futterbeschaffung reibungslos - für den Vorteil aller – stattfinden kann. Verkehrspsychologen, die das Wesen des Autofahrers erforschen, sehen hier den  grossen Unterschied. Das Auto verwandle den Menschen in ein rücksichtsloses, egoistisches Wesen. Jeder will so schnell wie möglich vorankommen, das Allgemeinwohl bleibt aussen vor. Kleinigkeiten führen zu aggressivem Verhalten. Mit dem Auto fühle der Mensch sich mächtiger, denn er hat Kräfte, die er ohne die Maschine nicht hätte. Auch hat jeder sein eigenes individuelles Ziel, sei es die Fahrt zur Arbeit, zum Supermarkt oder in den Urlaub. Im Gegensatz zu den Ameisen ist die Kommunikation im Strassenverkehr sehr eingeschränkt. Die Regeln und Normen der Strassenverkehrsordnung dienen zur Verständigung. Die weitgehend anonyme Situation führt jedoch dazu, dass kleinere Fehler ohne grosse Ahndung bleiben.

Die beste Stauvermeidung bleibt, das Auto in der Garage stehen zu lassen und mit Bus und Bahn zu reisen. Das senkt den Stresspegel, spart Zeit und schont die Umwelt. Und das gemeinsame Ziel wäre - wie bei den Ameisen - auch gegeben: der Zielbahnhof.

 

Quellen und weitere Informationen:
Traffic-Simulation
Astra: Defintion Stau
Astra: Verhalten im Stau
Planet Wissen: Stauforschung

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