Besorgniserregendes Bienensterben nach kaltem Winter

23 Mai 2012

Während des letzten kalten Winters verendeten schweizweit 100 000 Bienenvölker. Für das Bienensterben verantwortlich sind hauptsächlich die Varroa-Milben, aber auch fehlendes Know-how vieler Imker. Der entstandene Schaden dürfte sich auf 25 Millionen Schweizer Franken belaufen.

Die Bienen sind dafür bekannt, eine zentrale Rolle bei der Bestäubung der Pflanzen einzunehmen. Sie sind deshalb unverzichtbare Helfer in der Landwirtschaft. Der Rückgang der Bienen und dessen Auswirkungen auf die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen können derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Jedoch ist klar, dass ein komplettes Aussterben der Bienen verheerende Folgen hätte. Die Bienen erhalten als Blütenbestäuber die Stabilität der Ökosysteme aufrecht, ermöglichen dadurch die Entstehung der Fürchte vieler Obstbäume und liefern nicht zuletzt als Nutztiere Honig. Die Lebensbedingungen verschiedenster Tierarten werden bestimmt vom Klimawandel beeinflusst, beispielsweise durch das Auftreten früher warmer Frühlinge. Beispielsweise können sich Milben dadurch unkontrolliert vermehren oder bitterkalte Winter hingegen zerstören massenweise Bienenvölker. Dadurch wird das natürliche Gleichgewicht der Ökosysteme völlig durcheinander gebracht, worauf es auch anfälliger auf Parasitien wie z.B. die Varroa-Milbe ist.

Die Varroa-Milben konnten sich im milden Frühling 2011 optimal vermehren und die Bienenvölker befallen. Der Parasit saugt das Blut der Bienen und überträgt Krankheitserreger. Der Milbenbefall verkürzt somit die Lebensdauer der Bienen um Monate, wodurch sie den Winter nicht überleben. Zudem haben die Parasiten bereits Resistenzen gegen herkömmliche Bekämpfungsmittel gebildet. Auch organische Säuren haben bisher in der Schweiz zu keinem durchschlagenden Erfolg geführt, weshalb Forscher die Hoffnung nun einerseits in Pilze, welche auf die Varroa-Milbe tödlich wirken und andererseits in biologische Mittel setzen, welche in die Vermehrung der Milben eingreifen. Trotzdem soll es noch 5-10 Jahre dauern, bis diese Bekämpfungsformen eingesetzt werden könnten.

In der Kritik steht aber auch das Verhalten vieler Imker. Die meisten betreiben die Tätigkeit als Hobby und besitzen das nötige Wissen nicht, um auf Veränderungen reagieren zu können. Gemäss Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und dem Varroose-Bekämpfungskonzept Baden-Württemberg sind jährlich mehrere Aktionen notwendig, um die Bienen am Leben und leistungsfähig zu halten. Mit diesem Konzept bilden sich keine resistenten Milben und die Bienenprodukte werden nicht mit Rückständen belastet. Dies hat sich in der Praxis bereits bewährt.

Wie in Deutschland soll auch bald in der Schweiz über eine Art Imkerausweis mit obligatorischen Kursen diskutiert werden. Ein gross angelegter Feldversuch von Agroscop in Zusammenarbeit mit einem Berner Imkerverein soll die Behandlung der Völker koordinieren, um eine erste Notmassnahme zu ergreifen.

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen hat überdies zur Folge, dass Bienen veränderte Pollen aufnehmen und in den Honig schleusen. Nach wie vor ist nicht bekannt, wie sich dies auf den Menschen gesundheitlich auswirkt, geschweige denn auf die Bienen selbst und die Biodiversität. Ein anderes Defizit sieht Nationalrätin Maya Graf (GB) im Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Sie will diesen mit einer Motion stoppen, da aggressive Pestizide die Bienenstöcke schon vor einem Milbenbefall schwächen.

Varroose-Bekämpfungskonzept Baden-Württemberg

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