Aus Abwärme wird Fernwärme

09 Dez 2015
Auch Fernwärmeleitungen müssen Flüsse überqueren. Sie an die Brücke zu hängen, ist eine sichere Methode. Auch Fernwärmeleitungen müssen Flüsse überqueren. Sie an die Brücke zu hängen, ist eine sichere Methode.

Das Prinzip der Fernwärme ist einfach: Wenn in einem Unternehmen durch Arbeitsprozesse Abwärme entsteht, kann diese weitergeleitet, anstatt in die Umgebung abgegeben werden. Kehrichtverbrennungsanlagen, Industriebetriebe und Atomkraftwerke speisen in der Schweiz Fernwärmenetze.

Ein Fernwärmenetz besteht aus sehr gut isolierten Leitungen, welche heisses Wasser transportieren. Am Bestimmungsort können mit diesem Wasser Räume geheizt, Boiler erhitzt, Lüftungsanlagen erwärmt oder industrielle Prozesse ermöglicht werden. Das abgekühlte Wasser wird zur Wärmezentrale zurückgeleitet und dort erneut erhitzt.

Wo Abwärme entsteht

Abwärme nennt man den Teil der Wärme, der von einem physikalischen Körper an die Umgebung abgegeben wird.

Im Heizkraftwerk nutzt man beispielsweise Dampf, um Turbinen anzutreiben, welche mit Hilfe von Stromgeneratoren Elektrizität liefern. Ein Teil des Dampfdrucks geht durch die Nutzung verloren, der Dampf kühlt sich ab. Seine Kraft reicht nicht mehr für die Stromproduktion, doch er ist nach wie vor sehr heiss. Mit dieser Restwärme kann Wasser aufgeheizt werden, welches dann ins lokale Fernwärmenetz eingespeist wird. Die Fernwärmenutzung führt zur Effizienzsteigerung des Kraftwerks. Früher setzte man die Restwärme bloss als Abwärme frei.

In einem Stahlwerk werden grosse Mengen von Metallen geschmolzen – der Hauptbestandteil von Stahl ist Eisen. Die Schmelztemperatur dessen liegt bei 1538 Grad Celsius. Während des Prozesses müssen gewisse Teile der Produktionskette mit Wasser gekühlt werden. Das Wasser wird dadurch erhitzt. Ausserdem hat das fertige Stahlelement am Schluss des Produktionszyklus sehr viel Restwärme. Bis anhin werden solche Teile in der Swiss Steel in Emmenbrücke an der Luft fertig ausgekühlt. Insgesamt entsteht sehr viel heisses Wasser und heisse Abluft. In Zukunft möchte man diese Abwärme für Fernwärme nutzen. 2017 sollen die Bauarbeiten beginnen.

Moderner Wohnungsbau und Fernwärme – ein Widerspruch?

Neubauten werden heute häufig mit Minergie-Standard oder zumindest energieeffizient erstellt. Viele Hausbesitzer entscheiden sich für Holzpellets oder –schnitzel, Wärmepumpen oder Solarzellen und Photovoltaik sowie Kombinationen davon. Auch moderne Shopping-Zentren werden fast autark gebaut. Die Fernwärme findet also nicht mehr ganz so reissenden Absatz wie auch schon.

Trotzdem ist es unbedingt zu begrüssen, Abwärme nicht in die Umwelt zu entlassen, sondern in Form von Fernwärme weiterzuverwenden. Nach wie vor sind viele Häuser nicht autark. Zurzeit gehören grössere Einkaufszentren, Verwaltungsgebäude und diverse Gemeinden aber auch Schwimmbäder, Betagtenzentren und Spitäler zu den Kunden der Schweizer Fernwärme-Lieferanten. Im Fernwärmenetz Rontal werden im Rahmen der Neu-Entstehung auch Private an das Netz angeschlossen und seit Oktober diesen Jahres von der Renergia mit Fernwärme versorgt.

Schaut man sich Fernwärmenetze auf einer Weltkarte an, wird deutlich, dass sie vor allem dort vorhanden sind, wo der Staat die Verantwortung dafür trägt, dass sein Volk in warmen Unterkünften lebt. Dort wird möglichst keine Energie verschwendet. In Ländern, in denen die Marktwirtschaft regiert, tendieren die Bewohner zu anderen Entscheidungen.

Fernwärme ist nicht unbedingt die preisgünstigste Lösung, aber eine sehr saubere. Laut ESU-services GmbH ist Fernwärme weniger umweltbelastend als jede andere Form der Heizung. Sogar Wärmepumpen, Erdgas und Holzlösungen müssen sich geschlagen geben.

Bildergalerie

  • Click to enlarge image 15_12_09_Fernwaerme_Profil_2_ebwsb_entpers.png Fernwärmeleitungen werden auch unter Strassen weitergeführt. Hier ein Profil der aktuellen Baustelle am Seetalplatz in Emmen (Quelle: Emch+Berger WSB)
  • Click to enlarge image 15_12_09_Fernwaerme_Profil_ebwsb.png Damit der heisse Inhalt nicht abkühlt sind die Rohre doppelwandig. Der Schaum dazwischen sorgt dafür, dass sie sich mit den Umgebungstemperaturen ausdehnen und zusammenziehen können ohne zu bersten. (Quelle: Emch+Berger WSB)
  • Click to enlarge image 15_12_09_IMG_20151203_131705_Lolo.jpg Fernwärmeleitungen die im Freien sichtbar sind, sind schwarz isoliert, um den Wärmeverlust zu minimieren. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image 15_12_09_ewl_Fernwaerme_Schema.png Schema wie die Fernwärmeleitung funktioniert. (Quelle: ewl-fernwärme.ch)
  • Click to enlarge image 15_12_09_ewl_Fernwaerme_Waermeuebergabestationen.jpg Die Wärmeübergabestationen brauchen weniger Platz als ein Öltank. (Quelle: ewl-fernwärme.ch)

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail [email protected]

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.