Als Bioenergie wird Energie bezeichnet, die aus Biomasse gewonnen wird. Bioenergie wird vom Bund gefördert, weil sie CO2-neutral und erneuerbar ist. Nach dem Atomausstieg wird der Bioenergie eine Schlüsselrolle zukommen, um die Energieversorgung sicherstellen zu können und weniger auf fossile Energieträger angewiesen zu sein. Auf der Exkursion konnte ein Überblick über die verschiedenen Verfahren zur Produktion von Biogas gewonnen werden.
Als erstes wurde die ARA Emmen besucht. Der bei der Abwasserreinigung anfallende Klärschlamm wird in sogenannten Faultürmen vergärt. Ein Teil des entstehenden Biogases wird in einer Aufbereitungsanlage gereinigt, damit es ins Erdgas-Netz eingespeist werden kann. „Die jährlich ins Netz abgegebene Biogasmenge entspricht knapp 400‘000 Litern Benzin“, teilte Betriebsleiter Alexander Kleiner mit. Mit dem restlichen Teil des Biogases wird ein Blockheizkraftwerk betrieben, welches Strom für rund 800 Haushalte liefert und Fernwärme produziert. Auf diese Weise kann aus Abwasser Strom, Gas und Wärme gewonnen werden.
Ein weiteres Beispiel, wie aus vermeintlichem Abfall Energie entstehen kann, liefert die Sägerei Steiner in Ettiswil. Dort wird aus Holzabfällen Strom für 80 Haushalte und Wärme für 60 Haushalte produziert. In einem Holzvergaser verschwelen (Verbrennung unter Sauerstoffmangel) die Holzschnitzel bei rund 1000 Grad Hitze. Die dabei entstehenden Gase werden von einem Verbrennungsmotor als Kraftstoff genutzt. Dieser treibt einen Generator an, der Strom erzeugt. Schon während des zweiten Weltkriegs waren wegen der Treibstoffknappheit umgerüstete Fahrzeuge mit Holzvergaser-Motoren unterwegs. Bevor der erste und noch einzige Holzvergaser in der Schweiz zum Laufen gebracht werden konnte, mussten jedoch zahlreiche bürokratische und technische Hürden überwunden werden.
"Nach wie vor ist es eine Pionierleistung, solche Anlagen in Betrieb zu nehmen."
Dr. Hans-Niklaus Müller (Stiftungsrat Luzerner Stiftung für Umweltinformation)
Als nächstes besuchten die Exkursionsteilnehmer den Wiggerhof in Altishofen. Die Landwirte Meinrad Pfister und Thomas Hunkeler betreiben zwei Schweinemast-Betriebe. Zusätzlich zur hofeigenen Gülle nehmen sie Güllelieferungen von benachbarten Betrieben an und produzieren damit im Nassvergärungsverfahren Biogas, das auf dem Hof in Strom umgewandelt wird. Auf diese Weise können 250 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Abwärme wird zur Beheizung der Ställe verwendet. Diese Biogasanlage gehört zu den ersten in der Schweiz; im November 2004 ging sie ans Netz. Bis heute konnte der Wirkungsgrad von Biogasanlagen erheblich gesteigert werden. „Mit dieser Grösse könnte heute doppelt so viel Strom produziert werden“, sagte Meinrad Pfister.
Ein weiterer Stopp auf der Studienfahrt galt der Kompogas Anlage in Wauwil. Die zur AXPO Holding AG gehörende Anlage verarbeitet Grünabfälle und Speisereste im Trockenvergärungsverfahren zu Biogas. Sie ist in der Lage, 800 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Abwärme der Anlage wird zur benachbarten Wauwiler Champignons AG weitergeleitet, dem letzten Halt der Exkursion. Die Abwärme wird zur Produktion von Speisepilzen eingesetzt und erlaubt es der Wauwiler Champignons AG, jährlich 300‘000 Liter Heizöl einzusparen. Im Gegenzug liefert der Pilzproduzent Ernteabfälle und gebrauchtes Substrat an die Kompogas Anlage, die daraus wiederum Strom produziert. So können Ressourcenkreisläufe geschlossen werden. Mit einer 3‘800 m2 grossen Photovalik-Anlage auf den Flachdächern kann die Wauwiler Champignons AG etwa die Hälfte des benötigten Stroms selbst herstellen. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, das gesetzte Ziel, die benötigte Energie selber zu produzieren, erreichen zu können.
Mit dem Besuch dieser Anlagen konnte ein umfassender Überblick über die derzeitigen Möglichkeiten der Biogas-Produktion anschaulich vermittelt werden.
Die nächste Exkursion der Luzerner Stiftung für Umweltinformation findet am 27. September 2013 zum Thema „Windkraft – Energie im Aufwind?“ statt.
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