So still und reglos ein Berg auch erscheinen mag, zeigt er sich jeden Tag in neuer Gestalt. Heute sind die Gipfel von dicken Wolken umhüllt, morgen ist seine prächtige Gestalt von weitem klar zu sehen. Denn die Berge haben einen entscheidenden Einfluss auf das regionale Wetter und Klima.
Regenmacher
Eine potentielle Regenwolke ist in der Regel eine tiefe Wolke mit einem hohen Wassergehalt. Damit sie abregnet, braucht sie einen kleinen Anstoss. Hier kommen die Berge ins Spiel. Treibt eine Wolke auf einen Berg zu, ist sie gezwungen, aufzusteigen. So wird die Wolke in höhere, kältere Luftschichten angehoben. In der kalten Höhenluft kondensiert der Wasserdampf und schliesst sich zu kleinen Wassertröpfchen zusammen, die schliesslich als Regen (bei ausreichender Kälte als Schnee) zu Boden fallen. Deshalb regnet es im Bergland häufiger und stärker als im Flachland.
Die Wolken treiben am Berg entlang in die Höhe und es kommt zum Regenfall. jplenio, pixabay
Wasserschloss
Als natürliche „Wassertürme“ speichern Gebirge das kostbare Nass grösstenteils in gefrorener Form. Die Gletscher und Schneefelder schmelzen über Monate oder gar Jahre langsam ab und speisen die Flüsse im Tiefland. So werden grüne, fruchtbare Täler geschaffen. Die über 200’000 Gletscher, Schneefelder, alpinen Seen und Feuchtgebiete in den Bergen weltweit liefern etwa die Hälfte des gesamten Süsswassers, das wir Menschen verbrauchen.
Berge sind eine der wichtigsten Trinkwasserquellen auf unserem Planeten. Adam Derewecki, pixabay
Klimascheide
Gebirge haben häufig auch die Funktion einer Klimascheide. Solche Gebirge trennen aufgrund ihrer Ausdehnung und Höhe zwei klimatisch unterschiedliche Regionen. Durch den Gebirgskamm wird der horizontale Luftaustausch unterbunden und die Sonneneinstrahlung gemindert. Daher weisen die beiden Gebirgsseiten unterschiedliche Verhältnisse bezüglich der Temperatur, des Luftdrucks, der Luftfeuchtigkeit und des Niederschlags auf.
In der Geographie werden die Gebirgsseiten in Bezug zum Wind unterschieden. Die Luv-Seite ist die Seite des Berges, die der regionalen Hauptwindrichtung zugewandt ist. Umgekehrt ist die Lee-Seite vom Wind abgewandt. Auf der Luv-Seite werden die Luftmassen vom Berg dazu gezwungen, in die Höhe zu steigen, sodass auf dieser Seite häufig Regen fällt. Dort herrscht häufig ein kühles, feuchtes Klima. Die trockene Luftmasse bewegt sich nun über den Berg auf die Lee-Seite, wärmt sich im Absinken auf und führt dort zu einem warmen, trockenen Klima. Ein anschauliches Beispiel sind die Anden, die die trockene Westküste Südamerikas von dem wechselfeuchten Osten trennen.
Auf der Lee-Seite der Anden erstreckt sich die Atacama-Wüste, die trockenste Wüste der Erde. Luis Valiente, pixabay
Globaler Einfluss
Gebirge haben nicht nur einen lokalen, sondern auch globalen Einfluss auf das Klima. Denn nicht nur die Pole, sondern auch die schneebedeckten Gipfel und Gletscherflächen der Berge tragen massgeblich zum Reflexionsvermögen — dem Albedo-Effekt — der Erde bei. Ohne diesen Effekt würde die Erde den Grossteil der Sonnenstrahlen absorbieren und sich stark aufheizen.
Die schneebedeckten Gipfel des Schilthorn reflektieren die Strahlen des wunderschönen Sonnenuntergangs. Julius Silver, pixabay
Die Gebirge gestalten also wesentlich das Wetter und das Klima. Doch das gilt natürlich auch umgekehrt. Im nächsten Beitrag unserer Artikelserie schauen wir uns an, wie wiederum das sich verändernde Wetter und Klima auf die Berge einwirken.
Quellen und weitere Informationen:
Warum im Bergland mehr Niederschlag fällt
National Geographic: Weltweit schmelzen die Gletscher
Lexikon der Geographie: Albedo
Lexikon der Geographie: Luv und Lee
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