Vor etwa 479 Millionen Jahren tauchten die ersten Insekten auf, zeitgleich mit den ersten Landpflanzen. Mit der Verbreitung von Blütenpflanzen in der Kreidezeit folgte eine regelrechte Explosion der Insekten-Vielfalt. Heute kann rund eine Million Arten wissenschaftliche beschrieben werden, die tatsächliche Anzahl wird aber um einiges grösser geschätzt. Mit der Artenvielfalt geht auch die Diversität der Phänotypen einher: Die Sechsbeiner zeigen sich in jeglichen Farben und Formen. Ihre Grösse kann von 325 Mikrometern bei gewissen Zwergkäfern bis zu 56 Zentimetern wie bei der Gespenstschrecke reichen. Während der Goliathkäfer bis zu 110 Gramm schwer werden kann, erreichen andere Krabbler höchstens ein Gewicht von wenigen Milligramm.
Insekten bewohnen nahezu jeden Lebensraum der Erde. Dabei beeinflussen sie ihre Umgebung massgeblich. Als Bestäuber oder als Zersetzer von Dung und toten Pflanzen und Tieren leisten sie einen unabdingbaren Beitrag zum Erhalt der Ökosysteme. Auch für den Menschen erfüllen sie wichtige Funktionen; ob als Nahrungsquelle, als Nützling oder auch als Schädling. Jedes Land der Erde ist in verschiedenster Art und Weise von Insekten abhängig.
Ordnung im Chaos
Die Insekten bilden einen Unterstamm der Gliederfüsser (Arthropoda) und zählen zu den Sechsfüssern (Hexapoden). Die Klasse der Insekten wird in der Wissenschaft in 33 Ordnungen unterteilt. Um ihre Bestimmung zu vereinfachen können sie zwei Unterklassen zugeteilt werden: Einerseits den ungeflügelten Insekten (Apterygota), welche über einen simplen, flügellosen Bauplan verfügen und manchmal auch als „Urinsekten“ benannt werden. Zu dieser vergleichsweise kleinen Gruppe zählen etwa Silberfischchen oder Felsenspringer. Die weitaus grössere Gruppe stellen die geflügelten Insekten (Pterygota), welche - wie es der Name bereits verrät - Flügel oder zumindest Flügelansätze besitzen. Diese geflügelten Insekten können wiederum in zwei Gruppen geteilt werden: Die Hemimetabola, welche einen Entwicklungszyklus ohne Puppenstadium durchlaufen bzw. deren Larve im Wesentlichen dem ausgewachsenen Insekt ähnelt. Dazu gehören unter anderem Libellen, Heuschrecken und Wanzen. Die Holometabola hingegen entwickeln sich von der Larve über eine Verpuppung zum deutlich unterscheidbaren adulten Insekt, dem sogenannten Imago. Vertreter dieser Gruppe sind unter anderem die Zweiflügler, Käfer, Hautflügler und Schmetterlinge.
Käfer (Coleoptera)
Käferarten zählt man heute rund 400’000, davon 9’000 Arten in Europa: Es werden aber unentwegt neue entdeckt und beschrieben. Ihre Grösse, Farbe und Form sowie ihr bevorzugter Lebensraum und ihre Nahrung können stark variieren.
Libellen (Odonata)
Libellen sind durch ihr auffälliges Aussehen einfach zu bestimmen. Sie besitzen einen langgestreckten Körper mit einer markanten Brust. Die Fühler sind in der Regel sehr kurz, die Flügel mit bis zu 150 Millimetern dafür umso länger. Da sie ihre Eier an feuchten Standorten legen, sind die oft an Gewässer gebunden. Bisher sind weltweit rund 4’700 verschiedene Libellenarten beschrieben worden, davon circa 100 Arten in Europa.
Schmetterlinge (Lepidoptera)
Schmetterlinge gibt es in unterschiedlichen Grössen und Farben. Die Farben spielen dabei vor allem bei der Partnerwahl und der Verwirrung von Fressfeinden eine wichtige Rolle. Die schönen Falter besitzen ein Saugrohr, womit sie flüssige Nahrung aufnehmen. Rund 180’000 verschiedene Arten sind bekannt.
Heuschrecken (Orthoptera)
Heuschrecken besitzen auffällige Sprungbeine, welche ihnen volkstümliche Namen wie «Heugümper» oder «Springhahn» einbrachten. Insgesamt sind mehr als 28’000 verschiedene Arten beschrieben. Sie können in nahezu allen Lebensräumen vorkommen. Einige Arten können nach einer Massenvermehrung erhebliche landwirtschaftliche Schäden anrichten.
Wanzen (Heteroptera)
Wanzen verfügen über einen mehrgliedrigen Stechrüssel, mit welchem sie nur Flüssignahrung aufnehmen können. Im Vergleich zu Käfern haben sie meist einen flachen Körper. Rund 40’000 Wanzenarten sind bisher bekannt, davon 3’000 in Europa.
Zikaden (Auchenorrhyncha)
Zikaden sind eine Unterordnung der Schnabelkerfe, zu denen auch die Wanzen und Pflanzenläuse zählen. Sie besitzen eine dachförmige Flügelhaltung sowie einen Saugrüssel. Ihre Hinterbeine erlauben ihnen, weite Sprünge zu machen. Zikaden sind oft an spezielle Pflanzen gebunden und können in verschiedensten Farben auftreten, wie beispielsweise die Spitzkopfzikade. Weltweit sind mehr als 45'000 Arten verzeichnet.
Hautflügler (Hymenoptera)
Hautflügler besitzen meist durchsichtige Flügel. Zu ihnen zählen unter anderem die verschiedenen Arten von Wespen, Ameisen sowie die Bienen und Hummeln. Von den weltweit 115'000 Arten leben ungefähr 12'000 in Europa.
Zweiflügler (Diptera)
Die Zweiflügler zeichnen sich durch eine relative Einheitlichkeit aus. Sie sind im Schnitt einen Zentimeter gross, langgestreckt und am häufigsten schwarz, braun und gelb gefärbt. Zu den Zweiflüglern zählen unter anderem Fliegen und Mücken. Es gibt mindestens 120’000 verschiedene Arten, von welchen um die 8’000 in Europa vorkommen.
So unterschiedlich und doch so ähnlich
Obwohl Insekten auf den ersten Blick sehr unterschiedlich scheinen, so sind sie sich in ihrem Körperbau, ihren Organfunktionen und ihrer Entwicklung doch sehr ähnlich.
Das Leben eines Insektes beginnt in der Regel als Ei. Einige wenige Arten wie beispielsweise Blattläuse gebären ihre Larven auch lebend. Der Entwicklungszeitraum vom Ei zur Larve bis zum adulten Tier kann stark variieren. Während einige Arten über Jahre in ihrem Ei verweilen und nur wenige Tage als fertigentwickeltes Tier überleben, ist es bei anderen gerade umgekehrt.
Der Körper von Insekten gliedert sich in drei Segmente: Den Kopf, die Brust und den Hinterleib. Umgeben ist er von einem aus Chitin bestehenden Aussenskelett, welches nicht mit dem Körper mitwächst. Chitin ist ein hornartiger, aber gleichzeitig elastischer Stoff, welcher die Organe, das Muskelgewebe und das Bindegewebe im Inneren der Sechsbeiner schützt. Auf dem Chitinpanzer befinden sich zahlreiche Sinneshaare und -gruben, womit Insekten Veränderungen in ihrer Umwelt wahrnehmen. Die Augen von Insekten bestehen aus bis zu 30 000 Einzelaugen, was ihnen ermöglicht, Bewegungen schnell zu erfassen. Auch der Geruchssinn ist durch die Geruchsorgane an den Fühlern sehr gut ausgeprägt. Insekten haben ausserdem einen Geschmackssinn, da sich an den Mundwerkzeugen und bei einigen Arten auch an den Fusssohlen Geschmacksorgane befinden. Atmen können Insekten durch sogenannte Tracheen, ein feines Röhrensystem.
Diese grundlegende Ähnlichkeit kann aber natürlich über die Vielfalt ihrer evolutionären Anpassungen an nahezu alle Lebensräume, Nahrungsquellen und Umweltbedingungen nicht hinwegtäuschen. Diese unermessliche Vielfalt ist es, die die Insektenkunde – die Entomologie – so ausserordentlich faszinierend macht und der Menschheit noch einen Schatz an Erkenntnissen und Problemlösungen bereithält.
Quellen und weitere Informationen:
Pflanzenfreunde: Die Welt der Insekten
Insects.ch
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland: Insektenatlas
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