Mobilität ist ein Wesensmerkmal und Grundbedürfnis vieler lebender Organismen. Im Zuge der Evolution wurde der Mensch - wie vor ihm schon viele andere Lebewesen - mit Beinen ausgestattet, um sich bewegen zu können; dahin, wo es zu essen und zu trinken gibt, wo ein Dach über dem Kopf verfügbar ist, wo die Lebensbedingungen günstig sind. Was uns dabei von anderen Geschöpfen der Natur unterscheidet und worin eine tiefgreifende und lange verkannte Problematik liegt, ist die durch Technologien ermöglichte immense Ausweitung der menschlichen Fortbewegungsmöglichkeiten. Mit der Entwicklung und Verbreitung der Eisenbahn im frühen 19. Jahrhundert, dem anhaltenden Ausbau von Verkehrswegen, der Etablierung des motorisierten Strassen- und Flugverkehrs im 20. Jahrhundert hat sich unsere Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend auf Mobilität eingestellt. Heute ist es für viele Schweizer selbstverständlich, beispielsweise in Bern wohnhaft zu sein und in Zürich zu arbeiten, oder täglich von Luzern nach Basel zu pendeln. Dabei sind es nicht nur die Personen, sondern auch die Waren, oder Teile davon, die weite Distanzen zurücklegen.
Dabei ist das Ausmass des Verkehrswachstums enorm. In der Schweiz hat der Bestand der Strassenmotorfahrzeuge seit 1980 um zwei Drittel auf 5,6 Millionen zugenommen. Statistisch gesehen verfügt jeder zweite Einwohner in der Schweiz über ein Auto. Dabei lag der mittlere Besetzungsgrad von PWs im Jahre 2010 gerade mal bei 1,6 Personen. Die Zahl der pro Person zurückgelegten Kilometer ist in den letzten Jahrzehnten sowohl im Strassen- als auch im Schienenverkehr massiv angestiegen. Damit einhergehend wurden die Verkehrsinfrastrukturen in der Schweiz kontinuierlich ausgebaut; ein Ende ist nicht abzusehen. Massnahmen zur Unterstützung einer ökologisch verträglichen Verkehrsgestaltung drängen sich zunehmend auf, wenngleich die Dringlichkeit noch immer nicht überall hinreichend erkannt wurde.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist, nebst der Unterstützung und des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs, sicher die Benutzung und Förderung umweltschonender Privatverkehrsmittel. Dazu zählt, ganz unbestritten, das Fahrrad. Im Städte-, Agglomerations- und Nahverkehr ist das Velo oft die beste Wahl und bietet das schnellstmögliche Mittel zur Fortbewegung. Im Hügelland Schweiz, wo Fahrradfahren vielerorts mit körperlicher Anstrengung verbunden ist, hat die Verbreitung von Elektrovelos, mit denen kleinere und grössere Steigungen tatsächlich mühelos und ohne Schweiss überwunden werden können, zu einer erhöhten Alltagstauglichkeit eines umweltverträglichen Verkehrsmittels geführt. Gleiches trifft auch auf die Optimierung von Regenschutz- und Funktionsbekleidung zu, die Fahrradfahren auch bei schlechter Witterung komfortabler möglich machen.
Eine sichere, effiziente und umweltschonende Mobilität setzt nicht nur geeignete Fortbewegungsmittel, sondern auch eine darauf hin angepasste Verkehrsinfrastruktur voraus. Bekanntlich sind nicht alle Städte und Ortschaften der Schweiz im selben Ausmass zum Velofahren prädestiniert. Basel und Bern gelten im Unterschied etwa zu Zürich oder Luzern als tendenziell velofreundlich. Im Internationalen Vergleich liegt Kopenhagen - die inoffizielle Velohauptstadt Europas - ganz vorne. Dort wurden in jüngster Zeit ganze Autospuren zu Radspuren umgewandelt und sind die Ampeln so getaktet, dass die Velos mit 20km/h auf einer grünen Welle reiten können. Auch in der Schweiz ist die bauliche Trennung von Radwegen und Autospuren schon vielerorts Realität, aber eine weitere Förderung des Langsamverkehrs, etwa durch bauliche Massnahmen, sowie eine Rückbesinnung auf kleinere Aktionsradien ist im Zuge einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung dringend anzustreben.
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