Ob als Bestäuber oder beim Abbau von organischen Materialien, auch für den Menschen spielen Insekten eine wichtige Rolle. Sogar in der Technik, der Medizin oder im Krieg kommen einige der Krabbler zum Einsatz.
Kakerlaken-Roboter
Eine vielleicht ungern gesehene, aber deshalb nicht weniger faszinierende Insektenart ist die Kakerlake. Bereits vor über 300 Millionen Jahren huschten die flinken Sechsbeiner umher, und seither haben sie sich kaum verändert.
Kakerlaken zählen mit 5,4km/h zu den schnellsten laufenden Insekten. Ausserdem sind es soziale Wesen, die gerne in Gruppen von mehreren Generationen leben.
Kakerlaken sind besonders robust. Sie können bis zu sechs Wochen ohne Mahlzeit auskommen. Ausserdem können die Schaben ein Gewicht, das 900-mal schwerer ist als ihr Körpergewicht, problemlos aushalten, da ihr Aussenskelett stabil und flexibel zugleich ist. Wird Druck auf ihren Panzer ausgeübt, wird dieser zusammengepresst. Die Schabe darunter bleibt jedoch unversehrt. Sobald der Druck nachlässt, nimmt das Exoskelett wieder seine ursprüngliche Form an. Auf Basis dieser Eigenschaft haben Forscher bereits Roboter entwickelt, welche beispielsweise nach Erdbeben in zusammengestürzte Häuser hinein krabbeln können.
Glühwürmchen unter Tage
Auch die Glühwürmchen sind faszinierende Insekten. Durch Biolumineszenz beginnen die weiblichen Leuchtkäfer während der Paarungszeit im Sommer zu glühen. In ihrem Hinterleib, auch Laterne genannt, läuft eine chemische Reaktion ab: Der Stoff Luciferin reagiert dabei unter dem Einfluss des Enzyms Luciferase mit Sauerstoff. Dabei wird Energie in Form von Licht frei. Durch das leichte Aufleuchten werden Männchen auf sie aufmerksam, wobei das am hellsten leuchtende Weibchen am meisten Interessenten anlockt. Die Nahrungsaufnahme verläuft jedoch weniger romantisch. Die kleinen Glühwürmchen-Larven können mit ihren Giftbissen ganze Schnecken töten. Ihre Opfer sind dabei bis zu 200-mal schwerer als sie selbst.
Bereits im 19. Jahrhundert nutzten Menschen die Glühwürmchen für ihre Zwecke. In englischen Bergbaugebieten wurden die kleinen Käfer in leere Glasflaschen geschlossen, um die dunklen Gänge der Stollen zu beleuchten. Auch in den Weltkriegen wurden die leuchtenden Insekten als Lichtquelle zum Entziffern von Feldpost in den Schützengraben eingesetzt. Noch weitere Insekten kamen für Kriegszwecke zum Einsatz. Beispielsweise wurden im Amerikanischen Bürgerkrieg, im Vietnamkrieg, aber auch im ersten Weltkrieg Bienenstöcke auf die feindlichen Lager geschossen.
Hummeln läuten den Frühling ein
Hummeln schwirren nicht einfach nur planlos in der Natur umher. Sie sehen sich die Pflanzen genau an, stellen fest, welche Blumen den meisten Nektar enthalten, und hinterlassen eine Duftmarke, um später feststellen zu können, welche Blüten sie bereits besucht haben. Damit die gefrässigen Brummer aber genügend Nahrung bekommen, haben sie sich eine erstaunliche, erst vor gut einem Jahr entdeckte Fähigkeit angeeignet: Wenn Pollen Mangelware sind, beispielsweise im Frühjahr oder in Gewächshäusern, beissen Hummel kleine Löcher in die Blätter. Diese Bisse beschleunigen dann das Erblühen der Pflanzen. Bereits wird daran geforscht, wie Landwirte diese Funktion nutzen könnten, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern.
Kartoffelkäfer in der Architektur
Obwohl der Kartoffelkäfer in der Landwirtschaft einen schlechten Ruf hat, ist er bei Ingenieuren umso beliebter. Grund dafür ist sein stabiler Panzer. Dieser ist extrem widerstandsfähig und zugleich so leicht, dass der Käfer mühelos fliegen kann. Grund dafür sind die Deckflügel des Krabblers, welche aus zwei Schalen bestehen und innen hohl sind. Feine Fasern leiten die einwirkenden Kräfte von der oberen zur unteren Schale ab. Die säulenförmigen Bündel sind in viele Richtungen miteinander verwachsen, wodurch es immer eine Faser gibt, welche die Belastung aufnehmen kann. Solche Faserstrukturen könnten auch in der Architektur Anwendung finden.
Seidenspinner für Abendkleid und Blutgefäss
Bereits seit Jahrtausenden nutzen die Menschen die weiche und reissfeste Faser der Seidenspinner, um daraus leichte, edle Stoffe zu weben. Seit einiger Zeit wird aber auch an einer Verwendung in der Medizin geforscht. Aus dem verflüssigten Material der Kokons könnten künstliche Blutgefässe oder sogar Knochenersatzteile produziert werden. Da Seide vom körpereigenen Immunsystem nicht abgestossen wird und sich in einem definierten Zeitraum im Körper wieder auflöst, könnten Seidenprodukte Platzhalter im menschlichen Körper spielen, welche dann -beispielsweise bei der Genesung einer Krankheit - wieder von körpereigenen Strukturen ersetzt werden.
Das sind nur einige wenige der verblüffenden Fertigkeiten von Insekten, die zurzeit Wissenschaft und Technik inspirieren. Gerade auch im Sinne einer nachhaltigen Problemlösung ist nicht abzusehen, welche Erkenntnisse hier noch der Entdeckung warten. Umso wichtiger ist es, uns ihre weithin noch unbekannte Vielfalt zu erhalten.
Quellen und weitere Informationen:
National Geographic: Pelzige Gärtner: Hummeln beißen Pflanzen, damit sie eher blühen
SWR: Kartoffelkäfer ist Architektur-Vorbild
Das Erste: Seidenspinner: Von der Seide zum Super-Bio-Plastik
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