Smart Home – wenn das Haus cleverer wird als die Bewohner

26 Jul 2016
Eine Schaltzentrale in einem Muster-Smart Home in Paderborn. Eine Schaltzentrale in einem Muster-Smart Home in Paderborn.

Energieeffizienz in Zukunft: Smart Living verspricht Stromeinsparungen durch reduzierte Leistungen sowie kompletter Ausschaltung von Geräten bei Abwesenheit der Bewohner. Stromressourcen sollen optimierter genutzt werden. Energiesparen für Fortgeschrittene oder einfach nur elektronischer Schnickschnack?

Smart Home, Smart Living, intelligentes Wohnen: Sie bezeichnen eine zukunftsorientierte, weitsichtige (eben intelligente) Wohnweise, welche komfortabel, sicher und effizient sein soll. In einem intelligent Home werden Heizung, Lüftung, Storen, Fenster, Türen, Lampen, Küchengeräte, Heimelektronik etc. über ein (oder mehrere) zentrale mobile Geräte gesteuert.

Bei der Abfahrt in die Ferien können alle Geräte ausgeschaltet sowie die Heizung abgestellt werden; während den Ferien kann die Anwesenheit mit Rollladen- oder Lichtaktivität simuliert werden und bei der Rückkehr nach Hause kann im Vorfeld die Heizung angestellt werden, so dass die Räume bei der Ankunft wohlig warm sind. Bezüglich Sicherheit registriert das System ungewohnte Bewegungen und sendet Überwachungsbilder direkt an das steuernde Mobiltelefon, so dass ein Alarm sofort ausgelöst werden kann.

Potenzial

Solche Konzepte haben grosses Potenzial. Nebst dem Komfort, den sie bieten, sollen sie auch unseren verschiedenen Lebenslagen gerecht werden. Eine vernetzte und mit Sensoren ausgestattete Wohnung soll uns auch im Alter das Bewegen in den eigenen vier Wänden erleichtern. Stürze sollen mittels Sensoren ermittelt und ein Notruf ausgelöst werden können.

Zudem sollen diese Konzepte energiesparend sein. Das Aufzeichnen und Aufzeigen von Stromfressern sowie aktuellen Stromzahlen kann helfen den Energieverbrauch in Haushaltungen zu senken. Die Technik soll ausserdem selber interagieren: Ein geöffnetes Fenster schaltet die Heizung im Raum aus, um keine Energie zu verschleudern. Bei direkter Sonneneinstrahlung werden in warmen Jahreszeiten die Rollläden automatisch gesenkt, um den Raum nicht zu sehr aufzuheizen – im Winter dagegen wird die Sonne genutzt, um die Heiztätigkeit einzuschränken.

Das Konzept von Smart Living reicht aber eigentlich noch viel weiter. Es sollen smarte Siedlungen entstehen, welche mit Stromerzeugen und Stromspeicher vernetzt sind und die Stromverteilung selbstständig koordinieren (Smart Grid). Aufgrund des Übergangs zu mehr Wind- und Sonnenenergie soll Smart Grid den Wechsel von nachfragegesteuerter Produktion zu angebotsgesteuertem Verbrauch ermöglichen.

Umsetzung

Solche Smart Home-Pakete sind bereits im Handel erhältlich. Modulartig lassen sich die gewünschten Elemente kaufen, welche über Feuchtigkeit, Rauch, An- und Abwesenheiten, Strombezug und weiteres informieren. Sensoren, Bewegungsmelder, Kameras, Zwischenstecker etc. können das eigene Heim zumindest teilweise in ein Smart Home umrüsten (beispielsweise bei Swisscom oder Pro Living). Eine komplette Vernetzung der Gerätschaften ist aber am kostengünstigsten bei der Planung eines Neubaus.

Nachteile

Smart Living verspricht uns Kontrolle, Übersicht und Einsparungen. Durch die Steuerung über Smartphones oder Tablets gelangen wir aber in eine weitere Abhängigkeit der Elektronik. Die zentrale Steuerung schafft damit ein grösseres Ausfallpotenzial.

Mittels Aufzeichnung und Registrierung all unserer Gewohnheiten wird ein weiteres riesiges Datenvolumen geschaffen. Wem gehören diese Daten? Wo werden sie gespeichert? Und was, wenn sie gehackt und missbraucht werden? Tatsächlich sind einige Fälle von Hackerangriffen in der Vergangenheit aufgetaucht und haben grobe Sicherheitslücken der Hersteller aufgezeigt. Informieren Sie sich gründlich über mögliche Lecks eines Herstellers. Experten empfehlen zudem Vernetzung mittels Kabel statt WLAN, da die kabellose Variante einfacher gestört werden kann.

Die komplette Nachrüstung eines bereits gebauten Hauses scheint nicht sinnvoll. Zu viele Komponenten (Fensterautomatismen, Rollladenelektronik etc.) müssen aufeinander abgestimmt werden.

Zukunftsträchtig

Erste Produkte sind auf dem Markt, gleichzeitig wird intensiv weitergeforscht und getüftelt. Forschungsstätten wie das iHomeLab der Luzerner Hochschule für Technik und Architektur oder das smart living lab der Universität Fribourg, der ETH Lausanne und der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg entwickeln laufend neue Komponenten und Verfahren. Für Interessierte macht das iHomeLab in Horw einmal monatlich öffentliche Führungen (nächster Termin 17.08.16).

Smart Living hat Potenzial. Mit der Reaktion auf neue Wohn- und Arbeitssituationen, Energiemärkte und Technologien stehen die Chancen gut, dass diese Konzepte innerhalb der nächsten Jahre vermehrt Fuss fassen. Bleibt zu hoffen, dass diese Vernetzung vor allem auch der Energieeinsparung dient und den Stromverbrauch durch die Installationen nicht weiter explodieren lassen.

 

Weiterführende Informationen/Quellen:
iHomeLab
smart living lab
Swisscom ICT-WG

 

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