Gemäss dem aktuellen Jahresreport der World Wind Energy Association (WWEA) hat die Windenergie 2012 weltweit stark zugelegt: Nie zuvor wurden mehr neue Windturbinen installiert. Mittlerweile wird in 100 Ländern Strom aus Windkraft produziert, wobei heute bereits 3% des weltweiten Energiebedarfs gedeckt wird. Während der Windenergie-Boom zunächst hauptsächlich in Westeuropa, Nordamerika und Asien stattfand, installieren seit kurzem auch osteuropäische und südamerikanische Länder Windkraftanlagen. Stefan Gsänger von der WWEA nimmt angesichts der aktuellen Entwicklungen an, dass sich die Nutzung der Windenergie bis in 20 Jahren weltweit verzehnfachen wird. Damit könnten rund 30% des aktuellen globalen Energiebedarfs durch Windkraft abgedeckt werden! Dänemark ist der einzige Staat, der heute bereits 30% des benötigten Stroms aus der erneuerbaren Energie bezieht.
Den Grund für die stetige Zunahme der Windenergie sieht Gsänger vor allem darin, dass die Anlagen nicht nur klimafreundlich, sondern auch wirtschaftlich rentabel sind: Der Kostenaufwand hält sich im Vergleich zu anderen Stromquellen in Grenzen. Die stetige Verbesserung der Technologie führt ausserdem dazu, dass die Windkraftnutzung immer effizienter wird und sehr viel Strom liefern kann. Die grösste Windturbine der Schweiz z.B. erreicht mit seiner Blattlänge von rund 55 Metern die Leistung von 4,5 Gigawattstunden pro Jahr und deckt damit die gesamte Menge Strom, die ein Dorf mittlerer Grösse wie Haldenstein (Kanton Graubünden) jährlich verbraucht. Das Windrad wird am Samstag 15. Juni im Rahmen des Global Wind Days eingeweiht (siehe Medienmitteilung eole suisse, 11. Juni 2013).
In 20 Jahren könnte rund 30% des aktuellen globalen Energiebedarfs durch Windkraft abgedeckt werden.
Obwohl der globale Zuwachs der Windenergie grundsätzlich begrüssenswert ist, hat auch diese Technologie ihre Schattenseiten. Einige Vogelarten stehen unter hohem Risiko, mit den rotierenden Riesen zu kollidieren und zu verenden. Besonders gefährdet sind offenbar Greifvögel wie Rotmilane, Mäusebussarde, Falken oder Seeadler sowie gewisse Zugvögel, von denen z.B. in Deutschland in den letzten Jahren mehrere hundert bis tausend an Windkraftanlagen gestorben sind (genaue Zahlen gibt es nicht). Gemäss einer Einschätzung der Schweizerischen Vogelwarte sind Windkraftanlagen aber nicht in jedem Fall gefährlich für Vögel. Entscheidend ist vielmehr der Standort der Anlagen: Orte, an denen sich die „Risiko“-Vögel infolge topografischer und thermischer Bedingungen vermehrt aufhalten, sind für den Ausbau der Windenergie deshalb nicht geeignet (z.B. Pässe in den Alpen und im Jura oder Ufer grosser Gewässer). Weitgehend unerforscht ist bisher, inwieweit die Tiere durch die Windräder gestresst werden. Auch über die Wirkung von grossen Offshore-Anlagen im Meer auf Vögel ist zurzeit wenig bekannt. Hingegen weiss man, dass der Bau der Offshore-Windparks so viel Lärm verursacht, dass Wale stark darunter leiden (vgl. Umweltnetz-Beitrag Tödlicher Lärm im „stillen“ Ozean, 31. Mai 2013). Für den Bau der Windanlagen in der Ostsee wurden jedoch bereits schalldämpfende Massnahmen eingeleitet, welche das Lärm-Problem erfolgreich lösten.
Wie bei allen Eingriffen des Menschen in die Natur, ist auch bei den Windkraftanlagen Vorsicht geboten. Die beste Energie ist auch hier immer noch die nicht verbrauchte! Dennoch bietet die Windkraft als erneuerbare, saubere Energie einen nachhaltigen, klimaschonenden Ersatz für viele andere Stromquellen. Wichtig ist, dass die Risiken von Beginn an ausreichend untersucht und in die Planung miteinbezogen werden. Schonend für die Umwelt ist auch die Förderung der dezentralen Stromgewinnung durch kleine Windanlagen statt grossflächig angelegten Windparks – Auch diese Art der Stromförderung ist zurzeit weltweit auf dem Vormarsch, wie der WWEA Report zeigt.
Weiterführende Infos
Global Wind Day 2013: Offizielle Homepage (En)
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