Sind im Aargau Windräder bald verboten?

Im Kanton Aargau unternehmen Atomkraftbefürworter zurzeit alles, um der Windkraft den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Komitee der Volksinitiative «Windkraftmoratorium Aargau» hat bereits 2‘800 von insgesamt 3‘000 benötigen Unterschriften gesammelt, um die Initiative zur Abstimmung zu bringen. Die Argumente der Initianten sind teils haarsträubend.

Noch bis zum 17. Mai haben Cornelius Andreaus, Yvonne Bieri und weitere Mitbegründer der Volksinitiative «Windkraftmoratorium Aargau» Zeit, die restlichen 200 Unterschriften aufzutreiben. Die Forderungen des Komitees: Der Kanton soll keine Windkraftanlagen bewilligen, solange Atomkraftwerke in Betrieb sind und zudem nicht eindeutig bewiesen ist, dass für eine ausreichende Stromversorgung der Schweiz Windenergie aus dem Kanton Aargau notwendig ist.
 
Die Initiative hat auch rückwirkenden Charakter: Bereits im Richtplan eingetragene Anlagenstandorte müssten nach einer Annahme des Moratoriums wieder gestrichen werden. Dies gilt für fünf geplante Projekte, die Windstrom für rund 100'000 Menschen generieren könnten.

„Von allen Kraftwerken sollen die gleichen Bedingungen verlangt werden. Sie müssen marktfähig, günstig, sicher, umweltschonend und effizient sein. Das erfüllen alle Wasser- und Kernkraftwerke in der Schweiz problemlos.“
Initiativkomitee Windkraft-Moratorium Aargau

Als Anwohner ist Initiant Andreaus direkt betroffen von einem geplanten Windparkprojekt in den Gemeinden Oberhof AG und Kienberg SO. Zwar bestreitet Andreaus, dass dies das einzige Motiv für seinen Kampf sei: Im Gegensatz zu Atomkraftwerken erfülle Windkraft wichtige Anforderungen wie Wirtschaftlichkeit, Umweltfreundlichkeit und Sicherheit nicht. Angesichts der Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima ein sehr abstruses Argument! Es ist eine Utopie, zu glauben, Atomkraftwerke wären wirtschaftlich und umweltfreundlich. Gerade auch weil bekannt ist, dass Uralt-Reaktoren wie Mühleberg und Beznau gravierende Sicherheitsmängel aufweisen. Andreaus betont weitere negative Aspekte von Windkraftanlagen: ein zerstörtes Landschaftsbild, entwertete Liegenschaften, tote Vögel, Lärm und Schattenwurf.

Ein derartiger Vergleich ist im Hinblick auf das immense Katastrophenpotential eines Atomreaktorunfalls geradezu absurd. Ausserdem überschätzt das Initiativkomitee die Nachteile von Windparks stark: Gemäss Bundesamt für Energie (BFE) ist der Grossteil der Anwohner von Windenergieanlagen in der Schweiz der Windenergie gegenüber positiv eingestellt. Nur gerade 6% geben an, dass sie sich durch die Anlagen gestört fühlen.

„Die Mehrheit (78%) der Anwohner von Windpärken in der Schweiz befürwortet die Windenergie. Ein vergleichbar grosser Anteil (76%) gibt an, dass die Windkraftanlagen keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf das Wohlbefinden hätten.“
Bundesamt für Energie (BFE)

Werden Standorte für Windparks sorgfältig geprüft, können Störfaktoren wie Lärm und Schattenwurf leicht eliminiert werden. Schwieriger ist es, die Gefahr für Vögel abzuschätzen. Die Vogelwarte Sempach ist allerdings optimistisch: Wichtig sei, den Standort genau zu prüfen und darauf zu achten, dass Windenergieanlagen nicht in Vogelzugsgebieten oder Naturschutzgebieten errichtet würden. Auch durch die Freihaltung grosser, offener Flächen und eine bestimmte Anordnung der Windräder könne man dieser potentiellen Gefährdung entgegen treten.

Laut Bundesamt für Energie (BFE) sind in der Schweiz derzeit 34 grosse Windkraftanlagen in Betrieb. Bis im Jahr 2050 soll die Stromleistung durch Windenergie von aktuell 108 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr auf 4‘300 GWh ansteigen. Das Bundesamt für Energie lehnt das «Windkraftmoratorium Aargau» klar ab. Auch von Seiten der Politik bläst den Initianten ein rauer Wind entgegen. Nur gerade mal eine Partei – die FDP – unterstützt die Vorlage.

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