Urbane Landwirtschaft für lokale, soziale und ökologische Nachhaltigkeit

11 Jun 2012

„Urban Farms" sind Gewächshäuser auf Gebäudedächern, die von Stadtbauern betrieben werden. Auf ungenutzten Stadtflächen entstehen so lokale Gärten. Mit diesen Projekten wird nicht nur die nachhaltige Lebensmittelversorgung gefördert, sondern auch die sozialen Netzwerke in der Stadt.

Die Landwirtschaft erobert die Städte zurück

Zusammen säen, pflanzen, jäten, giessen, ernten und geniessen war bislang in den Städten unvorstellbar, sind sie doch eng, laut und grau. Die „Urban Farmers" bieten diesem Zustand die Stirn; ungenutzte Dächer und Zwischenräume werden in grüne Flächen verwandelt und das Gemüse gleich selbst angebaut. Der ökologische Sinn liegt dabei im geringen Flächenverbrauch, dem reduzierten Wasserverbrauch und den wegfallenden Transportwegen und –kosten.

Die Trends kommen aus den USA und Kuba. In Detroit beispielsweise, geplagt von sozialen Problemen und vom Zerfall der Stadtviertel, hat die urbane Landwirtschaft eine neue Perspektive geschaffen: die grüne Bewegung ist die Zuversicht der Stadt. In erster Linie trägt sie zur Selbstversorgung bei und zusätzlich profitieren die Bewohner durch das gemeinsame Arbeiten von einer sozialen Gemeinschaft. Weitere „Urban Farms" finden sich auch in New York. Dort sind die riesigen, kommerziellen Dachfarmen aber weit entfernt von den lokalen, gemeinschaftlichen Gärten. Ob hier die Natur oder der Geschäftssinn im Hinterkopf stand, sei dahingestellt. Trotzdem ist es sinnvoll, Gemüse dort zu produzieren, wo es verkauft und verspeist wird.

In Kuba war für die Entwicklung der „agricultura urbana" die Politik ausschlaggebend und zwar als die Düngelieferungen zusammenbrachen. Seither stammen in Havanna und Santiago 90% der frischen Lebensmittel aus der urbanen Landwirtschaft.

Das Prinzip des „Urban Farmings" hat auch Europa heimgesucht. Theoretisch würden beispielsweise in Deutschland auf Dächern 360 Millionen Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, welche von der urbanen Landwirtschaft genutzt werden könnten. Aber auch leerstehende Industrieflächen bieten Urban-Farming-Projekten einen idealen Standort. So entstand 2009 der „Prinzessinnengarten" auf einer Brachfläche mitten in Berlin. Der lebendige Nutzgarten ist sogar mobil, da die Pflanzen in Bäckerkisten, Reissäcken und Tetra-Paks angepflanzt werden. Profi muss man hierzu keiner sein; durch gemeinsames Ausprobieren und den Austausch von Erfahrungen entstehen Gärten mit Zukunft. Dünger und Pestizide werden hier keine eingesetzt; das Gemüse ist biozertifiziert.

Innovationen dank Technologien – in der Stadt, für die Stadt
Selbst in der Schweiz sind Stadtbauern auf dem Vormarsch. In Basel fördert das Urban AgriCulture Netz die Erzeugung von Lebensmitteln, Kräutern, Blumen, Nutz- und Medizinalpflanzen durch die in der Stadt Basel und der Agglomeration lebenden Menschen. In Zürich sind die „UrbanFarmers – Good Food From The Roof" aktiv. Das Spin-Off Unternehmen der ZHAW in Wädenswil verbindet die Ziele ökologischer Nachhaltigkeit mit der Entwicklung neuer Technologien. Dazu gehören Anbaumethoden, die wenig Platz benötigen und gleichzeitig naturnah und umweltschonend sind. „Urban Farming" vereint verschiedene Bereiche von Umweltwissenschaften, über Ingenieurwissenschaften und Bautechnologie bis hin zu Design.

Schliesslich erklärt es sich von selbst, dass eine industrielle Landwirtschaft, die auf Übernutzung von Ressourcen aufbaut, eine Sackgasse ist. Da prognostiziert wird, dass 2050 sechs Milliarden Menschen in Städten leben werden, bietet das „Urban Farming" für ein ökologisches Ernährungssystem einen besonders interessanten Lösungsansatz.

Urban Farming Schweiz:
www.urbanagriculturebasel.ch

www.urbanfarmers.ch

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