Artikelserie Geschichte der Umwelt: Das 20. Jahrhundert Empfehlung

Der Kalte Krieg prägte die Nachkriegszeit bis zum Fall der Berliner Mauer. Der Kalte Krieg prägte die Nachkriegszeit bis zum Fall der Berliner Mauer.

In der Artikelserie ‚Geschichte der Umwelt‘ werden verschiedene Epochen beleuchtet. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Veränderungen in der Umwelt deutlich sichtbarer.

Betrachtet man Grafiken zur atmosphärischen CO2-Konzentration der letzten 10‘000 Jahre, so springt es einem ins Auge, wie schnell und hoch der Anstieg ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war und ist. Dies ist nur einer der Indikatoren, der aufzeigt, wie stark der Mensch in die Umwelt eingreift.

Im Krieg mit der Natur

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnen die Industrieländer damit, sich wieder aufzubauen. Doch der Aufbau beruht nicht auf Zusammenarbeit. Die Welt ist in zwei ideologische Lager geteilt, die sich zwar nicht offen bekriegen, jedoch zumindest Stellvertreter gegeneinander kämpfen lassen. Der Kalte Krieg prägt die Welt bis zum Fall der Berliner Mauer und hat auch noch darüber hinaus Konsequenzen.  Auch die Natur bleibt vom Kalten Krieg nicht verschont. Sie wird gezielt in die Kriegsführung eingespannt und zerstört, um dem Feind zu schaden. Dieses Vorgehen gab es schon in der Antike, jedoch wurde es in den Kriegen des 20. Jahrhundert auf die Spitze getrieben. Besonders plakativ ist dies am Vietnam-Krieg zu sehen. Mit Napalm und dem Herbizid Agent Orange wurde der Regenwald gezielt zerstört, ungeachtet der Konsequenzen. Doch nicht nur an der Front wurde die Natur bekämpft. Auch im zivilen Leben nahmen die Bekämpfung bzw. die ‚Kontrolle‘ der Natur immer mehr Überhand. Diese Einstellung spiegelte sich in den Medien, wie anhand eines Werbefilms für Insektenschutzmittel exemplarisch zu sehen ist.


Jerry Fairbanks und Sherwin-Williams, Wikimedia Commons

 

Die Vorstellung des grenzenlosen Wachstums

Mit dem Wiederaufbau Europas blüht die Utopie eines grenzenlosen Wirtschaftswachstums auf. Nach dem Krieg erscheint es noch so, dass die Umwelt schier unendliche Ressourcen bereithält, die durch moderne Technik und Wissenschaft für das Wohlergehen aller genutzt werden können. Man beginnt mit hybridisierten Pflanzen zu arbeiten, vermengt spezielle Erdmischungen, um die Pflanzen überall auf der Welt unter möglichst gleichen Bedingungen anpflanzen zu können, kreiert neue Düngemittel. Es werden Patente auf diese Erfindungen angemeldet. Die Umwelt wird kommerzialisiert.
Mit dem steigenden Wohlstand des Westens steigen die Wirkungen des Menschen auf die Umwelt. Immer mehr Menschen besitzen ein eigenes Auto, leisten sich ein Haus, fliegen in die Ferien. Auch eine neue ‚Wunderwaffe‘ wird erfunden: Ein neuartiges Material, das einfach zu produzieren ist, hervorragende Eigenschaften aufweist und durch den billigen Erdölpreis günstig angeboten wird: Plastik. Bei all dem trägt die Natur den Schaden. Dieser ist so gross und vernetzt, dass man schlecht auf einzelne Beispiele eingehen kann, möchte man ein globales Bild davon zeichnen. Manche Ereignisse können zwar als Beispiel dienen, doch oftmals muss man sich mit Statistiken zufriedengeben, um die schwindelerregende Menge an Naturzerstörung zu erkennen.


Wachsende Umweltbewegung

Die Zerstörung der Umwelt bleibt nicht ohne Kritik. In den 60ern prangert Rachel Carson in ihrem Buch ‚Silent Spring‘ die Schäden durch den Einsatz von DDT an. Das Buch wird zu einem Meilenstein in der Geschichte der Umweltbewegung. Diese Bewegung -  auch wenn sie schwer einzugrenzen ist - findet im Laufe der 70er immer mehr Zulauf. Bis zu diesem Zeitpunkt plädierten Umweltbewegungen eher für konservatorische Massnahmen, etwa im Landschafts- und Heimatschutz. Im Zuge der 68er-Bewegung wird der Schutz der Umwelt politischer und weitet den Blick auf systemische Zusammenhänge. In den 70ern beginnen sich erste umweltpolitische Bewegungen und NGO’s zu bilden. Mit dem Erscheinen der „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome wird die Vorstellung des grenzenlosen Wachstums in Frage gestellt.
In derselben Zeit erstarkt die Anti-Atomkraftbewegung, wenn auch nicht mit durchwegs identischen Ziele. In der Schweiz verhindert die Anti-AKW-Bewegung, mit breiter Unterstützung der Bevölkerung, den Bau des Kraftwerks Kaiseraugst. Umweltrelevante Themen begannen, breite Bevölkerungsschichten zu mobilisieren.
In der Folge wurde die Komplexität der Umweltproblematiken immer offensichtlicher. Die Fragen, wie sich die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft in Anbetracht dieser verhalten mussten, wurden immer heftiger debattiert. Es war auch unklar, wie man mit diesen Probleme umgehen musste. So etwa im Fall des Phänomens ‚Waldsterben’, welches im deutschsprachigen Raum stark rezipiert wurde, obwohl eigentlich unklar war, was überhaupt seine Ursachen waren. Wie die Forschung heute weiss, war der Wald durchaus in keinem guten Zustand, jedoch war dies ein schon länger andauernder Prozess. Die breite Rezeption des Phänomens war eher der medialen Aufmerksamkeit geschuldet – die auch ziemlich schnell wieder verschwand.
Zugleich wird die Umweltproblematik immer globaler. Ganz konkrete Beispiele sind der Brand bei Schweizerhalle oder der GAU des Tschernobyl-Reaktors; plötzlich werden Konsequenzen der Umweltzerstörung international spürbar, in Ländern und Regionen, die sie nicht verursacht hatten. Wer trägt dabei Verantwortung? Diese Frage beginnt man sich mit Bezug auf den Klimawandel zu stellen. Schon in den 60ern wird man auf den Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration aufmerksam, die immer wie mehr anstieg. Im Laufe der 70er und 80er häufen sich die Beweise für den menschengemachten Klimawandel. Desinformations- und Hetzkampagnen verschiedener Industriezweige, allen voran ‚Big Oil‘, versuchen dieses Wissen einzudämmen – obwohl sie in eigenen Studien zu gleichen Schlüssen gelangen. Das Fundament für die Leugnung des Klimawandels ist gelegt.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war von Gegensätzen und Strukturwandel gekennzeichnet. Der Kalte Krieg prägte die Denkmuster. Gleichzeitig stieg die Weltbevölkerung rasant an und der Wohlstand, zumindest der westlichen Nationen, mit ihr. Die Konsequenzen der sich aufsummierenden Übernutzung der der Umwelt bekam die Menschheit, wenn auch ungleich verteilt, immer klarer zu spüren. Dies bewegte viele Menschen dazu, sich vermehrt mit diesen Problematiken auseinanderzusetzen.

Quellen und weitere Informationen:
Historisches Lexikon der Schweiz: Umwelt und Ökologische Bewegung.
Marco Giugni, Florence Passy: Zwischen Konflikt und Kooperation. Die Integration der sozialen Bewegungen in der Schweiz, Zürich, 1999.
Naomi Oreskes, Eric M. Conway: Merchants of Doubt, New York, 2010.
Patrick Kupper: Atomenergie und gespaltene Gesellschaft, Zürich, 2003.

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