In der Schweiz gibt es rund 4000 verschiedene Fliegenarten. Fliegen sind zwar nervig, aber sie sind dennoch wichtige Verwerter von tierischem Aas und pflanzlichen Abfällen. Dadurch sind Sie ein wichtiges Puzzleteil, um die Nährstoffe für neues Leben wieder verfügbar zu machen. Sie können durch ihren Speichel aber auch Mikroorganismen – wie pathogene Bakterien – übertragen und so Tier und Mensch mit Krankheiten infizieren. Eine gewisse Vorsicht ihnen gegenüber ist also durchaus angebracht. In der Natur fungieren Fliegen aber nicht nur als Aasverwerter, sondern auch als Blumenbestäuber, Insektenfresser und als Nahrungsquelle für Vögel und Amphibien.
Besonders die Stubenfliege (Musca domestica), die Essigfliege (Drosophila melanogaster), die Herbstfliege (Musca autumnalis) und die Wurmfliege (Pollenia rudis) gehören zu den weniger geliebten Insekten bei uns Menschen. Aber auch die Vertreter der Schmeissfliegen (Calliphoridae) und der Fleischfliegen (Sarcophagidae) sind nicht unbedingt gern beim sommerlichen Picknick oder Gartenapero gesehen.
Die Superkraft ist nicht nur das Fliegen selbst
Dabei wären die kleinen Tierchen eigentlich die bessere Vorlage für Spiderman gewesen. Wie Geckos und Spinnen nutzen sie die Van-der-Waals-Kräfte, um an senkrechten und überhängenden Wänden zu laufen, als wären sie stets in der Horizontalen. Zusätzlich produzieren die Setae – feine Härchen an den Beinen – ein Sekret. Die dadurch wirkenden Kapillarkräfte lassen Fliegen auch auf besonders glatten Oberflächen Halt finden, von denen die Spinnenkonkurrenz längst abgestürzt wäre. Ihre blitzschnelle Reaktionszeit – ihr „Spinnensinn“ – dürfte allen bekannt sein, die schon einmal eine Fliegenklatsche in der Hand hatten. Grund dafür ist ihr Facettenauge. Das sieht mit seinen vielen kleinen „Einzelaugen“ zwar nicht so scharf wie unseres, überblickt aber ein grösseres Sichtfeld und übertrifft mit 200-300 verarbeiteten Bildern pro Sekunde das menschliche in seiner zeitlichen Auflösung um das Fünf- bis Sechsfache. Ausserdem verfügen die meisten Arten über einen ausgezeichneten Geruchssinn. Besonders sensibel ist das Näschen der Essigfliege (Drosophila melanogaster), die unter anderem in der Wissenschaft als Forschungsobjekt für den menschlichen Geruchssinn dient.
Drosophila, wie die 3 mm kleine Fliege in der Wissenschaft genannt wird, ist der Modellorganismus in der Biologie. Seit fast 100 Jahren wird an den Tierchen geforscht, weswegen bereits viel über sie bekannt ist. Ihr Einsatz reicht von der Genetik über die Entwicklungsbiologie bis hin zur Medizin. Übrigens hat das Mini-Insekt 1995 den Nobelpreis gewonnen, stellvertretend entgegen genommen von den Forschern Christiane Nüsslein-Volhard, Ed Lewis und Eric Wieschau. Grundlegende genetische Steuerungsmechanismen in der Embryonalentwicklung konnten dank Drosophila verstanden werden.
Der Vorteil von Drosophila als Versuchstier ist ihre kurze Reproduktionszeit und der einfache und kostengünstige Unterhalt. Das nur 4 Chromosomen grosse Genom ist ausserdem vollständig sequenziert und die Forscher kennen viele Mutanten ihrer 14.000 Gene.
Schutz vor den Fliegen
Aber gut: Wir sind nicht alle Biologen, und die Küche ist auch kein geeignetes Labor. Wie können wir die Quälgeister also überlisten und aus der Wohnung fernhalten?
Der beste Fliegenschutz ist zugleich der kostengünstigste und umweltfreundlichste: Das Anbringen von Fliegengittern an Türen und Fenstern. Ausserdem kann man mit dem Abdecken der Lebensmittel und einer Aufbewahrung der Vorräte in gut verschlossenen Behältern den Fliegen schon viel Nahrungsgrundlage entziehen bzw. deren Anziehungskraft minimieren. Während faulendes Obst die Fliegen magisch anzieht, gibt es auch weniger attraktive Gerüche, die den zarten Nasen gar nicht behagen. Darunter sind unter anderem Düfte von Pflanzen, wie jene der praktischen Küchenkräuter Basilikum, Kapuzinerkresse oder Pfefferminze. Aber auch die dekorativen Geranien und der duftende Lavendel vertreiben die Plagegeister auf natürliche Weise und ohne Einsatz von Chemieprodukten. Denn Insektizide töten nicht nur den Schädling selbst, sondern können auch grosse Schäden bei Boden- und Wasserorganismen anrichten.
Quellen und weitere Informationen:
BAFU: Sorgfältiger Umgang mit Biozidprodukten
Uni Halle: Drosophila melanogaster
Max Plank Gesellschaft: Fokus_Geruchssinn
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