Der internationale Aktionstag – Weltbodentag – wird seit 2002 jährlich begangen. Er geht zurück auf einen Vorstoss aus den Kreisen des 17. Weltkongresses der Internationalen Bodenkundlichen Union (International Union of Soil Sciences), welcher 2002 in Bangkok stattfand. Zu Ehren des Königs von Thailand – Bhumibol Adulyadej –, der sich für die Förderung von Böden und der Bodenwissenschaften verdient gemacht hat, wurde der Weltbodentag auf den Geburtstag seiner Majestät gelegt. Bereits seit drei Jahren bestimmt die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (BGS) anlässlich dieses Aktionstages den Boden des Jahres. Nach dem Acker- (2011) und dem Wald- (2012) steht nun der Stadtboden (2013) im Zentrum. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Böden in Städten nahm in den letzten Jahren stetig zu und wird transdiziplinär angegangen: Bauingenieure, Natur- und Sozialwissenschaftler, aber auch Angehörige der Gesundheitswissenschaften nehmen sich der städtischen Biosphäre an. Die BGS will dieses Jahr nutzen, um uns näher zu bringen, was sich eigentlich unter unseren Füssen verbirgt.
Durch die letztgenannte Überbauung grosser Teile unserer Städte kann oftmals kaum mehr von einem ‚echten‘ Boden gesprochen werden. Eine dicke Asphaltschicht verhindert die ursprünglichen Kreisläufe unter dem Terrain, das wir begehen.
Unter dem Begriff des Stadtbodens werden die vielfältigen Böden städtisch industrieller Räume verstanden. Die Nutzung dieser natürlichen Ressource lässt sich in urbanen Flächen zwischen Grünzonen (Parkanlagen und Gärten) sowie versiegelten Böden im Rahmen von Gewerbe, Industrie, Wohnen und Verkehrsinfrastruktur unterscheiden. Durch die letztgenannte Überbauung grosser Teile unserer Städte kann oftmals kaum mehr von einem „echten“ Boden gesprochen werden. Eine dicke Asphaltschicht verhindert die ursprünglichen Kreisläufe unter dem Terrain, das wir begehen. Ein funktionierender Boden ist nämlich auf einen regelmässigen Austausch von Wasser und Luft, sowie auf die beherbergenden Bodelebewesen (Bakterien, Pilze, Regenwürmer und andere Tierchen) angewiesen. Diese Organismen sind für die Zersetzung von organischem Material (Laub) und der Anreicherung des Humus mit mineralischen Substanzen verantwortlich. Des Weiteren stellen Sie den Pflanzen Nährstoffe für ihr Wachstum bereit. Nicht zu vergessen ist, dass diese Lebewesen zur Bildung einer guten Bodenstruktur beitragen, welche für die Speicherung von Regenwasser und damit der Verhinderung von Hochwassern unerlässlich ist.
Ein gesunder Stadtboden regt nicht nur die Pflanzen zum Wachsen an, sondern reguliert auch den Temperatur- und Wasserhaushalt. Er fungiert als Filter, Puffer und Transformator für Schadstoffe der Menschen und übt dadurch auch einen positiven Einfluss auf das lokale Klima aus. Ein gesunder Boden ist ein wichtiger Teil eines gut funktionierenden städtischen Ökosystems. Ist aber die Nachlieferung von Wasser und Sauerstoff aufgrund von zu starken anthropogenen Einflüssen nicht mehr möglich, wie etwa bei Betonierung der Oberflächen oder hohen Schadstoffemissionen, entsteht eine undurchlässige Schicht; die biologische Aktivität nimmt ab, womit die reichhaltigen Vorteile des Bodes verschwinden. Übrigens sind auch heute schon viele Parkanlagen oder Gärten in Städten oftmals auf künstlichen Böden angelegt, wenn sich im Untergrund Infrastrukturbauten wie Tiefgaragen, Kabelstränge, Versorgungsleitungen usw. befinden.
Nutzen wir also das Jahr des Stadtbodens und versuchen Lösungen für einen zu gleichen Teilen nachhaltigen wie haushälterischen Umgang mit der Ressource Boden zu finden. Pro Sekunde wird in der Schweiz nämlich ungefähr ein Quadratmeter Boden verbaut. Gerade hier, wo etwa 80 % der Bevölkerung mittlerweile in Städten wohnhaft ist, müssen wir uns der wichtigen Funktionen dieser natürlichen Ressource wieder bewusst werden und sie entsprechend pflegen und schützen.
Weitere Informationen:
Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz: www.soil.ch
Homepage "Boden des Jahres": www.boden-des-jahres.ch
International Union of Soil Sciences: www.iuss.org
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