Ökokapsel mit Windrad und Solar im Berner Oberland

Die erste Ecocapsule der Schweiz steht im Berner Oberland auf dem Weg zum Grimselpass. Die erste Ecocapsule der Schweiz steht im Berner Oberland auf dem Weg zum Grimselpass.

Das innovative Tiny Haus zeigt welche Möglichkeiten es gibt, um nachhaltig zu wohnen. 


Die Ecocapsule (dt: Ökokapsel) ist eine Mischung aus Tiny Haus und Caravan, dementsprechend kann es feststehend oder mobil genutzt werden. Die Besonderheit: Das futuristisch anmutende Ei ist vollständig autark. Das in der Slowakei entwickelte Tiny Home ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt, seit diesem Sommer kann man es nun auch in der Schweiz bewundern. 
Die Idee stammt vom Architektenbüro nice architects. Mit der Ecocapsule nahmen die Ingenieurinnen 2008 am Ideenwettbewerb der Andes Sprout Society teil. Gewonnen hat das autarke Tiny Haus zwar nicht, das Publikum und vor allem die Selbstversorgerinnen waren dennoch begeistert.  

Energieversorgung 

Für die Energieversorgung sorgt zum einen die Solaranlage, die auf dem Dach installiert ist. Die hocheffizienten Solarzellen haben eine Leistung von 880W, um die Energieerzeugung aus der Sonnenkraft zu maximieren. Zum anderen sorgt die Windkraft für zusätzliche Energie, denn die Ecocapsule ist auch mit einem Windrad ausgestattet. Die geräuscharme Windkraftanlage liefert Tag und Nacht bis zu 750W. Die Turbine der Ecocapsule befindet sich auf einem 4,10 Meter hohen Teleskopmast, der während der Fahrt auf 2,50 Meter zusammengeklappt werden kann. Die eingebaute Batterie kann Strom für bis zu vier Tage speichern. Sollten am fünften Tag immer noch Windstille und schlechtes Wetter herrschen, kann das Tiny Home zusätzlich an den Landstrom angeschlossen werden.  

Wasserversorgung  

Bei Regen wird das Wasser über die ausgefeilte Form der Ecocapsule in einen Tank geleitet. Mit dem eingebauten Filtersystem inklusive UV-LED-Leuchte wird es zu sauberem Trinkwasser aufbereitet. Natürlich kann auch Wasser aus Flüssen oder Seen verwendet werden. Die aussergewöhnliche Form sammelt nicht nur das Regenwasser, es sorgt auch für einen möglichst geringen Wärmeverlust. Die Außenhülle besteht aus isolierten Glasfasern, die sich über ein Stahlgerüst ziehen. Sie hält Temperaturen von minus 15 Grad bis zu plus 40 Grad und Windstärken von bis zu 150 km/h aus. 

Wohnkomfort 

Neben der Energie- und Wasserversorgung bietet die Ecocapsule alles, was man zum Wohnen braucht. Auf einer Grundfläche von 8,2 Quadratmetern finden sich eine Küche mit Induktionsherd, Spüle und Wasserkocher sowie ein Badezimmer mit Dusche und Trockentrenntoilette. Ausserdem gibt es Schränke und ein grosses, ausklappbares Bett (2 x 1,65 Meter). Mit dem Schreibtisch und dem integrierten WLAN kann das Tiny Haus auch als Home-Office genutzt werden. Die Leichtbau-Möbel, die aus Wabenplatten bestehen und aus Holzfurnier gefertigt sind, sorgen dafür, dass das Gewicht auch zulässig für den Strassenverkehr ist. Leer wiegt die Kapsel 1.350 Kilogramm, mit vollen Wassertanks 1.570 Kilogramm.  


„Die Ecocapsule macht es möglich, dass du an ruhigen Orten leben kannst – fernab großer Infrastruktur aber mit dem Luxus eines Hotelzimmers.“  
nice architects (Entwickler der Ecocapsule)


Da bisher nur 50 Ecocapsules produziert wurden, ist das Original mit 84.000 CHF noch sehr teuer. Die Entwickler bieten aber auch eine preisgünstigere Variante für 54.000 CHF an. Diese halb-autarke, mobile Mikro-Einheit verzichtet auf die Windkraftanlage, verfügt aber weiterhin über integrierte Solarzellen, einen Akku mit einer Kapazität von 1,2 Kilowatt, Regenwasser-Kollektoren sowie weitere Ausstattungselemente, wie das integrierte Smart-Home-System. Optional sind Heizsystem und Klimaanlage. Trotz des hohen Preises lohnt sich die Investition: Laut Entwickler hat die Ecocapsule eine Lebenserwartung von rund 80 Jahren. 

Futuristisch Wohnen in der Schweiz 

Die Einsatzmöglichkeiten der Ecocapsule sind unbegrenzt: Ob als Ferienhaus oder Caravan, mobiles Büro oder Forschungsstation. Durch seine Autarkie und die besondere Bauweise lässt sich das Tiny Haus nahezu überall aufstellen. 
In der Gemeinde Guttannen im Berner Oberland steht nun das erste Wohn-Ei in der Schweiz. Im Rahmen des Dorfentwicklungsprojekts „Guttannen bewegt“ will die Gemeinde Touristen und Interessierte einladen, sich für die hiesige Natur zu begeistern, aber auch auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen. Denn der auftauende Permafrost am Hausberg verursacht immer wieder grosse Murgänge. Bisher mussten keine Umsiedlungen durchgeführt werden, doch die Angst der Dorfbewohner bleibt, als erste Klimaflüchtlinge der Schweiz traurige Berühmtheit zu erlangen.  
Mit dem Ecocapsule-Projekt will die Gemeinde nun mit gutem Beispiel in Sachen Klimaneutralität vorangehen. Auf einem Themenweg um das Dorf werden Klimafragen beantwortet, aber auch die Lebensqualität in den Bergen aufgezeigt. Das Tiny Haus zeigt, wie wir in Zukunft nachhaltig wohnen können.   

 



 


Quellen und weitere Informationen:  
Guttannen: Erste Ecocapsule der Schweiz
Berner Oberländer: Das Wohn-Ei soll Guttannen beleben

  

 

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