Die Tradition des Christkindes ist relativ „neu“ und geht höchstwahrscheinlich auf Martin Luther zurück. Dieser soll das engelhafte Kind im 16. Jahrhundert erfunden haben. Davor wurden die Geschenke am 6. Dezember vom heiligen Nikolaus überbracht. Diese Figur wird oft auf den Bischof Myra zurückgeführt, der im vierten Jahrhundert für seine guten Taten berühmt wurde. Da die protestantische Kirche die Heiligenverehrung aber ablehnte, wurde die Weihnachtsfeier von Luther auf den 25. Dezember verlegt und der Geschenkesegen dem Christkind zugestanden. Der vermeintlich katholische Brauch des Christkindes ist also in Wahrheit reformiert und hat sich erst später in katholischen Gebieten verbreitet. Bis heute überbringt vor allem im deutschsprachigen Gebiet das Christkind die Weihnachtsgeschenke.
Doch auch der Nikolaus hat die Jahrhunderte überlebt und ist heutzutage wohl beliebter denn je! Seine in der westlichen Welt typische Erscheinung in Rot/Weiss stammt von Coca Cola, die den „Santa Clause“ in den 30er Jahren als Werbeträger entdeckt und einen hübschen Prototypen in Rot/Weiss entworfen haben. Diese amerikanische Werbefigur ist die Grundlage des mittlerweile auch in nichtchristlichen Ländern sehr populären Weihnachtsmannes.
Die Figur an sich ist aber weit mehr als ein Kommerzauswuchs des 20. Jahrhunderts. Das Weihnachtsfest inklusive Nikolaus mag zwar weitgehend kommerzialisiert sein, umso mehr sollten wir uns aber der ursprünglichen, vielseitigen Bedeutung der Weihnachtsfigur erinnern. Jenseits der christlichen Traditionen sollen etwa auch uralte Winterbräuche die Entstehungsgeschichte vom Weihnachtsmann beeinflusst haben. Auch in vorchristlichen Gesellschaften dürfte ein Gabenbringer zum Beginn des harten, kalten Winters ein willkommener Gast gewesen sein, schreibt der Ethnologe Thomas Hauschild in seinem Buch Die wahre Geschichte. Im Mittelalter ging es dann bei den Weihnachtsfeierlichkeiten oft ziemlich wild zu und her. Knecht Ruprecht, der Begleiter von Nikolaus war, vielmehr als heute, ein böser, gefürchteter „Bestrafer“. Natürlich ist der Weihnachtsmann auch der osteuropäischen Winterfigur „Väterchen Frost“ sehr ähnlich, der in Russland die Kinder in der Neujahrsnacht beschenkt. Hauschild geht noch weiter und zeigt in seinem Buch gar erstaunliche Parallelen mit zwei chinesischen Gottheiten auf, die als alte Männer mit Rauschebärten und Wohltäter der Kinder dem Nikolaus überraschend ähneln.
Die Figur des bärtigen Mannes, der zum Beginn der Winterzeit auftaucht und Segen und Geschenke bringt, hat also eine sehr lange, komplexe Geschichte und scheint auf verschiedene, auch nichtchristliche Traditionen zurückzugehen. Mittlerweile hat sich der „Santa Clause“, dank Coca Cola, wohl zum Inbegriff des kommerzialisierten, konsum-orientierten Weihnachtsfestes entwickelt. Eigentlich schade, denn diese Auffassung widerspricht doch der moralischen Idee des Weihnachtsmannes, der mit seinen Geschenken Gutes belohnt. Es geht somit nicht um die ökonomische Idee vom Geben und Nehmen. Seine Geschenke kommen auch nicht vom Kaufhaus, sondern aus einer geheimnisvollen Fabrik am Nordpol, die keinen Profit erwirtschaftet…
Interessante Links:
Artikel über das Buch "Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte" von Thomas Hauschild
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