An der Jahrestagung der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) erfuhren die Prospektivstudien eine kritische Würdigung. Nicht nur unterliegen sie grossen Unsicherheiten -wer weiss schon, wie die Schweiz in 40 Jahren aussieht, und wer hätte das heutige Erscheinungsbild vor 40 Jahren vorher zu sagen gewagt?- , da sie sich auf sehr viele unklare Daten bzw. Schätzungen abstützen (müssen), unterschiedliche Modelle und simulierte Szenarien mit unterschiedlich gewichteten Indikatoren verwenden. Allzu oft sind sie aber auch von ideologischen Prämissen begleitet, die den Willen und die Möglichkeiten für eine Veränderung unterschätzen bzw. grundsätzlich als unmöglich erachten.
Sicher ist die Kostenfrage zentral für die künftige Energieversorgung, und unbestritten ist auch, dass die Energiewende ein Generationenprojekt ist. Die Energiewende wird Kosten verursachen; aber das darf sie auch, da sie der nötige Beitrag zu einer international harmonisierten Klimapolitik ist.
Fakt ist, dass die Energieversorgung der Schweiz vom Ausland abhängig ist. Knapp 40% der Energieversorgungskosten fallen auf Importe, was jährlich mindestens 10 Mrd. CHF ausmacht. Fakt ist auch, dass sowohl Erdöl wie Erdgas genauso wie Uran nur begrenzt vorhanden sind und mit der Knappheit entsprechend teurer werden, und Fakt ist, dass durch deren Verbrennung die CO2-Emissionen massiv angestiegen sind und unser Klima nachhaltig beeinflussen.
Aus diesen Tatsachen allein ergibt sich ein dringender Handlungsbedarf. Einerseits macht es keinen Sinn, wenn dauernd Milliarden abfliessen und nicht der nationalen bzw. regionalen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Damit könnten viele Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Wertschöpfung würde im eigenen Land erfolgen. Andererseits muss eine Energieversorgung als gescheitert betrachtet werden, die zu einer Veränderung des globalen Klimas führt, deren Auswirkungen wir mit den zunehmenden Naturkatastrophen erst zu erahnen vermögen.
Bedenklich ist überdies die noch vielfach und vielerorts mangelhafte Energieeffizienz, vor allem aber die grassierende Energieverschwendung. Aufgrund fehlender Suffizienz werden ausserdem vielfach neue Bedürfnisse geschaffen, die abzudecken sind.
Dazu sind jetzt politische Weichen gestellt worden. Der Atomausstieg ist beschlossen. Aber wann werden die Atommeiler abgestellt, wie lang müssen wir noch mit der potenziellen Gefahr leben? Wie schnell können wir für Wärme und Mobilität von den fossilen Brenn- und Treibstoffen wegkommen und ihre Restvorkommen für sinnvollere Zwecke nutzen?...aber: können wir uns den Umstieg ökonomisch leisten?
Die Studie der SES zu den Kosten der Energiewende bzw. jenen der Nicht-Wende beweist, dass eine zügig umgesetzte Energiewende spätestens ab 2040 -und bei einem Hochpreisszenario fossiler Energien schon ab 2020- kostengünstiger ausfällt als die Nicht-Wende. Kosten der (Nicht-)Energiewende – SES
Diese Erkenntnisse legen nahe, dass nicht nur ein sofortiges, zügiges Handeln geboten ist, sondern dieses letztlich wesentliche Vorteile bringt. Zwar rechnet die Studie im moderaten Szenario mit Mehrkosten von im Mittel 1% oder 41 CHF pro Person und Jahr. Aber ab 2040 fallen sogar tiefere Gesamtkosten an. Im Hochpreisszenario (Ölpreis 210 USD bis 2050) wirkt sich die Energiewende bereits in den ersten Jahren nach 2020 wirtschaftlich vorteilhaft aus, indem sie zu mittleren jährlichen Minderkosten von 3,3 Mrd. CHF, bzw. Einsparungen von 374 CHF pro Person und Jahr führt.
Die bisherigen Studien und deren Berechnungen berücksichtigten Nutzen und Gewinne der Energiewende kaum. Die künftige Energieversorgung muss nachhaltig sein, was kleinteilig, vielfältig, dezentral und erneuerbar bedeutet. Insbesondere Cleantech-Unternehmen und das lokale Gewerbe werden massiv profitieren können.
Die Stossrichtung ist klar: Energiewende ja, und zwar sofort! - aus energiepolitischer, versorgungstechnischer, volkswirtschaftlicher Sicht.
(Bild: Unternehmen mit neuen Technologien hoffen auf eine Energiewende, Tagesschau 04.10.2012, 19:30 Uhr - publiziert von SRF)
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