Bislang werden die radioaktiven Abfälle der Schweiz im Zwischenlager in Würenlingen (AG) gestapelt. 1996 wurde das Projekt Mont Terri bei St. Ursanne gestartet. Vom Bundesamt für Landestopografie (Swisstopo) geleitet, verfolgt das Projekt das Ziel, Mineralien auf ihre Tauglichkeit für die Endlagerung zu untersuchen. Hierfür wurde 300 Meter unter dem Boden ein riesiges Felslabor errichtet. 15 internationale Partner sind beteiligt, darunter die nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle in der Schweiz (NAGRA) und das eidgenössische Nuklearinspektorat (ENSI).
Der Fokus in Mont Terri liegt auf der Erforschung des Opalinustons – einem Sedimentgestein, das ausgesprochen gute Eigenschaften für den Einschluss radioaktiver Abfälle aufweisen soll. Opalinuston ist von Natur aus nahezu wasserdicht. Dringt dennoch Wasser in das Tongestein, zum Beispiel durch Risse oder Klüfte, so quillt der Ton auf, verschliesst sich und dichtet sich damit selbst gegen das Eindringen weiterer Flüssigkeit ab. Ausserdem besitzt Opalinuston eine ausgesprochen grosse innere Oberfläche, so dass Schadstoffe in äusseren Lagen haften bleiben und nicht ins Zentrum gelangen können.
„Geplant ist bis ins Jahr 2030 der Bau eines Endlagers für schwach- und mittelaktive- und bis 2040 eines für hochradioaktive Abfälle. Im Juni 2006 kam die Landesregierung zum Schluss, dass die Endlagerung von hochaktivem Abfall in einem geologischen Tiefenlager machbar ist.“
Schweizer Nachrichten (SWI).
Bisher wurden in Mont Terri zahlreiche Experimente durchgeführt, welche die Machbarkeit eines geologischen Tiefenlagers belegen. Ein Besucherzentrum sowie buchbare Exkursionen in die Felsstollen lassen die Bevölkerung an diesen erfreulichen Erkenntnissen teilhaben – und erhöhen nicht zuletzt die Akzeptanz für die Endlagerung. Doch gerade diese positiven Resultate führen zu einem unbegründeten Optimismus, was die Zukunft der Atomenergie angeht.
Zum einen existiert das Felslabor seit weniger als 20 Jahren. Diese Dauer scheint beinahe mikroskopisch klein angesichts der Tatsache, dass Atommüll während mindestens 10‘000 Jahren weiterstrahlt. Auch wenn der Opalinuston über positive Eigenschaften für die Endlagerung verfügt, lässt sich daraus keineswegs schliessen, dass die Sicherheit auch nach Jahrtausenden noch gewährleistet ist. Es grenzt schlicht an eine Unmöglichkeit, die Entwicklung des Lagergesteins für die weiteren Jahrtausende mit Sicherheit voraussagen zu können.
Doch selbst wenn dies gelingen sollte, besteht ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem: wie können wir zukünftige Generationen auf die Gefahren des Endlagers hinweisen? Mit Schriftzeichen, strahlenden Körpern oder doch besser mit abschreckenden Totenköpfen? Denn vermutlich wird nach Tausenden von Jahren niemand mehr wissen, wo der Atommüll genau begraben liegt. Dieser muss nicht nur gekennzeichnet, sondern auch dauernd überwacht werden. Dies über Jahrtausende sicherzustellen, dürfte eine grosse Herausforderung sein.
Solange diese Fragen nicht umfassend geklärt sind, sollte klar sein, dass wir auf zusätzlichen Atommüll verzichten müssen – nicht nur zu unserem eigenen Schutz, sondern vor allem auch zum Schutz der zukünftigen Generationen und deren Umwelt.
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