Da die verträglichste Energie diejenige ist, die nicht produziert werden muss, ist die Reduktion des Energiebedarfs nicht nur der ökologischste, sondern auch der ökonomischste Weg. Deshalb bekommen das Energiesparen und der Einsatz effizienter Geräte einen hohen Stellenwert. Beides richtet sich an jeden Einzelnen, an sein Verhalten und seine Entscheidungen.
„Die Finanzkrise und ihre Folgen machen es deutlich: Handlungen, die nur auf kurzfristigen Erfolg abzielen, schaffen keinen langfristigen Nutzen! Diese Erkenntnis ist umso bedeutender, als wir künftig mit Herausforderungen umgehen müssen, die die Tragweite einer Finanzkrise weit übersteigen. Das Gute daran ist: Sie bergen gewaltige Chancen.“
Siegfried Gerlach, CEO Siemens Schweiz
Das Energie-Sparpotenzial ist enorm: in der Schweiz könnte allein bei den rd. 1,64 Millionen Wohngebäuden der Energieverbrauch mit intelligenten Steuerungen um 20 bis 60 Prozent gesenkt werden. Das Sparpotenzial in Industrie, Gewerbe und im Dienstleistungsbereich wird bei Antrieben und Prozessen auf 25 % und bei Prozesswärme und bei den Kommunikationstechnologien auf je 35 % geschätzt. Laut der Internationalen Energieagentur bleibt aber das Sparpotenzial weltweit bei Gebäuden um 80 % und in der Industrie um 50 % ungenutzt. Die Hauptursachen liegen dabei nicht in fehlender Technologie, sondern in ungünstigen Rahmenbedingungen und Investitionshindernissen!
In der Schweiz werden ebenfalls unvorteilhafte Rahmenbedingungen kritisiert, die Investitionen in das Energiesparen verhindern. Der Entwurf zum neuen Energiegesetz lässt keine Hoffnung auf Besserung zu, da sich dieses primär auf die teure und vergleichsweise unwirtschaftliche Gebäudeisolation konzentriert.
Die Steigerung der Energieeffizienz böte demgegenüber wesentliche Vorteile. Einerseits sind dazu die Investitionen vergleichsweise tief, die Natur und Landschaft werden nicht durch neue Kraftwerke und Installationen beansprucht und andererseits werden damit qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und die regionale Wertschöpfung gestärkt.
Das 13. Lifefair-Forum widmete sich dieser Thematik. Prominente Podiumsteilnehmer stellten sich der umfassenden und brillianten Analyse des CEO von Siemens Schweiz, Siegfried Gerlach. Er beurteilt die Steigerung der Energieeffizienz als Königsweg vor dem Hintergrund der drei Megatrends, die uns künftig stark beschäftigen werden und die globale Entwicklung insgesamt betreffen: der demografische Wandel mit Wachstum der Bevölkerung und deren Überalterung, die fortschreitende Urbanisierung und deren sozialen Probleme, der Klimawandel und seine unabsehbaren Folgen.
„Der Klimawandel ist Tatsache; die Politik muss handeln, die Wirtschaft muss umsetzen. Wenn wir nicht dramatische Konsequenzen ziehen, werden wir dies teuer zu bezahlen haben!“
Siegfried Gerlach, CEO Siemens Schweiz
Unser ökologischer Fussabdruck ist viel zu gross, da wir über unsere Verhältnisse leben. Das zwingt uns, Ressourcen zu sparen und effizienter einzusetzen. Heute bereits einsetzbare Technologien brächten enorme Einsparungen. Dies trifft vor allem auf Gebäude als grösste Energiefresser und insbesondere auf die Städte zu, wo rund 80 % der CO2-Emissionen anfallen. Hier sieht Gerlach -vorallem auch aufgrund der Ergebnislosigkeit der zwar regelmässig stattfindenden aber auch regelmässig ergebnislos verlaufenden Klimakonferenzen- den künftig erfolgversprechendsten Ansatz. Erfahrungen zeigen, dass mit den erzielten Einsparungen die Massnahmen problemlos finanziert werden können. Für München beispielsweise sind entsprechende Investitionen vom 13 Milliarden Euro errechnet worden, die Einsparungen in der Grössenordnung von 30 Milliarden Euro zur Folge haben. Berlin hat diese Renovationen bereits durchgeführt und dafür kein Geld in die Hand nehmen müssen, da sich die Technologien durch geringere Energiekosten in der Höhe von jährlich 6 Mio. Euro praktisch von selbst finanzieren.
Übertragen auf Zürich würden Investitionen von etwa 6-7 Milliarden Franken anfallen, die Einsparungen von rund 15 Milliarden Franken ergäben.
Das Einsparpotenzial von Geräten und Maschinen darf überdies nicht ausser Acht gelassen werden, erscheint daneben aber viel weniger bedeutend. Einen nicht zu vernachlässigenden Anteil nimmt ausserdem die Mobilität ein. In beiden Bereichen müssten die Effizienz- und Sparpotenziale wesentlich besser genutzt werden. Heute gilt es zu entscheiden, veraltete, ineffiziente, umweltbelastende und unter dem Strich teure Infrastrukturen am Leben erhalten werden oder ob zeitgemässe, effiziente, umweltgerechte und kostengünstigere Infrastrukturen eingesetzt werden.
„Dabei müssen wir Ökologie nicht in erster Linie als "Grüne Politik" verstehen, sondern als wirtschaftliche Chance."
Siegfried Gerlach, CEO Siemens Schweiz
Eine konsequente Energieeffizienz-Strategie ergibt eigentlich nur Gewinner: Schonung der Umwelt, Vorteil für die Bevölkerung, wirtschaftlicher Erfolg für die Unternehmen, also eine win-win-win – Situation.
Im Gegensatz zur Förderung erneuerbarer Energien ist die Energieeffizienz aber nicht prominent platziert.
Es stellt sich also nicht die Frage „Energieeffizienz: Königsweg oder Stiefkind“, sondern es gilt leider die Feststellung „Energieeffizienz: Königsweg und Stiefkind“!
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