Das dreckige Geschäft mit Braunkohle boomt

Einen Tag nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 wurde in Deutschland der Atomausstieg beschlossen. Seiter produziert Deutschland allerdings nicht etwa sauberen Strom: Der Grossteil stammt aus Braunkohle – dem klimaschädlichsten Energieträger überhaupt. Der schmutzige Strom fliesst auch in die Schweiz. 

Trotz politisch verkündeter «Energiewende» stammt heute fast die Hälfte des deutschen Stroms aus Kohlekraftwerken. Deutschland ist der grösste Braunkohleproduzent der Welt, noch vor China und den USA. 162 Milliarden Kilowattstunden Strom wurden 2013 in Braunkohlekraftwerken erzeugt, wie Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen bestätigen – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Der Kohleabbau boomt so sehr, dass mittlerweile an acht von zehn Tagen Elektrizität exportiert wird. Über den europäischen Strommarkt fliessen laut der Schweizerischen Energiestiftung SES rund 5 Prozent des dreckigen Braunkohle-Stroms auch in die Schweiz. Dies entspricht dem Stromverbrauch einer grösseren Stadt wie Zürich.

„Braunkohle ist Klimakiller Nummer eins“.
Dirk Jansen, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland BUND

Strom aus Braunkohle ist deshalb so beliebt, weil er offenbar billig ist – die Umwelt jedoch zahlt einen hohen Preis. Braunkohle ist der dreckigste Energieträger überhaupt. Laut Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) wird pro Tonne verfeuerter Rohbraunkohle unabhängig vom Wirkungsgrad der Kraftwerke unweigerlich eine Tonne des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt. Auch die Emissionen von jährlich mehreren hundert Kilogramm giftigem Quecksilber pro Kraftwerk, sowie Feinstaub, Arsen und Cadmium belasten die Anwohner.

Doch auch lokal richtet der Kohletagebau immense Schäden an. Die Abbaugebiete gleichen kargen Mondlandschaften, und das Grundwasser wird um mehrere hundert Meter abgesenkt. In der Lausitz – einem der grössten Kohleabbaugebiete Deutschland – sind durch die stetige Kohleförderung Grundwasser und Restlochseen versauert und mit Schadstoffen wie Eisenocker belastet. Nun will der schwedische Staatskonzern Vattenfall fünf neue Tagebaue errichten. Die geplanten Anlagen sind so gross wie 15’126 Fussballfelder. Riesige Waldflächen, Wiesen und ganze Dörfer würden für das Vorhaben platt gewalzt – über 3‘000 Menschen würden ihre Heimat verlieren und auch historischwetvolle und baugeschichtlich bedeutende Häuser müssten weichen.

In der Schweiz hagelt es Kritik von Umweltschützern und Politikern. SP-Nationalrat Eric Nussbaumer fordert deshalb in der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens, der Strom müsse in Zukunft mindestens mit einer »Dreckstrom«-Abgabe belastet werden oder besser ganz ausgeschlossen werden, indem nur Strom aus erneuerbaren Energien importiert wird.

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