Erst kürzlich hat Greenpeace Schweiz beim Bund eine Petition eingereicht, die den sofortigen Stopp von bienenschädlichen Pestiziden in der Schweizer Landwirtschaft fordert. Über 80´000 Personen hatten die Vorlage unterzeichnet. Einem neuen Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge, sind besonders die Wirkstoffe Clothinaidin, Imicacloprid, Thiametoxam und Fipronil, die sich alle in einigen der heute verwendeten Pflanzenschutzmitteln wiederfinden, gefährlich für Bienen. Greenpeace verlangt eine sofortige Einstellung dieser Chemikalien, die in Nachbarländern wie Italien oder Frankreich bereits teilweise verboten sind. «Das Verschwinden der Bienen ist ein Symptom einer fehlgeleiteten Landwirtschaft, die intensiv Chemikalien einsetzt und die Artenvielfalt reduziert», sagte Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz. «Davon profitieren in erster Linie mächtige Konzerne wie Syngenta oder Bayer. Die einzige zukunftstaugliche Lösung ist ein Paradigmenwechsel hin zu einer ökologischen Landwirtschaft». Neben Pestiziden werden besonders der Verlust von artenreichen Lebensräumen, der damit verbundene Nahrungsverlust und Parasiten für das Bienensterben verantwortlich gemacht (vgl. Umweltnetz Artikel. "Die Bienen sterben nicht an Milben, sondern am Menschen", 18. Januar 2013).
Das Verschwinden der Bienen ist ein Symptom einer fehlgeleiteten Landwirtschaft, die intensiv Chemikalien einsetzt und die Artenvielfalt reduziert.
Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace.
Ein Verschwinden unserer Bienenvölker wäre nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Nahrungsmittelproduktion verheerend, denn rund drei Viertel der Nutzpflanzen weltweit müssen von Insekten bestäubt werden. Eine internationale Forschergruppe mit Beteiligung verschiedener Schweizer Universitäten hat nun untersucht, ob nur die Honigbienen einen prioritäre Bedeutung bei der Bestäubung einnehmen, oder auch Wildbienen und andere Insekten für die Bestäubung verschiedener Kulturpflanzen eine wichtige Rolle spielen. Zu diesem Zweck wurden global ca. 600 Anbauflächen analysiert. Das Ergebnis war eindeutig: „Egal, wie viele Honigbienen in einem Feld sind, der Ertrag wird immer gesteigert, wenn wildlebende Bienen und andere Insekten an der Bestäubung beteiligt sind“, so Christof Schüepp, Uni Bern. D.h. die Wildbienen bestäuben effizienter als die vom Menschen bewusst eingesetzten, gezüchteten Honigbienen. Am Besten funktioniert die Bestäubung, wenn die Artenvielfalt möglichst gross ist, also wenn neben Honigbienen zusätzlich viele Wildbienen und weitere Bestäuber-Insekten vorhanden sind.
Diese Erkenntnisse zeigen einmal mehr, dass natürlich belassene, intakte Ökosysteme mit einer hohen Biodiversität am Besten harmonieren. Dies ist nicht nur für die Natur selbst, sondern im Fall der Bestäuber auch für die Erzeugung unserer Grundnahrungsmittel von hoher Bedeutung. Neben der besseren Effizienz der Wildbienen, sind diese ausserdem überlebensfähiger, wie bereits Markus Imhoof betonte. Je mehr die Tiere zu Zuchtzwecken zu harmlosen, braven Kuschelbienen gemacht werden, desto krankheitsanfälliger werden sie. Deshalb ist es unentbehrlich, neben den Honigbienen insbesondere ihre wilden Artgenossen sowie andere wilde Insekten zu schützen!
Weiterführende Links
Umweltnetz Artikel: "Die Bienen sterben nicht an Milben, sondern am Menschen", 18. Januar 2013.
Medienmitteilung Greenpeace über die Petition zum Bienenschutz, 28. Februar 2013.
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