Ein Fernwärmenetz besteht aus sehr gut isolierten Leitungen, welche heisses Wasser transportieren. Am Bestimmungsort können mit diesem Wasser Räume geheizt, Boiler erhitzt, Lüftungsanlagen erwärmt oder industrielle Prozesse ermöglicht werden. Das abgekühlte Wasser wird zur Wärmezentrale zurückgeleitet und dort erneut erhitzt.
Wo Abwärme entsteht
Abwärme nennt man den Teil der Wärme, der von einem physikalischen Körper an die Umgebung abgegeben wird.
Im Heizkraftwerk nutzt man beispielsweise Dampf, um Turbinen anzutreiben, welche mit Hilfe von Stromgeneratoren Elektrizität liefern. Ein Teil des Dampfdrucks geht durch die Nutzung verloren, der Dampf kühlt sich ab. Seine Kraft reicht nicht mehr für die Stromproduktion, doch er ist nach wie vor sehr heiss. Mit dieser Restwärme kann Wasser aufgeheizt werden, welches dann ins lokale Fernwärmenetz eingespeist wird. Die Fernwärmenutzung führt zur Effizienzsteigerung des Kraftwerks. Früher setzte man die Restwärme bloss als Abwärme frei.
In einem Stahlwerk werden grosse Mengen von Metallen geschmolzen – der Hauptbestandteil von Stahl ist Eisen. Die Schmelztemperatur dessen liegt bei 1538 Grad Celsius. Während des Prozesses müssen gewisse Teile der Produktionskette mit Wasser gekühlt werden. Das Wasser wird dadurch erhitzt. Ausserdem hat das fertige Stahlelement am Schluss des Produktionszyklus sehr viel Restwärme. Bis anhin werden solche Teile in der Swiss Steel in Emmenbrücke an der Luft fertig ausgekühlt. Insgesamt entsteht sehr viel heisses Wasser und heisse Abluft. In Zukunft möchte man diese Abwärme für Fernwärme nutzen. 2017 sollen die Bauarbeiten beginnen.
Moderner Wohnungsbau und Fernwärme – ein Widerspruch?
Neubauten werden heute häufig mit Minergie-Standard oder zumindest energieeffizient erstellt. Viele Hausbesitzer entscheiden sich für Holzpellets oder –schnitzel, Wärmepumpen oder Solarzellen und Photovoltaik sowie Kombinationen davon. Auch moderne Shopping-Zentren werden fast autark gebaut. Die Fernwärme findet also nicht mehr ganz so reissenden Absatz wie auch schon.
Trotzdem ist es unbedingt zu begrüssen, Abwärme nicht in die Umwelt zu entlassen, sondern in Form von Fernwärme weiterzuverwenden. Nach wie vor sind viele Häuser nicht autark. Zurzeit gehören grössere Einkaufszentren, Verwaltungsgebäude und diverse Gemeinden aber auch Schwimmbäder, Betagtenzentren und Spitäler zu den Kunden der Schweizer Fernwärme-Lieferanten. Im Fernwärmenetz Rontal werden im Rahmen der Neu-Entstehung auch Private an das Netz angeschlossen und seit Oktober diesen Jahres von der Renergia mit Fernwärme versorgt.
Schaut man sich Fernwärmenetze auf einer Weltkarte an, wird deutlich, dass sie vor allem dort vorhanden sind, wo der Staat die Verantwortung dafür trägt, dass sein Volk in warmen Unterkünften lebt. Dort wird möglichst keine Energie verschwendet. In Ländern, in denen die Marktwirtschaft regiert, tendieren die Bewohner zu anderen Entscheidungen.
Fernwärme ist nicht unbedingt die preisgünstigste Lösung, aber eine sehr saubere. Laut ESU-services GmbH ist Fernwärme weniger umweltbelastend als jede andere Form der Heizung. Sogar Wärmepumpen, Erdgas und Holzlösungen müssen sich geschlagen geben.
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