Beim urbanen Gärtnern sind viele unterschiedliche Formen möglich, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ebenso viele unterschiedliche Beweggründe gibt es für Menschen, mit der Bepflanzung ihrer Städte anzufangen. Neben der reinen Lust am Gärtnern fliessen auch soziale oder politische Motive in die Bewegung ein.
Mit dem Anlegen eines Kräutergartens oder der Bepflanzung von Pflanzenkübeln auf Balkon, Dachterrasse, im Innenhof oder vertikal an der Hausfassade ist der erste Schritt beim Urban Gardening schon vollbracht! Ein Standort für die kleinen Kräuter- und Gemüsebeete lässt sich (fast) überall finden. Die meisten unserer leckeren Gemüsesorten gedeihen auch prima in Kübeln und Hochbeeten.
Die Erscheinungsformen von Urban Gardening umfassen Stadteil- und Quartiergärten, Nachbarschaftsgärten, Kinderbauernhöfe, Interkulturelle Gärten, vertikale Gärten, Gemeinschaftsgärten auf Dächern oder natürlich der Kräutergarten auf dem eigenen Balkon. Auch Guerilla Gardening, Baumscheibenbegrünung oder die Nutzung des Seitenstreifens an Strassen zählen zu den unter diesem Begriff zusammengefassten Tätigkeiten.
In der urbanen Landwirtschaft werden an ungewöhnlichen Orten ungewöhnliche Nutzgärten von meist jungen und kreativen Gärtnern, die nicht unbedingt dem Bild des klassischen Schrebergartenbesitzers entsprechen, gepflanzt. Diese Bewirtschaftung von öffentlichem Land in Ballungsräumen wird von Einzelpersonen oder Gruppen organisiert und zum Anbau von Lebensmitteln für den Eigenbedarf genutzt. Ein zusätzliches Ziel davon ist es, Stadtbewohnern das Bewusstsein für die Lebensmittelerzeugung zurückzubringen, welches während und nach der Industrialisierung verloren ging. Im vorindustriellen Zeitalter war es völlig normal, dass auch der Stadtbewohner nebenberuflich zur Harke griff: Einerseits war damals die Landwirtschaft so unproduktiv, dass es oft nur für den Landwirt selbst zum Überleben langte, anderseits gab es nur wenige Möglichkeiten, Lebensmittel längere Zeit zu konservieren, und weniger Infrastruktur für den Transport, so dass Lebensmittel dort produziert werden mussten, wo sie auch gegessen wurden. Heutzutage haben die von der Landwirtschaft produzierten Lebensmittel mit der von den Städtern konsumierten, vorverarbeiteten Nahrung nur noch wenig zu tun. Es ist Zeit für ein neues Verständnis fürs Gärtnern und eine neue Gartenkultur in den Städten!
Der Nutzen der urbanen Landwirtschaft geht weit über die Produktion von Lebensmittel hinaus: Auch die Bildung und der soziale Zusammenhalt werden gefördert und dem Bürger bieten sich Möglichkeiten, einen direkten Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raumes zu leisten.
„Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen und Parks mit Ausrichtung auf eine allgemeine Öffentlichkeit.” Rosol (2006)
Unterschieden werden Gärten, die sich aus einem räumlichen (z.B. Nachbarschaftsgärten) oder aus einem thematischen Zusammenhang entwickeln. Letztere haben dann meist spezielle Zielsetzungen aus dem Umwelt-, Bildungs- oder Kulturbereich. Beispiele wären hier Interkulturelle Gärten oder Kinderbauernhöfe. In einer Studie wurde der Frage nachgegangen, was die befragten Gärtner bewegt hat, mit Urban Gardening anzufangen. Die Hauptmotivation: Spass! Aber auch andere Schlüsselmotive wie gärtnerische und soziale Anliegen, das Bedürfnis nach einer sinnvollen Nutzung öffentlichen Raums oder nicht zuletzt danach, den eigenen Kindern was Gutes zu tun, wurden als Gründe für ein Engagement im Gemeinschaftsgarten genannt. So entstehen Projekte, die auch eine soziale Funktion haben: Gemeinschaftsgärten fördern die soziale Beteiligung und die Gestaltung lebendiger Gemeinschaften und Quartiere, zugleich fördern sie die interkulturelle Integration.
Schon in den 1970er-Jahren wurden in New York brachliegende Flächen, vor allem in ärmeren Stadtteilen, dazu genutzt, um gemeinschaftliche Nutzgärten anzulegen und die Nachbarschaft dadurch aufzuwerten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts begann die Renaissance des Gärtnerns in Städten und anderen menschlichen Siedlungsgebieten auch in Europa. Auch in den Schweizer Städten werden mehr und mehr Urban Gardening-Projekte realisiert. Der am nächsten Freitag stattfindende Aktionstag für Urban Gardening motiviert vielleicht auch Sie, auf ihrem Balkon ein Blümchen zu pflanzen oder gemeinsam mit den Nachbarn ein Stück grauen Betons vorm Haus zu begrünen?
Quellen und weitere Informationen:
Nachhaltigleben.ch: Urban Gardening in der Schweiz
Speiseräume.de: Was ist UrbanGardening
Freien Universität Berlin: Urbanes Ackern
Urbanagriculturebasel.ch: Übersicht Urban Gardening in Basel
Stadiongarten: Gemeinschaftsgarten in Zürich
Bern: Stadgrün
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