Mikroorganismen färben Seen pink

In Mexiko färben sich aufgrund anhaltender Dürre die Lagunen pink.

Diesen Mai bot sich Hericel Ramírez, einem Mitarbeiter einer Schildkrötenrettungsstation an Mexikos Oaxaca-Küste, ein ungewöhnlicher Anblick. Während einer morgendlichen Joggingrunde stellte er fest, dass sich die Lagune La Escobilla Pink verfärbt hatte. Zudem fühlte sich das Wasser der Lagune deutlich wärmer an.

Kein neues Phänomen

Es war schon das dritte Mal innert sechs Jahren, dass dieses Phänomen im Bundesdistrikt Oaxaca auftrat. Die grundlegende Ursache für die Verfärbung der Lagune La Escobilla war die extreme Trockenheit in den letzten Jahren. Aufgrund der Niederschlagsarmut sank der Wasserspiegel der Lagune.
Früher bestand eine Verbindung zwischen Meer und Lagune. Aufgrund des tiefen Wasserpegels ist diese heute verschwunden, wodurch vom Meer her kein Wasser mehr zufliesst. Als Folge davon ist nun die Verdunstungsrate deutlich höher als die Zuflussrate - im Gewässer sammelt sich Salz an. Dieser erhöhte Salzgehalt wiederum veranlasste in der Lagune lebende, einzellige Algen dazu, ein Carotinoid zu produzieren, welches das Chlorophyll der Algen schützt. Mit dem weiteren Anstieg des Salzgehalts wurden die Algen langsam durch halophile (salzliebende) Bakterien ersetzt, die ein rotes Pigment erzeugen.

Die Gründe für die Pinkfärbung von Seen variieren von Gewässer zu Gewässer. Bei natürlichen Ursachen ist die ungewöhnliche Färbung entweder auf Algen, Bakterien, Archaeen oder eine Kombination derselben zurückzuführen. Vier Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich die für die pinke Farbe verantwortlichen Mikroorganismen genügend stark vermehren können: Ein sehr hoher Salzgehalt, genügend Nährstoffe, relativ hohe Temperaturen und viel Licht. Diesen vier Faktoren muss selbstverständlich vorangehen, dass sich im Gewässer überhaupt Mikroorganismen befinden, die rote oder pinke Farbstoffe produzieren können.

Algen färben auch Flamingos pink
In einigen Seen leben Krabben, welche sich von den Karotinoid-produzierenden Algen ernähren. Durch den Verzehr dieser Krabben färben sich die Federn der Flamingos pink. Die Farbe der Flamingos rührt also von deren Ernährung, genauer gesagt den aufgenommenen Karotinoiden her.

Könnten sich auch Schweizer Seen pink färben?

Pinke Gewässer kommen auf allen Kontinenten ausser der Antarktis vor. Besonders häufig sind sie in Australien zu finden. Einer der bekanntesten pinken australischen Seen ist der Lake Hillier, der immerzu in rosa erscheint.

Salzseen kommen fast ausschliesslich in Meeresnähe vor, da sonst die Vorbedingung für einen extrem hohen Salzgehalt nicht gegeben ist. Ein europäisches Beispiel ist beispielsweise die Salinas de Torrevieja in Spanien; eine Lagune, an der auch grosse Mengen von Salz abgebaut werden. Wer einen in sattem pink gefärbten See bestaunen möchte, kann auch zu den Salzseen der „Salins d'Aigues Mortes“ in der Camargue reisen. Das Schutzgebiet beherbergt tausende von Flamingos.

Selbst wenn ein Gewässer in der Schweiz auf sehr salzigem Terrain entstehen würde, wäre es die meiste Zeit über zu kalt für eine salzbedingte Pinkfärbung. Dennoch weisen auch Gewässer in der Schweiz immer wieder mal eine rötliche Färbung auf. Grund dafür ist meist die Burgunderblutalge. Diese ist giftig und gehört zu den Blaualgen, welche strenggenommen keine Algen, sondern einzellige Bakterien sind.

Vor zwei Jahren färbte sich ein kleiner See auf dem Niederhorn im Kanton Bern rot. Diesem spektakulären Phänomen lag vermutlich einer Grünalgenblüte zugrunde.

Pink sollte nicht das neue Blau werden

Pink oder rötlich gefärbte Gewässer sind ein spektakulärer Anblick. Ungewöhnliche Verfärbungen des Wassers haben jedoch oftmals einen unerfreulichen Grund. Die Lagune La Escobilla in Mexiko war vor einigen Jahrzehnten noch zehn Meter tief. Heute beträgt die Wassertiefe normalerweise nur noch 1.5 Meter. Die einst darin lebenden Fische sind aufgrund der Versalzung alle gestorben. Wissenschaftlern zufolge könnte die Lagune mit der Zeit ganz austrocknen.

 

 

Quellen und weitere Informationen:
El Pais: Mexico’s pink lagoon: The ecological danger lurking behind the tourist attraction
New York Times: A lake turned pink in Australia


 

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